Pressemitteilung | Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)

Internationaler Tag der biologischen Vielfalt: Nashorn-Wilderei in Indien erreicht Tiefstand

(Berlin) - Die Nashorn-Wilderei in Indien hat im vergangenen Jahr einen neuen Tiefstand erreicht. Dies meldet die NABU International Naturschutzstiftung zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt (22.5.). "Die Gründe dafür sehen wir in einer klaren politischen Haltung seitens der indischen Regierung, strengen Schutzmaßnahmen und einer Null-Toleranz-Politik gegenüber Wildtierverbrechen", so Olaf Tschimpke, Vorsitzender der NABU International Naturschutzstiftung.

Im Kaziranga-Nationalpark im indischen Bundesstaat Assam, der die größte Nashornpopulation Asiens beherbergt, stieg die Zahl der Nashörner innerhalb von drei Jahren von 2.413 auf 2.613 Tiere im Jahr 2022 an. Zudem konnten Wilderer im vergangenen Jahr nur ein einziges Nashorn erlegen. Damit erreicht die Wilderei in dem UNESCO-Weltnaturerbe den niedrigsten Stand seit über zwei Jahrzehnten. "Die erfolgreiche Artenschutzarbeit in Assam stimmt zuversichtlich", sagte Barbara Maas, Leiterin für Internationalen Artenschutz der NABU International Naturschutzstiftung. "Wir sehen hier eine Vorbildfunktion für Länder wie Südafrika, wo trotz der Bereitstellung hoher Finanzmittel und hochmoderner Überwachungstechnologie durchschnittlich drei Nashörner pro Tag Opfer von Wilderei werden."

Ein Beispiel sei der "Vorzeige-Nationalpark" Kruger, der in einem einzigen Jahrzehnt 75 Prozent seiner Breitmaulnashörner durch Wilderei verloren habe. Den Spitzmaulnashörnern erginge es nicht viel besser, so Maas. Ihre Population wurde zwischen 2017 und 2020 von 415 auf 202 mehr als halbiert. Gründe für die schockierenden Zahlen sieht Maas u.a. in einer Kombination aus fehlendem politischem Willen, Korruption, dem Einfluss einer profitorientierten Wildtierindustrie und einer Kultur, die ihren Fokus nicht auf Ökosystem- und Biodiversitätsschutz gerichtet hat.

"Der internationale Handel mit Nashorn-Horn ist seit 1977 verboten, doch private Nashornzüchter in Südafrika setzen sich seit Jahrzehnten für eine erneute Öffnung des internationalen Marktes ein. Unter dem Druck einer politischen Kampagne, die letztendlich vor Gericht entschieden wurde, hob die südafrikanische Regierung 2017 ihr nationales Handelsverbot schließlich auf", so Maas. Während die Regierung des Landes einerseits für ein Ende der Nashornwilderei appelliere, erteile dasselbe Amt Trophäen-Abschussgenehmigungen für akut vom Aussterben bedrohte Spitzmaulnashörner. Diese unklare politische Haltung sowie die anhaltende Diskussion über eine mögliche Öffnung des legalen internationalen Handels schaffe Unsicherheit und schüre die Nachfrage, die Südafrika weiterhin bediene.

"Der illegale Handel mit hochwertigen Wildtierprodukten wie Nashorn-Horn liegt in den Händen hochorganisierter krimineller Netzwerke, sein Wert wird auf bis zu 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt", so Maas. Selbst Mitarbeitende der Wildtier- und Strafverfolgungsbehörden, einschließlich Ranger, seien zunehmend in den Handel mit Nashorn-Horn verwickelt. "Die Bemühungen, die Nashornwilderei in den Griff zu bekommen, sind zum Scheitern verurteilt, solange wichtige Akteure in der illegalen Handelskette Wildtiere als Einnahmequelle betrachten und das internationale Handelsverbot untergraben", so Maas weiter. "Indien zeigt uns aktuell, wie es geht: Mit einer klaren politischen Grundhaltung und der Bereitschaft zu handeln, kann die Nashornwilderei gestoppt werden."

Quelle und Kontaktadresse:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) Roland Panter | Julian Bethke | Britta Hennigs | Katrin Jetzlsperger | Silvia Teich - Pressestelle Charitéstr. 3, 10117 Berlin Telefon: (030) 284 984-0, Fax: (030) 284 984 - 20 00

(sf)

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