Pressemitteilung | Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V.

Jahresrückblick 2001: Naturland zieht positive Bilanz

(Gräfelfing) – Das Jahr 2001 war für den Ökologischen Landbau ein Jahr des Umdenkens, des Aufbruchs und der rasanten Entwicklung. Diese positive Bilanz zog Naturland jetzt im Jahresrückblick 2001. Der zweitgrößte Ökologische Landbauverband Deutschlands begrüßte ausdrücklich die Maßnahmen der Politik, den Ökologischen Landbau als Leitbild anzunehmen und zu fördern. Naturland sicherte Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast Unterstützung bei der weiteren Konzeptionierung und Implementierung von Maßnahmen zu.
Die wichtigsten Punkte des Jahresrückblicks:

Agrarwende
Die ersten konkreten Schritte zu einer Neuorientierung der Agrarpolitik in Deutschland sind getan, werden von Naturland begleitet und unterstützt. Naturland befürwortet die bereits eingeführten oder geplanten Maßnahmen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) sowie der Modulation - der nach der Größe des Betriebes gestaffelten Förderung – und des weiteren insbesondere die Maßnahmen zur Förderung des Ökologischen Landbaus, zur Vermarktung und zur Verbraucheraufklärung.

Bundesprogramm Ökologischer Landbau
Mit dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau, das im vergangenen Jahr verabschiedet wurde und für die Jahre 2002 und 2003 mit jeweils 35 Millionen Euro ausgestattet ist, werden erhebliche Mittel für alle relevanten Bereiche zur Verfügung stehen, um die Vorteile des Ökologischen Landbaus für den Bürger zu kommunizieren. Naturland wünscht sich, dass Bundesministerin Renate Künast für die weitere Entwicklung auch Mut zeigt gegenüber Brüssel und bei der Vergabe der Gelder. Bei der Umsetzung des Bundesprogramms Ökologischer Landbau müssen neue Wege gegangen und vor allem diejenigen einbezogen werden, die den Ökologischen Landbau seit vielen Jahren entwickelt haben. Die Verbände des Ökologischen Landbaus haben das Knowhow erfolgreich aufgebaut und sind bereit, es in die Entwicklung einzubringen.

Leitbild Ökologischer Landbau
Als äußerst positiv schätzt Naturland ein, dass im Jahr 2001 erstmals ein breite Diskussion über das Leitbild der Landwirtschaft der Zukunft begonnen hat. Wie der Verband seit Jahren u.a. in seinen „Gräfelfinger Thesen“ fordert, setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass der Ökologische Landbau die umweltschonendste, nachhaltigste und daher einzig zukunftsfähige Form der Landbewirtschaftung ist. Dies gilt auch für die Wirtschaftlichkeit des Ökologischen Landbaus. Ökolandbau ist ein ökonomisch erfolgreiches Agrarsystem, das sich trotz aller Unkenrufe der vergangenen zwei Jahrzehnte für die Öko-Bauern auf ihren Höfen täglich auszahlt, ihnen höhere Preise und Einkommen sichert. Der ökonomisch Erfolg beruht auch auf der Tatsache, dass eine zunehmende Zahl von Verbrauchern bereit ist, den Ökologischen Landbau durch den Kauf von Öko-Lebensmitteln zu unterstützen und den Bauern den gerechten Ausgleich für ihre aufwändige Arbeit zu lohnen.
Eine wichtige Triebfeder dabei ist, dass der Ökologische Landbau ein modernes Agrarsystem ist, das optimal die Umwelt, das Klima und unser Wasser schützt. Neue Studien – u.a. im Auftrag des Umweltbundesamts - haben dies im Jahr 2001 erneut eindrücklich belegt.

Sachliche Auseinandersetzung mit der Landwirtschaft
Naturland appelliert in diesem Zusammenhang dringend an den Deutschen Bauernverband, seine Verweigerungshaltung gegenüber den notwendigen Reformen der Landwirtschaft endlich aufzugeben, damit sich die Agrarwende hin zum Ökologischen Landbau und zu einer umweltgerechteren konventionellen Landwirtschaft auf den Höfen durchsetzt. Andernfalls läuft er Gefahr, auch entgegen der Interessen von Mitgliedern - einem wachsenden Anteil Ökobauern und umweltgerecht wirtschaftenden Betrieben zu handeln und gegenüber der breiten Öffentlichkeit gänzlich an Vertrauen zu verlieren. Naturland fordert auch alle übrigen Agrarverbände und die Agrarindustrie auf, ihre bisherige Ablehnung aufzugeben, ihren Einfluss geltend zu machen und sich an einem konsensorientierten Umbau der deutschen und europäischen Landwirtschaft zu beteiligen. Desgleichen erwartet Naturland auch von den derzeitigen Oppositionsparteien im Deutschen Bundestag eigene konstruktive und zukunftsorientierte Ansätze zur Entwicklung von Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland und nicht nur Kritik an der Linie der Bundesregierung.

