Pressemitteilung | Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI)
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Jahresbilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie 2025: Ein schwieriger Weg

(Frankfurt am Main) - Deutschlands Industrie hat ein kraftraubendes Jahr hinter sich. Auch die Lage von Chemie- und Pharmaunternehmen hat sich weiter verschärft. „Die Industrie funkt SOS. 2025 war für unsere Branche erneut sehr schwierig und der Blick nach vorn wird nicht rosiger“, sagt Markus Steilemann.

Der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) fordert angesichts der schweren Wirtschaftskrise den Schulterschluss im Land und einen konsequenten Blick nach vorn: „Deutschland hat weiterhin sehr viel Potenzial. Jetzt muss alles geschehen, damit nicht noch mehr Substanz verloren geht. Die Anstrengungen der Unternehmen für eine gute Zukunft am Standort Deutschland müssen sich auszahlen. Dazu braucht es neben niedrigeren Kosten endlich verlässliche Rahmenbedingungen und die Rückkehr zu wenigen aber sinnvollen Regelungen.“

Der Blick auf die Jahreszahlen der chemisch-pharmazeutischen Industrie zeigt die herausfordernde Lage: Produktion und Erzeugerpreise der Branche liegen im Vorjahresvergleich leicht im Minus (-0,5 Prozent). Der Umsatz büßt einen Prozentpunkt ein. In der Chemie geht die Produktion um 2,5 Prozent zurück. Das Umsatzminus im In- und Ausland liegt bei 3 Prozent.
Die Produktionsanlagen sind nur noch zu 70 Prozent ausgelastet – ein historischer Tiefpunkt und weit entfernt von Rentabilität. Jedes zweite Unternehmen hat zu wenig Aufträge. Diese sind seit 2021 im In- und Ausland um mehr als 20 Prozent eingebrochen.

Pharma weist in diesem Jahr ein Produktionsplus von 3 Prozent und ein Umsatzplus von mehr als 4 Prozent auf. Doch die aktuelle Geschäftslage hat sich auch hier deutlich verschlechtert und liegt mittlerweile im negativen Bereich.

Die Krise spiegelt sich in den Beschäftigtenzahlen wider: Ein Minus von 0,5 Prozent bedeutet in diesem Jahr 2.400 Menschen weniger, die in der chemisch-pharmazeutischen Branche arbeiten. Bereits angekündigte Anlagenschließungen oder Produktionsverlagerungen werden zu einem weiteren Stellenabbau führen.

Der VCI erwartet im nächsten Jahr für die chemisch-pharmazeutische Branche insgesamt eine stagnierende Produktion, für die Chemie einen Rückgang von 1 Prozent. Bei sinkenden Preisen und stagnierendem Output bedeutet das ein Umsatzminus von rund 2 Prozent – im Inland und im Export.

Das negative Stimmungsbild bestätigt auch eine repräsentative VCI-Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen: 20 Prozent der Befragten planen, ihre Produktion zu verlagern oder ganz stillzulegen. Jedes zehnte Unternehmen hat vor, komplette Standorte zu schließen. Mehr als 40 Prozent erwarten erneut sinkende Umsätze im Inland. Fast jedes zweite Unternehmen rechnet mit einer weiteren Verschlechterung der Erträge.

Verantwortlich für die pessimistischen Erwartungen sind die Rahmenbedingungen in Deutschland: nicht wettbewerbsfähige Produktionskosten, eine hohe regulatorische Unsicherheit und langsame Genehmigungsverfahren. Zudem kämpft die Branche mit der Bürokratie, hohen Energiepreisen sowie Emissions- und Rohstoffkosten. Der teure Euro, chinesische Überkapazitäten, hohe US-Zollmauern und die geoökonomische Unsicherheit belasten die Geschäfte zusätzlich.

Markus Steilemann fordert mit Blick auf Berlin und Brüssel: „Konfrontation können wir uns nicht mehr leisten. Wir müssen uns unangenehmen Wahrheiten stellen und nach vorne blicken. Die Transformation unserer Wirtschaft in eine wettbewerbsfähige und gute Zukunft wird uns viel abverlangen. Es wird ein schwieriger Weg, aber wir müssen ihn gehen. Mit den vereinten Kräften von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.“

Damit Deutschland und Europa wieder zukunftsfähig werden, müssen aus VCI-Sicht diese sechs Punkte umgesetzt werden:

1. Produktionsstandorte in strategisch wichtigen Sektoren wie Chemie und Pharma sichern: Damit schafft Deutschland Unabhängigkeit, Resilienz und Versorgungssicherheit in Europa. Nötig dafür sind niedrigere Kosten, weniger Hürden, schnellere Entscheidungen.
2. Innovation stärken: Wer wettbewerbsfähig bleiben will, den Klimaschutz ernst nimmt und die Chancen der Digitalisierung nutzen möchte, muss in Forschung und Entwicklung investieren. Derzeit fehlt der politische Rahmen, der Innovation nicht im Keim erstickt.
3. Ausgaben priorisieren: In Zukunft investieren heißt, in Bildung, Forschung, Infrastruktur, Digitalisierung und Zukunftstechnologien zu investieren. Das ist die Grundlage einer modernen Industriepolitik.
4. Mutige Reformen: Sie sind nötig für die Energie- und Klimapolitik, das Behördenwesen und die sozialen Sicherungssysteme. So gelingt die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts und die Transformation hin zur Klimaneutralität.
5. Eine glaubwürdige Gesamtstrategie: Deutschland braucht klare Prioritäten und einen langfristigen Plan. Unser Land benötigt eine Industriepolitik, die verlässliche Rahmenbedingungen schafft, neue Technologien fördert und Infrastrukturen modernisiert.
6. Europa neu denken: Die europäische Gemeinschaft kann auf Augenhöhe mit den USA und China gelangen. Dafür braucht es eine gemeinsame Industriepolitik und Verteidigung, eine Kapitalmarktunion und einen vollendeten Binnenmarkt.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI), Mainzer Landstr. 55, 60329 Frankfurt am Main, Telefon: 069 2556-0

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