Pressemitteilung | CARE Deutschland e.V.

Internationaler Tag der Roma: "Alternativen zur Auswanderung bieten" / CARE: Nur echte Chancen auf dem Arbeitsmarkt im Balkan können Armut und Ausgrenzung mindern / Roma-Gemeinden vier Mal ärmer als Mehrheitsgesellschaften

(Bonn) - Zum Internationalen Tag der Roma am 8. April weist die Hilfsorganisation CARE darauf hin, dass gerade die wirtschaftliche Stärkung von Frauen aus Roma-Gemeinden auf dem Balkan der effektivste Weg zur Überwindung von Ausgrenzung und Armut ist. "In Deutschland und anderen wohlhabenden Ländern Europas werden Roma häufig mit Kriminalität in Verbindung gebracht und damit, dass sie angeblich nur wegen der Sozialleistungen herkommen", so Felix Wolff, Balkandirektor von CARE Deutschland-Luxemburg. Dass die wirtschaftlich ärmste Minderheit Europas in ihren Herkunftsländern aber kaum wirtschaftliche Chancen habe, sei den wenigsten bewusst. "Ohne Arbeitsplätze und die Möglichkeit, eigenes Geld in ihrer Heimat zu verdienen, bleibt den Menschen oftmals keine Alternative zur Auswanderung nach Deutschland."

Roma auf dem Balkan leben häufig in abgegrenzten, verarmten Wohnvierteln und Lagern. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist die Armut unter den rund zwölf Millionen Roma in Europa etwa viermal höher als bei der jeweiligen Mehrheitsbevölkerung. Armut, begrenzter Zugang zu medizinischer Versorgung, mangelnde Bildung sowie der Ausschluss vom legalen Arbeitsmarkt betreffen dabei vor allem Mädchen und Frauen. In Serbien beendet etwa nur jedes dritte Roma-Mädchen die Grundschule. "Ohne Schulbildung sind Mädchen und Frauen besonders anfällig dafür, falschen Versprechungen von Menschenhändlern zu erliegen und zur Prostitution gezwungen zu werden", berichtet Felix Wolff.

CARE unterstützt in Bosnien und Serbien Frauen aus Roma-Gemeinden beim Aufbau von wirtschaftlichen Aktivitäten. Sie kaufen mit kleinen Krediten Nutztiere oder bauen in Gewächshäusern Gemüse oder Blumen an. In Schulungen lernen die Frauen, wie sie erfolgreiche Kleinunternehmen starten können, welche rechtlichen Bedingungen sie erfüllen müssen und welche Unterstützung sie für die Ausweitung ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten erhalten können. Roma-Frauen, deren Geschäfte bisher nicht bei den staatlichen Stellen angemeldet waren, können diese mit Unterstützung von CARE legalisieren.

"Die wirtschaftliche Förderung von Roma-Frauen findet bisher weder bei den nationalen Regierungen noch bei der Europäischen Union ausreichend Beachtung", so Wolff. Dabei sei sie besonders erfolgsversprechend im Kampf gegen Armut: Die Weltbank schätzt, dass die Integration von Roma in den Arbeitsmarkt einen jährlichen wirtschaftlichen Nutzen von 3,4 bis 9,9 Milliarden Euro für die Länder Ost- und Zentraleuropas bedeuten könnte. Hinzu kämen höhere Steuereinnahmen von jährlich rund 1,2 bis 3,5 Milliarden Euro und geringere Ausgaben für Sozialhilfeleistungen. Die große Spannbreite der Zahlen ergibt sich aus den stark divergierenden Statistiken zum tatsächlichen Bevölkerungsanteil in den Ländern, der als Roma erfasst wird.

Auch die Unterstützung von Frauenorganisationen durch CARE leistet einen wesentlichen Beitrag zur Überwindung der Benachteiligung von Roma-Frauen innerhalb ihrer eigenen und der Mehrheitsgesellschaft. Sie erhalten Fortbildungen und Hilfe beim Aufbau von Netzwerken. Die bosnische CARE-Partnerorganisation "Better Future" hat 2012 so die Umsetzung einer Frauenquote von 30 Prozent im Nationalen Roma-Komitee erreicht. "Roma-Frauen müssen auf allen Ebenen beteiligt werden: Politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich", so Wolff. "Das ist der einzige Weg, um dauerhafte und positive Veränderungen für die Roma auf dem Balkan zu schaffen."

Internationaler Tag der Roma
Der Internationale Tag der Roma findet seit dem 8. April 1971 statt und erinnert an den ersten Internationalen Roma-Kongress in London. Viele Roma-Angehörige in Europa erfahren aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit und sozialen Situation Diskriminierung, werden von der Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzt und teilweise offen verfolgt.

CARE auf dem Balkan
CARE arbeitet seit 1993 auf dem Balkan. Nach der humanitären Hilfe für Kriegsopfer und Flüchtlinge liegt heute der Schwerpunkt auf wirtschaftlicher Entwicklung schwacher Regionen, Friedens- und Versöhnungsarbeit, Integration von Minderheiten und der Schaffung von Perspektiven für junge Menschen. Dabei fördert CARE besonders Frauen und Mädchen, deren Rechte in den stark patriarchal geprägten Gesellschaften häufig nicht ausreichend gewahrt werden.

Quelle und Kontaktadresse:
CARE Deutschland-Luxemburg e.V. Sabine Wilke, Pressesprecherin Dreizehnmorgenweg 6, 53175 Bonn Telefon: (0228) 975630, Telefax: (0228) 9756351

(tr)

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