Kliniken fordern: Abbau von Sektorengrenzen fortsetzen
(Berlin) - "Die Verzahnung stationärer und ambulanter Versorgung durch eine weitere Öffnung der Kliniken hat für die Patienten erhebliche Versorgungsvorteile", erklärte Kongresspräsident Dr. Rudolf Kösters anlässlich der Eröffnung des 32. Deutschen Krankenhaustages in Düsseldorf. Die Patienten würden von den besonderen Kenntnissen und der medizinischen Ausstattung der Krankenhäuser stark profitieren, so der Kongresspräsident. Kösters, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), begrüßte es zwar, dass die neue Koalition die zentrale Rolle von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) bei der wohnortnahen und bedarfgerechten Versorgung anerkenne. Dennoch bliebe das Know-how von Krankenhäusern durch die Ankündigung der Koalitionäre, künftig MVZs nur von niedergelassenen Ärzten leiten zu lassen, vielfach ungenutzt. "Nur wenn Vertragsärzte den Sicherstellungsauftrag nicht erfüllten, sollen Krankenhäuser einspringen dürfen", machte Kösters deutlich. Diese Entwicklung sei nicht im Sinne der Patienten und würde einen erheblichen Rückschritt bei den Bemühungen zur Überwindung der Sektorengrenzen bedeuten, warnte der DKG-Präsident.
Der Präsident des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK), Prof. Dr. Hans-Fred Weiser, forderte die Politik auf, sachgerechte Rahmenbedingungen für den stationären Bereich zu schaffen, um die medizinische Versorgung der Patienten auf hohem qualitativen Niveau auf Dauer sicherzustellen. Hierzu gehöre auch die zeitnahe Etablierung eines ablaufsicheren Investitionsfinanzierungssystems. "Wir brauchen eine Investitionsfinanzierung von derzeit fünf Milliarden Euro pro Jahr mit entsprechender Indizierung für die Zukunft". Gleichzeitig müssten die bereits begonnenen Maßnahmen zum Abbau der sektoralen Grenzen in der Gesundheitsversorgung und zur besseren Verzahnung des ambulanten und stationären Bereichs intensiv fortgesetzt werden.
Heinz Kölking, Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD), machte deutlich, dass weitere konsequente Reformschritte notwendig seien, um die Qualität, Effizienz und Effektivität des deutschen Gesundheitssystems zu verbessern. "Dabei dürfen Investitionen in qualifizierte Mitarbeiter und in die Organisation der Medizintechnik nicht länger durch eine politisch induzierte Budgetierung gefährdet werden", erklärte Kölking. Zudem müssten Gesundheitsdienstleistungen im stationären wie auch im ambulanten Bereich leistungsorientiert vergütet werden. Darüber hinaus forderte der VKD-Präsident eine konzertierte Aktion aller Verantwortlichen zur Überwindung des Fachkräftemangels in Medizin und Pflege.
Irene Maier, Pflegedirektorin des Universitätsklinikums Essen, begrüßte die Ankündigung eines neuen Berufsgesetzes der neuen Bundesregierung im Koalitionsvertrag, der die bisher getrennten Ausbildungen der Pflege zusammenführt. "Ein wichtiger Meilenstein für eine zukunftsorientierte Pflege, die den Versorgungserfordernissen in der Bevölkerung Rechnung trägt", erklärte Maier. Dagegen würde sie Aussagen zum weiteren Ausbau der Akademisierung und zur Durchlässigkeit in das tertiäre Bildungssystem vermissen, so die Essener Pflegedirektorin. Die notwendigen und auch gewollten Anpassungen in der Krankenhausversorgung benötigten daher weitere eindeutige Aussagen der Politik zu den Aufgaben, Personalausstattung und den perspektivischen Rahmenbedingungen für die Pflege im Krankenhaus.
Ziel des Krankenhaustages ist es, allen relevanten Berufsgruppen im Krankenhaus - Ärzten, Krankenhausdirektoren, Controllern, Technikern, Krankenhausträgern und Pflegepersonal - sowie den Partnern im Gesundheitswesen die Gelegenheit zur Diskussion und Meinungsfindung zu geben.
Im Mittelpunkt des ersten Kongresstages steht die künftige Gesundheitspolitik der neuen Bundesregierung. In der Auftaktveranstaltung wird Daniel Bahr, neuer Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), die gesundheitspolitischen Reformkonzepte der neuen Bundesregierung erörtern und anschließend mit Spitzenvertretern der gemeinsamen Selbstverwaltung über die Erwartungen der Kliniken in der neuen Legislaturperiode diskutieren. Neben Dr. Rudolf Kösters, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und Prof. Dr. Hans-Fred Weiser, Präsident des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte (VLK), werden Heinz Kölking, Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und Irene Maier, Pflegedirektorin des Universitätsklinikums Essen, an der Podiumsdiskussion teilnehmen.
Im Anschluss können sich ab 13:00 Uhr die rund 600 Besucher in der Informationsveranstaltung "Das G-DRG-System 2010" der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bei hochrangigen Referenten des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (IneK), der Krankenkassen, der Krankenhausträger und des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) ausführlich über die Neuerungen des Fallpauschalensystems im Jahr 2010 informieren.
Der 32. Deutsche Krankenhaustag bietet bis zum 21. November 2009 Experten und Praktikern im Krankenhauswesen eine interdisziplinäre Plattform, Konzepte und Visionen für das deutsche Krankenhauswesen zu diskutieren. Er greift mit seinen vielfältigen Vorträgen, Seminaren und Foren aktuelle gesundheits-politische und krankenhausrelevante Fragestellungen auf. Die Veranstalterin, die Gesellschaft Deutscher Krankenhaustag (GDK), erwartet an den vier Kongresstagen rund 1.600 Besucher aus Klinikbetrieb und Gesundheitspolitik.
Das ausführliche Kongress-Programm des 32. Deutschen Krankenhaustages steht unter www.deutscher-krankenhaustag.de als PDF-Datei zum Herunterladen bereit.
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