Integrationsfreudigem Wortgeklingel müssen endlich Taten folgen / Bildungsgewerkschaft zum Internationalen Symposium der Bundesregierung Integration durch Bildung im 21. Jahrhundert
(Frankfurt/Berlin) Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat angemahnt, Kindern und Jugendlichen aus Einwandererfamilien die gleichen Chancen zu geben wie Mädchen und Jungen aus der Mehrheitsgesellschaft. Die Bildungsgewerkschaft schlug ein Paket kurz- und längerfristiger Maßnahmen vor. Die Bundesregierung übt sich in integrationsfreudigem Wortgeklingel und Appellen an die Zivilgesellschaft. Gesamtstaatliche Strategien und Konzepte zur Integration von Einwanderern durch Bildung sind jedoch nicht zu erkennen, sagte die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer am Dienstag (16. Oktober 2007) im Rahmen des Symposiums der Bundesregierung Integration durch Bildung im 21. Jahrhundert. Als größte Hindernisse für eine erfolgreiche Integration bezeichnete sie die unzureichenden Kenntnisse der Unterrichtssprache durch die Migranten und die frühe Auslese der Kinder in Sonder-, Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien: Diese Probleme werden nicht systematisch und flächendeckend bearbeitet. Die Überwindung der frühen Selektion wird sogar tabuisiert.
Kurzfristig brauchten Einwanderer Ansprechpartner (Tutoren) in allen Bildungseinrichtungen. Diese sollten Kinder, Jugendliche und Eltern so lange unterstützen, bis deren Integration in die Gesellschaft und das Bildungswesen erfolgreich gelungen ist. Bei eingewanderten Eltern müsse verstärkt dafür geworben werden, ihre Kinder frühzeitig in eine Kindertagesstätte zu schicken.
Zudem sei eine flächendeckende und systematische Sprachförderung während der gesamten Bildungsbiografie notwendig. Diese müsse endlich in gesamtstaatlicher Verantwortung in Angriff genommen werden. Dabei soll die Sprachenvielfalt als ein wertvoller individueller und gesellschaftlicher Besitz gepflegt und geschützt werden, betonte Demmer.
Als längerfristige Maßnahmen forderte die GEW-Vize den kosten- und gebührenfreien Zugang zu allen Bildungseinrichtungen sowie die Weiterentwicklung des selektiven Schulsystems zu einem integrativen. Die Kinder sollen nicht frühzeitig getrennt werden, sondern bis zum Abschluss der Sekundarstufe gemeinsam von- und miteinander lernen, sagte Demmer.
Sie wies darauf hin, dass die Benachteiligung der Kinder und Jugendlichen aus Einwandererfamilien nicht zu übersehen sei. Der Anteil junger Menschen ohne Hauptschulabschluss ist bei Jugendlichen aus Migrantenfamilien ungefähr zweieinhalb mal so hoch wie bei einheimischen Jugendlichen. Wir stoßen auf dieselben Zahlen, wenn wir den Migrantenanteil mit Hochschulreife, beim Zugang zu Ausbildungsplätzen, beim Studienabschluss und der Teilnahme an Weiterbildungsangeboten betrachten, unterstrich Demmer. Selbst bei gleich guten Zeugnisnoten und Schulabschlüssen wie ihre deutschen Mitschüler haben Kinder von Einwanderern schlechtere Chancen, eine Empfehlung für die Realschule oder das Gymnasium zu bekommen.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Ulf Roedde, Pressesprecher
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main
Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201
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