Internationaler Schiffbau 2000: Deutsche Zulieferer im Export erfolgreich
(Hamburg) - "Unsere Exportquote ist im Jahr 2000 auf die Rekordmarke von mehr als zwei Drittel des Umsatzes gestiegen!", stellte Dr.-Ing. Frank Schubert, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie im VDMA bei der Jahrespressekonferenz am 5. Juli 2001 in Hamburg erfreut fest.
Dies sei eine klare Bestätigung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit dieser überwiegend mittelständischen Branche, die mit etwa 70.000 Beschäftigten einen Umsatz von rund 16 Milliarden DM erwirtschaftet und weltweit führend beim Export von High-Tech-Systemen für den Schiffbau ist.
"Natürlich haben uns die sprunghaft gestiegenen Aufträge, insbesondere aus dem Ausland, und auch der Euro-Kurs geholfen. Der erhebliche Preisdruck ist aber geblieben", erläuterte Dr. Schubert. Nur mit umfangreichen Innovationen, weiterem Ausbau des weltweiten Servicenetzes und konsequenter Umsetzung aller Maßnahmen zur Verbesserung der Produktivität sei dieser Erfolg deshalb realisierbar gewesen. "Der anhaltende Preisdruck auf Werften und Zulieferer führt dazu, dass diese ihre Fertigungstiefe überdenken, was wir als Herausforderung und Chance begreifen", sagte Dr. Schubert und prognostizierte einen weiteren Anstieg des Wertschöpfungsanteils der Zulieferer, der schon heute je nach Schiffstyp bei 70 % und mehr liege. Auch der weiter gewachsene Wunsch der Auftraggeber, mehr "Paketlösungen", "produktbegleitende Dienstleistungen" und "kundenspezifische Servicekonzepte" einzukaufen, beschleunige diesen Trend.
"Dazu intensivieren wir die Zusammenarbeit mit Reedern und Werften, aber auch mit anderen Zulieferern, um unsere gesamte Problemlösungskompetenz so früh wie möglich einzubringen und mit den dazu passenden Servicekonzepten an der Gesamtlebensdauer der Schiffe auszurichten", ergänzte Dr. Schubert.
Das Jahr 2000 sei mit einem Umsatzplus von knapp 3 % zufriedenstellend verlaufen. Die jährliche Konjunkturumfrage bei den Mitgliedsfirmen habe ergeben, dass der Auftragseingang den Umsatz im Jahre 2000 um über 10 % übertraf, bedingt durch den sprunghaften Anstieg der weltweiten Auftragseingänge generell, aber auch durch den wieder erfreulichen Auftragseingang aus dem Inland mit einem Anteil von etwa 38 % am Gesamtauftragseingang.
Setzte man den Auslandsauftragseingang gleich 100 %, sei bemerkenswert, so Dr. Schubert, dass der Anteil aus Asien um fast 8 Prozentpunkte auf die Rekordmarke von 35,5 % stieg! Davon entfielen auf Korea und China jeweils etwa 13 Prozentpunkte und auf Japan 4 Prozentpunkte. Bemerkenswert sei auch der Anteil Nordamerikas von knapp 10 %.
Die Beschäftigtenzahl konnte im Jahr 2000 vor allem im Technikbereich durch den erheblichen Mangel an Ingenieuren kaum gesteigert werden. "Wiederum haben wir auf der Leitmesse SMM Schüler und Lehrer norddeutscher Schulen mit der spannenden Technik der Schiffbauindustrie vertraut gemacht und über die hervorragenden Chancen von Ingenieuren informiert. Diese Maßnahmen werden wir noch weiter intensivieren", betonte Dr. Schubert hinsichtlich des für diese High-Tech-Branche ganz besonders wichtigen Nachwuchsproblems.
