Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.

Kannegiesser: Tarifpolitik für eine neue Arbeitswelt / Flächentarifvertrag muss die neuen Herausforderungen aufgreifen

(Düsseldorf) – Der neue Präsident von Gesamtmetall forderte in Düsseldorf, die Tarifpolitik verstärkt auf die neue Arbeitswelt auszurichten. Aufgabe der Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften sei es, den Menschen die Wirkzusammenhänge nicht nur zu erklären, sondern auch neue Rahmenbedingungen anzubieten. "Die richtige Gestaltung der Arbeitsbeziehungen ist ein wesentlicher Schlüssel für unsere Zukunft, ein Herzstück betrieblicher Innovationskraft", sagte Kannegiesser. Die immer intensivere Durchdringung der Betriebe mit den neuen IT-Technologien beschleunige den bereits vor Jahren begonnenen Weg hin zu prozessorientierter Organisation, Gruppenarbeit, kundenorientierten Dienstleistungen und zu neuen Führungsstrukturen.

"Die Senkung der Lohnstückkosten ist sicherlich eine entscheidende Voraussetzung für das Bestehen unserer Arbeitsplätze im Wettbewerb, aber diese Aufgabe steht nicht isoliert, sondern muss im Zusammenhang der gesamten Arbeitsbeziehungen gesehen werden. Ich wehre mich deshalb ebenso dagegen, dass meine Arbeit in der Tarifpolitik nur daran gemessen wird, wie viel an Weniger durchgesetzt werden konnte, wie ich ebenso sehr meine, dass es nicht mehr sachgerecht ist, die tarifpolitische Arbeit eines Gewerkschafters nur daran zu messen, wie viel Mehr erreicht wurde. Dieses Schwarz-Weiß-Denken ist überholt."

Die neuen Arbeitsformen der Prozessorientierung, der Team- und Gruppenarbeit und der gemeinsam erarbeiteten Zielvereinbarungen verlangten auch neue Entgeltsysteme, die sich nicht einfach auf die alten draufsatteln ließen, sondern sie ersetzen und ergänzen müssten, sagte Kannegiesser. Die dem alten Lohnsystem entsprechende Organisation der Arbeitsbeziehungen und die dahinter stehenden Einstellungen könnten nicht die Gestaltungskräfte entfalten, die für den Erhalt und die Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze benötigt würden.

"Die heutigen Entgeltrahmentarife sind teilweise zu Luftnummern geworden, die so in vielen Betrieben nicht mehr verwendbar sind", sagte Kannegiesser. Notwendig seien neue Eingruppierungsprofile, neue Profile des Leistungsentgeltes und der Erfolgsorientierung. "Das größte Hindernis ist die Finanzierung eines solchen neuen Systems und hier brauchen beide Seiten Mut und Fantasie", betonte der neue Gesamtmetall-Präsident.

Kannegiesser schlug der IG Metall eine intensivere Zusammenarbeit vor: "Anstatt uns von einem Fälligkeitstermin zum nächsten durchzuhangeln, möchte ich anregen, dass wir mit der IG Metall zu einigen Kernthemen vorab schon gemeinsame Arbeitsgruppen bilden." Aufgabe solcher Arbeitsgruppen könne nicht sein, Verhandlungen zu führen, sondern Daten und Fakten zu erheben, Szenarien und Möglichkeiten aufzulisten und Sachgrundlagen zu klären.

Der neue Präsident von Gesamtmetall stellte klar, dass der Flächentarif für ihn kein Relikt einer zu Ende gehenden Epoche sei. Wenn er die neuen Herausforderungen aufgreife, bleibe er das wichtigste Instrument für die weitere Gestaltung der Arbeitsbeziehungen. Er schaffe für Mitarbeiter und Unternehmen ein Mindestmaß an gesellschaftlichem Grundkonsens über materielle und immaterielle Arbeitsbedingungen. Dies sei, so Kannegiesser, gerade in einer Zeit der wachsenden Differenzierung und Individualisierung nötig.

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall) Volksgartenstr. 54 a, 50677 Köln Telefon: 0221/33990 Telefax: 0221/3399233

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