Pressemitteilung | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
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Juniorprofessur stärkt Forschungsstandort Deutschland

(Berlin) - Die Juniorprofessur sollte nach der Reform des Hochschulrahmengesetzes 2002 alleiniger Qualifikationsweg für den wissenschaftlichen Nachwuchs werden und die Habilitation ablösen. Dies ist im Juli 2004 vor dem Verfassungsgericht gescheitert, obwohl die bundesweite Einführung der Juniorprofessur aus ökonomischer Sicht durchaus Vorteile hat, so der aktuelle Wochenbericht des DIW Berlin 39/2004. Im Rahmen der Juniorprofessur können Wissenschaftler in jungen Jahren bereits eigenständig forschen. Das erhöht die Produktivität der Forschung und macht Deutschland attraktiv für in- und ausländische Nachwuchswissenschaftler. Bundesweit wurden bislang rund 900 Juniorprofessuren an 65 Unis geschaffen. Zwei Drittel dieser Stellen sind inzwischen besetzt. Wenn neben der Juniorprofessur jedoch langfristig die Habilitation bestehen bleibt, lassen sich die Effizienzvorteile nicht realisieren. Dieser Zustand droht nach dem Verfassungsgerichtsurteil.

Zentraler Vorteil der Juniorprofessur ist die Tatsache, dass die jungen Wissenschaftler direkt nach der Promotion eigenständig forschen können. In dieser Phase ist der Anreiz am größten, Reputation aufzubauen. Dementsprechend sind die jungen Forscher ambitionierter als ihre älteren Kollegen. So machten etwa 67 Prozent der Nobelpreisträger in Physik ihre prämierten Erfindungen im Alter von 25 bis 40 Jahren. Daher ist es wichtig, gute Bedingungen für die Forschungsarbeit gerade der Nachwuchswissenschaftler zu schaffen. Der in Deutschland übliche langwierige Weg zur Habilitation ist für deutsche und ausländische Nachwuchswissenschaftler jedoch abschreckend. Ein Indiz dafür ist, dass von den deutschen Forschern, die 1996 in den USA promiviert haben, nur 52 Prozent wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind. Hingegen kehrten 70 Prozent der französischen Wissenschaftler in ihr Heimatland zurück. Eine Habilitation ist nur noch im deutschsprachigen Raum eine Voraussetzung für eine Universitätskarriere.

Weitere Vorteile der Juniorprofessur bestehen darin, dass bei Besetzung von Lebenszeitprofessuren mehr Informationen über die Qualität der Bewerber in Forschung und Lehre vorliegen, u. a. durch eine Evaluierung drei Jahre nach der Berufung auf die Juniorprofessur. Zudem wird die Chancengleichheit für Frauen und ausländische Wissenschaftler erhöht. Der mögliche Wettbewerb zwischen Juniorprofessur und Habilitation hat bereits dazu geführt, dass ein erheblicher Teil der Juniorprofessoren beabsichtigt, parallel zu habilitieren. Die Vorteile der Juniorprofessur können so nicht realisiert werden, daher ist ein gemeinsames und gleichgerichtetes Handeln aller Bundesländer erforderlich, um der Juniorprofessur doch noch zum Durchbruch zu verhelfen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Königin-Luise-Str. 5, 14195 Berlin Telefon: 030/89789-0, Telefax: 030/89789-200

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