Für das Jahr 2001 sei man bezüglich der Beschäftigung recht optimistisch aufgrund der hohen Auftragseingänge im Jahr 2000 und der anhaltend regen Nachfrage in den ersten Monaten 2001: Von Januar bis März seien bereits weltweit 479 neue Schiffe geordert worden. Davon gingen 27 % an Japan, 16 % an Korea, 8 % an China, 22 % an die EU-Länder und 18 % an europäische Länder außerhalb der EU. Deutsche Werften erhielten Neubauaufträge über 31 Schiffe, also gut 6 % des weltweiten Auftragseingangs.
"Wir gehen mittelfristig von einer weiterhin positiv verlaufenden schiffbaulichen Konjunktur aus, obgleich sich die weltweite Konjunktur generell etwas abzukühlen scheint", sagte Dr. Schubert. Nach wie vor gingen Experten von einer gut 2-prozentigen Wachstumsrate der Welthandelsflotte in den nächsten Jahren aus. Außerdem hätten sich die Frachtraten der Reeder soweit erholt, dass der Ersatzbedarf alter Schiffe auch sukzessive umgesetzt werden könne. Überalterte Tonnage sei heute kaum noch wettbewerbsfähig und den steigenden Anforderungen an Sicherheit und Umweltschutz nicht mehr gewachsen, begründete Dr. Schubert die Einschätzung der Zulieferer. Darüber hinaus wachse die Nachfrage nach produktbegleitenden Dienstleistungen und Retrofit-Konzepten für vorhandene Schiffe sowie nach kundenspezifischen Servicekonzepten. Auch daraus ergäben sich hervorragende Chancen für die Zulieferer.
Positiv wertete Dr. Schubert die bisherigen Ergebnisse der im Juni 2000 von Bundeskanzler Schröder initiierten und von Staatssekretär Axel Gerlach koordinierten Nationalen Maritimen Konferenz zum Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen maritimen Wirtschaft. Neben dem wichtigen politischen Signal, dass die "Old Economy Schiffbau" eine High-Tech-Branche mit Zukunftsperspektiven ist, seien die mit den Betroffenen überarbeiteten Maßnahmen zur Flexibilisierung und Verschlankung der schiffbaulichen F&E-Förderprogramme besonders zu begrüßen.
"Auch der sanfte Druck des maritimen Koordinators auf alle Teilbranchen der maritimen Wirtschaft, immer wieder über neue Kooperationspotenziale nachzudenken, ist hilfreich, wenngleich der schillernde Begriff "Kooperation" natürlich kein Patentrezept für die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sein kann", erläuterte Dr. Schubert. Er forderte, dass neben den zwischen Werften und Zulieferern laufenden Gesprächen über Konzepte vertikaler Kooperationen auch zwingend Konzepte horizontaler Kooperationen zwischen Werften vorangetrieben werden müssen, um die Kosten der schiffbaulichen Prozesskette nachhaltig zu senken.
"Gerade weil der Ausgang der Gespräche zwischen EU und Korea hinsichtlich Ergebnis und Zeit sehr unsicher ist, kommt es darauf an, dass alle Partner der schiffbaulichen Prozesskette in Deutschland konsequent ihre eigenen Beiträge zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit leisten, wie es die Zulieferindustrie mit einem permanenten Fitnessprogramm seit Jahren tun muss!" betonte Dr. Schubert.
"Zu diesen Partnern gehört auch die Politik, die sich nicht nur auf die Moderation und Koordination der Maritimen Konferenz beschränken darf, sondern auch ihre Hausaufgaben machen muss", forderte Dr. Schubert und reklamierte wirtschaftsfördernde politische Rahmenbedingungen der Bundesregierung, wie sie jüngst vom VDMA formuliert wurden.
"Die steuerpolitischen Ansätze der Bundesregierung gehören weitgehend dazu, die Reform des Betriebsverfassungsgesetzes ist hingegen genau das Gegenteil und ein enormer Bremsfaktor für die vom Markt geforderte schnelle Reaktionsfähigkeit der Unternehmen", resümierte Dr. Schubert mit großem Bedauern.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)
Lyoner Str. 18
60528 Frankfurt
Telefon: 069/66030
Telefax: 069/66031511