Kleiner Lichtblick und viel Skepsis / Bildungsgewerkschaft zu VERA-Ergebnissen
(Frankfurt/Main) - Als kleinen Lichtblick hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Ankündigung bezeichnet, den Grundschultest VERA ab 2006 bereits für das dritte Schuljahr vorzusehen. Den Schulen bleibt so mehr Zeit, auf die Testergebnisse beispielsweise durch verstärkte Förderung der Schüler zu reagieren, sagte die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer am Dienstag (20.12.) in Frankfurt a.M.. Außerdem verringert sich die Gefahr, dass ein einzelner Test als Grundlage für Übergangsempfehlungen zu den weiterführenden Schulen zweckentfremdet wird. Bisher fanden die Tests in der vierten Klasse statt.
Demmer machte jedoch deutlich, dass an den Schulen die Skepsis überwiegt. Aufwand und Nutzen der VERA-Tests stehen noch in keinem vernünftigen Verhältnis. Die Zeit, die die Tests verschlingen, fehlt für die individuelle Förderung der Schüler, begründete die Schulexpertin ihre Einschätzung. Sie wies zudem darauf hin, dass die Testaufgaben teilweise didaktisch fragwürdig seien und die Schulen mit den Ergebnissen allein gelassen würden. Es fehle an Geld, um wirkungsvolle Konsequenzen aus den Ergebnissen zu ziehen. Außerdem herrsche Unklarheit über die weiteren Pläne der Landesregierungen.
Die GEW-Sprecherin warnte ausdrücklich davor, die VERA-Ergebnisse für Schulrankings zu instrumentalisieren: Rankings machen Schulen nicht besser. Im Gegenteil: Die Nebenwirkungen verschärfen bestehende Probleme häufig. Sie kündigte an, dass die GEW von ihrer kritisch-konstruktiven Position zu Vergleichsarbeiten abrücken werde, sollten Vergleichsarbeiten für öffentliche Schulrankings benutzt werden. Die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer (CDU) hatte angekündigt, künftig ein Ranking der 25 besten Grundschulklassen auf Grundlage der VERA-Ergebnisse bekannt zu geben. Nichts gegen freiwillige und faire Wettbewerbe, aber die erzwungene Konkurrenz zwischen Schulen ist schädlich, betonte Demmer.
Sie forderte die beteiligten Kultusminister auf, endlich ihre vollständigen Qualitätskonzepte offen zu legen. Die Ranking-Pläne der nordrhein-westfälischen Schulministerin lassen die Alarm-Glocken läuten. Dabei müssten die Kultusminister drei Fragen beantworten. Erstens: Wie sollen die offenkundigen Mängel der Tests und die Probleme bei der Umsetzung behoben werden? Zweitens: Wie wird unerwünschten Nebenwirkungen begegnet? Drittens: Was geschieht mit den Ergebnissen?
Einen professionellen Umgang mit den Ergebnissen wünscht sich die Gewerkschafterin von den Politikern. Immer nur auf dem richtigen Weg zu sein oder Verbesserungen der Schulen einzufordern, ist für ein so aufwändiges Projekt entschieden zu wenig, sagte sie. Auf mangelnde Souveränität lasse der Umstand schließen, dass die Länderergebnisse im Internet noch nicht abrufbar seien. Die Kultusminister wollen die alleinige Deutungshoheit über die Daten, aber keine aufgeklärte Öffentlichkeit. Vertrauensbildend ist das nicht, unterstrich Demmer.
Info: VERA (= Vergleichsarbeit) ist ein Projekt, mit dem seit 2002 zeitgleich in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sowie in deutschen Auslandsschulen, die eine vierte Grundschulklasse haben, die Kompetenzen der Viertklässler in Mathematik und Deutsch getestet werden. Ihre Ergebnisse 2005 können die Schulen seit dem 19. Dezember abrufen. Die zusammengefassten Ergebnisse, auf die sich die Kultusminister in ihren Stellungnahmen beziehen, sind im Internet noch nicht veröffentlicht.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Ulf Rödde, Pressesprecher
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main
Telefon: (069) 78973-114, Telefax: (069) 78973-202
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