Pressemitteilung | (VENRO) Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V.

Jubiläumsfeier mit prominenten Gästen aus Politik, Kunst und Kultur / VENRO feiert zehnjähriges Bestehen

(Berlin/Bonn) - Am 19. Dezember 1995 wurde der Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) gegründet. Sein zehnjähriges Bestehen hat der Verband am 12. Dezember in Berlin mit prominenten Gästen wie Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, Heide Simonis, Herbert Grönemeyer und Roger Willemsen gefeiert. Die Journalistin Anke Bruns führte die rund 280 Gäste durch das Programm aus Rede und Interview, visuellen Streifzügen, einer Talkrunde, künstlerischer Improvisation und musikalischer Begleitung.

Bei der Jubiläumsfeier in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am Berliner Gendarmenmarkt blickte VENRO-Vorstandsvorsitzender Reinhard Hermle im Gespräch mit Anke Bruns auf ein Jahrzehnt entwicklungspolitischer Verbandsarbeit zurück. In dieser Zeit habe VENRO durch politische Lobbyarbeit zu einigen positiven Entwicklungen beitragen können. Hierzu zählten z.B. das Abbremsen und die langsame Umkehrung des rasanten Abwärtstrends der staatlichen Mittel für Entwicklungszusammenarbeit der 90er Jahre. Als künftige Herausforderungen für den Verband nannte Hermle u.a. die weitere Entwicklung eines eigenständigen Profils ohne dabei in Konkurrenz zu Aktivitäten der Mitgliedsorganisationen zu treten. Eines der wichtigsten Aufgaben der künftigen Arbeit VENROs sei, zur Bekämpfung der weltweiten Armut für mehr Kohärenz zwischen den unterschiedlichen Politikbereichen einzutreten.

Heidemarie Wieczorek-Zeul berichtete über ihre Erfahrungen mit dem Verband, dessen Arbeit sie seit 1998 als Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung verfolgt. NRO spielten eine wichtige Rolle als watchdogs und als Partner der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit. Initiativen, wie die zur Entschuldung der ärmsten Länder der Welt wären nicht möglich gewesen, wenn staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure nicht gemeinsam vorgegangen wären, sagte die Entwicklungsministerin. Wieczorek-Zeul dankte VENRO für das geleistete entwicklungspolitische Engagement und die Impulse, die von dem Verband ausgegangen seien, sowie für die kritische Auseinandersetzung mit der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit. Wichtige Ziele wie die Erreichung der MDGs seien erreichbar, wenn dafür Mittel umgeschichtet und neue Finanzierungsinstrumente eingerichtet würden. Dies durchzusetzen sei ohne die Zivilgesellschaft nicht möglich. Die Arbeit werde VENRO daher auch in den kommenden zehn Jahren nicht ausgehen.

Über die Rolle von Nichtregierungsorganisationen als politische Kraft diskutierten Heide Simonis, die ZEIT-Journalistin Christiane Grefe, Herbert Grönemeyer und Kurt Döhmel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Shell Holding. Shell werde zwar nie zu 100 Prozent derselben Meinung wie NRO sein, dennoch spiele der Dialog mit zivilgesellschaftlichen Organisationen nach den Erfahrungen mit der Brent Spar Katastrophe eine wichtige Rolle für sein Unternehmen, sagte Döhmel. NRO würden gesellschaftliche Trends erkennen, weshalb man mit ihnen regelmäßig diskutiere. Heide Simonis unterstrich, dass NRO für die Politik nicht nur lästig, sondern auch eine Hilfe seien. Sie könnten Themen ansprechen, die Politiker nicht auf die Agenda setzen könnten.

Christiane Grefe attestierte den NRO eine hohe fachliche Kompetenz. Sie lieferten Journalisten wichtige Informationen und Ansätze, die diese weiterverfolgten. Allerdings bestehe die Gefahr, dass durch die gesellschaftliche Dominanz von Regierung, NRO und Medien wichtige Themen, die von diesen drei Akteuren nicht beachtet würden, zu wenig oder gar nicht zur Sprache kämen. Sie empfinde, dass das Verhältnis von NRO zur Politik stellenweise zu harmonisch sei. Dies berge die Gefahr, dass manche Themen unter den Tisch fielen. Herbert Grönemeyer kritisierte, dass langwierige Entscheidungs- und Abstimmungsprozesse die Dynamik deutscher NRO beeinträchtigten. Im Rahmen der Aktion „Deine Stimme gegen Armut“ habe dies immer wieder zu Reibungen zwischen ihm und VENRO geführt. Diese hätte auf der anderen Seite aber auch zur Qualität der Kampagne beigetragen, die sehr erfolgreich verlaufen sei und eine breite Öffentlichkeit erreicht habe. Auch Heide Simonis bemängelte die Neigung deutscher NRO zu sehr grundsätzlichen Diskussionen.

In seiner abschließenden Stegreif-Improvisation reflektierte Roger Willemsen die Themen des Abends aus Sicht der Literatur und der Medien. Willemsen bemängelte die geringe grundsätzliche Bereitschaft der Medien über entwicklungspolitische Themen zu berichten. Viele Beiträge präparierten vor allem das Fremde an anderen Kulturen heraus und würden so der Realität nicht gerecht. Ein wirkliches Interesse an anderen Menschen sei fundamental für die Bereitschaft zu helfen und zu spenden. Durch Auseinandersetzung mit der Kultur des Gegenübers werde das eigene Leben erweitert und gesteigert. Sich mit Unrecht und Unmenschlichkeit nicht einverstanden zu erklären sei die Basis aller Beiträge des Abends, sagte Willemsen.

Quelle und Kontaktadresse:
VENRO - Verband Entwicklungspolitik Deutscher Nicht Regierungs Organisationen e.V. Pressestelle Kaiserstr. 201, 53113 Bonn Telefon: (0228) 9467714, Telefax: (0228) 9467799

(tr)

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