Pressemitteilung | Institut Arbeit und Technik

In NRW sind mehr Ältere länger ohne Beschäftigung als in Westdeutschland / Neuer IAT-Report untersucht Altersarbeitslosigkeit

(Gelsenkirchen) - Die Brücken zwischen Arbeit und Ruhestand werden länger und schmaler. Dabei stehen die Älteren aus Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu Westdeutschland deutlich schlechter da, denn während in Westdeutschland die Beschäftigungslosigkeit Älterer insgesamt weiter abnimmt, sind im größten Bundesland anteilig nicht nur mehr Ältere beschäftigungslos, sondern sie bleiben es auch länger und kehren weniger häufig in die Erwerbstätigkeit zurück. Das geht aus dem jetzt online erschienenen IAT-Report 2005-05 hervor, in dem Elke Dahlbeck und Sascha Wojtkowski vom Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) die Beschäftigungslosigkeit Älterer in NRW untersuchen.

Die registrierte Arbeitslosigkeit der 50- bis unter 65-Jährigen ist seit 1999 zwar insgesamt rückläufig, in der Gruppe der „jungen Alten“ (50 bis unter 55) nimmt sie aber wieder zu. Seit 2001 wird die so genannte „58er Regelung“ (Leistungsbezug unter erleichterten Voraussetzungen nach § 428 SGB III) verstärkt in Anspruch genommen. Rechnet man diese Personen mit, so weist die Beschäftigungslosigkeit Älterer in NRW seit 2003 einen steigenden Trend auf, während sie in Westdeutschland stagniert. Mittlerweile nimmt jeder zweite Leistungsbezieher im Alter von 55 bis unter 65 Jahren den „Leistungsbezug unter erleichterten Voraussetzungen“ in Anspruch, mit der Folge, dass zumindest ein Anstieg der statistisch ausgewiesenen Altersarbeitslosigkeit vermieden wird.

Um Abschlagsregelungen zu vermeiden, verschieben viele Versicherte ihren Renteneintritt. Damit verlängert sich die Brücke zwischen Erwerbsaustritt und Renteneintritt. Die Altersteilzeit als weitere „Brücke“ mildert dieses Problem ab, indem sie Altersarbeitslosigkeit in eine Freistellungsphase umdefiniert, in der die Betroffenen als Beschäftigte gelten. Die Brücke zwischen Arbeit und Ruhestand wird aber auch schmaler: Mit dem Auslaufen der Übergangsregelungen zur Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes bis zum 31.01.2006 werden alle älteren Arbeitslosen die verschärften Bedingungen von „Hartz IV“ zu spüren bekommen. „Es erscheint möglich, dass der Trend zum späteren Renteneintritt dadurch wieder umgekehrt wird, da für viele die vorzeitige Rente selbst mit Abschlägen attraktiver sein wird als das „Arbeitslosengeld II“, vermuten die IAT-Wissenschaftler.

In welchem Lebensalter allerdings dieser „Umschlagspunkt“ erreicht wird, hängt u. a. vom früheren Einkommen, den bereits erworbenen Rentenansprüchen, dem Zeitpunkt des Eintritts in Arbeitslosigkeit, der Familienkonstellation und der Vermögens- und Einkommenssituation des Haushalts insgesamt ab, so dass Prognosen praktisch unmöglich sind. Mit Sicherheit aber wird das Problem durch das Auslaufen der Altersteilzeitförderung ab 2010 verschärft werden. „Die anwachsende Gruppe der arbeitslosen „jungen Alten“ wird nicht mehr auf die bisherigen Regelungen zurückgreifen können. Damit wird das Gespenst der Altersarmut, das aktuell gebannt erscheint, wieder zu einer ernst zu nehmenden Bedrohung“, fürchten die IAT-Wissenschaftler.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut Arbeit und Technik Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen Telefon: 0209/17070, Telefax: 0209/1707110

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