Marktentwicklung
Die Wachstumsdynamik des Marktes für ökologische Lebensmittel ist nach Angaben der Naturland® Zeichen GmbH von einer nachhaltigen Steigerung geprägt. Nachdem die Naturland® Erzeuger und Verarbeiter - bedingt durch die BSE-Krise - für das 1. Quartal 2001 Rekordumsätze mit Steigerungen bis zu 50% melden konnten, ließ diese überhitzte Nachfrage im Laufe des Jahres wieder nach. Die Umsätze mit Öko-Fleisch, -Milch, -Eiern, -Molkereiprodukten und dem Öko-Trockensortiment stabilisierten sich auf einem deutlich höheren Niveau. Jahresbereinigte Umsatzzuwächse liegen je nach Produktgruppe zwischen 10 und 30 %. Ein Trendartikel mit rasanter Absatzentwicklung ist nach wie vor haltbare Bio-Milch ebenso wie Öko-Fisch.

Wachstum bei Umstellung auf Ökologischen Landbau
Im Jahr 2001 erhielt der Verband so viele Anfragen von umstellungswilligen Landwirten wie noch nie zuvor in der Verbandsgeschichte. Sowohl die Zahl der Neu-Umsteller als auch die neu umgestellte Fläche weist für das Jahr 2001 ein Wachstum von über 20% auf. Naturland hat sich auf das prognostizierte Wachstum eingestellt und sucht dringend weitere Erzeuger, die auf den Ökologischen Landbau umstellen wollen. Umsteller werden in den Regionen betreut und kompetent beraten.
Besonders hohe Zuwachsraten verzeichnete die Naturland® Zeichen GmbH bei den Verarbeitern. Der Zuwachs an neuen Verarbeitern, die sich 2001 für eine Partnerschaft mit Naturland entschlossen haben, liegt bei knapp 20 %.

Naturland international
Auch die Nachfrage nach von Naturland zertifizierten Produkten aus weltweiter Erzeugung hat in 2001 entsprechende Umsatzzuwächse erzielt. Naturland ist mittlerweile in 28 Ländern der Welt tätig und hat international 30.000 Mitglieder. Insbesondere als Zertifizierer von Öko-Kaffee konnte Naturland seine international führende Stellung weiter ausbauen. Besonders positiv wirkte sich hier der Umstand aus, dass Naturland als einziger deutscher Öko-Verband im Rahmen seiner Qualitätssicherung durch den Weltdachverband IFOAM (International Federation of Organic Agriculture Movements) und gemäß DIN 45011 (ISO 65) akkreditiert ist. Im Jahr 2001 hat Naturland erfolgreich seine erste Re-Evaluierung durch die IFOAM bestanden. Das vom Weltdachverband des Ökologischen Landbaus beauftragte Akkreditierungsunternehmen IOAS hat sein „Certificate of Accreditation“ bislang an 18 Organisationen weltweit vergeben.

„Bio-Siegel“
Naturland begrüßt die Einführung des staatlichen „Bio-Siegels“ zur einheitlichen Kennzeichnung aller Öko-Produkte. Naturland sieht gute Chancen, dass dieses Zeichen - wenn es wie geplant mit Nachdruck im Markt und beim Verbraucher bekannt gemacht wird - dazu betragen wird, dass der Markt von Ökolebensmitteln zusätzliche Wachstumsanteile gewinnen kann.
Kritik übt der Verband weiter an der Richtlinienbasis auf EU-Niveau, an der vorgesehenen Platzierung und zugelassenen Größe des „Bio-Siegels“ auf Lebensmitteletiketten. Naturland wird – wie in der Konzeption des „Bio-Siegels“ von Renate Künast vorgesehen - weiterhin dem Verbraucher die Qualitätsunterschiede der Produkte mit dem Naturland® Zeichen vermitteln.

BSE
Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit der erste BSE-Fall am 24.11.2000 in Deutschland publik wurde. Vielen Verbrauchern und Politikern führte diese Nachricht drastisch vor Augen, dass der Verbraucherschutz sowie eine umwelt- und tiergerechte Lebensmittelproduktion bis dahin stark vernachlässigt worden waren. Angesichts von mehr als 120 BSE-Fälle bei Rindern allein in Deutschland fordert Naturland, dass die eingeleiteten Schutzmaßnahmen keineswegs gelockert werden dürfen. Sie müssen europaweit fortgeführt und noch weiter verbessert werden. Weitere Änderungen in der Agrarpolitik und die Agrarwende hin zum nachhaltigen Ökologischen Landbau, der umweltgerecht arbeitet, den Tierschutz berücksichtigt und sichere Lebensmittel erzeugt, hält Naturland für unabdingbar.

Quelle und Kontaktadresse:
Naturland - Verband für naturgemäßen Landbau e.V. Kleinhaderner Weg 1 82166 Gräfelfing Telefon: 089/8980820 Telefax: 089/89808290

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