Pressemitteilung | Bund Deutscher Kriminalbeamter e.V. (BDK)

Jährlich 36 Milliarden Euro Schaden durch Wirtschaftskriminalität / Kriminalisten fordern Politik zum Handeln auf

(Birkenwerder) - Anlässlich der beginnenden Herbsttagung des Bundeskriminalamtes am 19. November zum Thema „Wirtschaftskriminalität und Korruption“ hat der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) auf die durch diese Deliktsformen verursachten enormen gesellschaftlichen Schäden hingewiesen, die weit über die polizeilich erfassten Summen hinausgehen.

Das Fallaufkommen im Bereich Wirtschaftskriminalität hat von 2000 zu 2001 eine Steigerungsquote von 21,3 Prozent erfahren. Die registrierte Schadenssumme betrug über 6,8 Milliarden Euro. Damit verursachen weniger als 2 Prozent der registrierten Straftaten weit mehr als 60 Prozent der Gesamtschadenssumme. Diese Zahlen sind jedoch nur die Spitze des Eisberges. Delikte der Wirtschaftskriminalität werden nur selten angezeigt, es handelt sich um sog. „Kontrollkriminalität“, die erst durch das Eingreifen der Strafverfolgungsbehörden sichtbar wird. Eher konservative kriminologische Schätzungen (Schwind, 2000) gehen von einem jährlichen Schaden i. H. v. 2 Prozent des Bruttosozialproduktes aus – also ca. 36 Milliarden Euro!

Hierzu erklärte der stellv. BDK -Bundesvorsitzende Holger Bernsee am 19. November in Berlin: „Angesichts dieser Dimension ist es völlig unverständlich, dass Bund und Länder nicht intensiv in die Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität investieren. Die Verfolgung leidet u. a. daran, dass

- überwiegend nicht genügend spezialisierte Kriminalisten und Staatsanwälte für die Verfolgung dieser schwer nachweisbaren Delikte zur Verfügung stehen,
- Fachleute mit nicht-polizeilichem Sachverstand wie Wirtschaftsprüfer, Bilanzbuchhalter oder EDV-Spezialisten an allen Ecken und Enden fehlen,
- die Verfahren sich daher z. T. über Jahre hinstrecken – sichergestellte Beweismittel können nicht ausgewertet werden, weil es am Personal fehlt.
- Die Einstellungsquote bei Verfahren der Wirtschaftskriminalität nicht zuletzt deshalb deutlich über der bei sonstigen Straftaten liegt.“

Der BDK fordert, bei der Polizeiausbildung rechtzeitig auf Spezialisierung statt Einheitsausbildung zu setzen, in Bund und Ländern die Stellen speziell für Wirtschaftskriminalisten deutlich anzuheben und darüber hinaus Universitätsabsolventen mit betriebswirtschaftlichen und sonstigen relevanten Fachkenntnissen einzustellen. Bernsee: „Die Regierung müsste nicht ständig an der Steuerschraube drehen, Kommunen müssten keine Kindergärten oder Schwimmbäder schließen, wenn es den Tätern mit den weißen Kragen endlich wirkungsvoll an denselben gehen würde!“

Quelle und Kontaktadresse:
Bund Deutscher Kriminalbeamter Theodor-Storm-Str. 17-18 16547 Birkenwerder Telefon: 03303/500132 Telefax: 03303/503070

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