Pressemitteilung | (BDEW) Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.

Immer noch viermal teurer ist Gas im Großhandel im Vergleich zur Vorkrisenzeit

(Berlin) - Nach einer langen Phase mit historisch hohen Gaspreisen sind die Preise im Gas-Großhandel zuletzt gefallen. Nachdem die Großhandelspreise im vergangenen Jahr am Terminmarkt, an dem die Gasversorger den Großteil des künftig benötigten Gases beschaffen, im Schnitt 117 Euro je Megawattstunde (MWh)* betrugen, sind es seit einigen Wochen rund 70 Euro.

Dies entspricht zwar etwa dem Niveau, auf dem sich die Preise kurz vor Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine bewegten. Allerdings sind die Großhandelspreise damit immer noch fast viermal so hoch wie vor den Krisenjahren: In den Jahren 2020/21 führte zuerst die Corona-Pandemie und dann im vergangenen Jahr der Angriffskrieg gegen die Ukraine zu Verwerfungen auf den Energiemärkten. Im Mittel der Jahre 2015 bis 2019 lag der durchschnittliche Gaspreis im Großhandel bei rund 18,50 Euro/MWh.

"Die aktuell gesunkenen Preise im Gasgroßhandel sind ein gutes Zeichen, jedoch noch kein Grund zur Entwarnung", sagt Andreae. "Noch immer sind die Preise auf einem Niveau, das wir noch vor einigen Jahren für undenkbar gehalten haben. Zudem ist und bleibt die Preisentwicklung im Gasgroßhandel volatil. Niemand weiß, wie sich die Preise in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln."

Dass die Preise schon im Jahr 2021 deutlich gestiegen sind, ist vor allem auf die konjunkturelle Erholung nach der Hochphase der Corona-Pandemie zurückzuführen. Damals stieg global die Nachfrage nach Vorprodukten und Rohstoffen und ließ die Preise im Laufe des Jahres 2021 international stark steigen. Im Durchschnitt lag der Preis 2021 bereits bei 34 Euro/MWh und lag damit bereits fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Jahre 2015 bis Anfang 2019.

Dank langfristiger Beschaffungsstrategien, die die meisten Energieversorger verfolgen, wirkten sich die drastisch gestiegenen Börsengaspreise aber nicht 1:1 und nicht unmittelbar auf die Endkundenpreise aus. Ein großer Teil der Energie, die im vergangenen Jahr an die Endkunden geliefert wurde, wurde noch vor der Krise zu günstigeren Preisen gekauft.

"Die Kunden haben vergangenes Jahr von dieser langfristigen Beschaffung profitiert. Die Strategie der Versorger glättet die Entwicklungen an den Energiebörsen und schützt die Kunden vor starken Preissprüngen. Dies bedeutet aber auch, dass sich nun der temporär gesunkene Einkaufspreis erst später auf die Endkundenpreise auswirkt", sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. "Zudem gewährleisten die Unternehmen mit dieser langfristigen Beschaffungsstrategie die sichere Gas-Versorgung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Eine allein auf kurzfristige Preisschwankungen setzende Beschaffungs-Strategie ist dagegen mit höheren Versorgungsrisiken verbunden, wie wir es rund um den Jahreswechsel 2021/2022 mit den Pleiten von unseriösen Billig-Anbietern erleben mussten."

Hintergrund: Was ist der Unterschied zwischen Spotmarkt und Terminmarkt?

Am Spotmarkt wird kurzfristig lieferbares Gas gehandelt. Kurzfristig bedeutet in diesem Zusammenhang einen Tag im Voraus. Auf dem Terminmarkt hingegen werden Lieferverträge bis zu sechs Jahre im Voraus geschlossen.

Die Versorger decken sich am Terminmarkt mit einem Großteil des von ihnen prognostizierten Bedarfs ein. Die am Spotmarkt eingekauften Mengen dienen insbesondere dem kurzfristigen Ausgleich von prognostiziertem und tatsächlichem Verbrauch der nächsten 24 bis 48 Stunden.

*Alle Preisangaben beziehen sich auf Jahresfutures für das folgende Lieferjahr.

Quelle und Kontaktadresse:
(BDEW) Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. Julia Löffelholz, Pressereferentin Reinhardtstr. 32, 10117 Berlin Telefon: (030) 300199-0, Fax: (030) 300199-3900

(jg)

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