Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

"KMK will die Öffentlichkeit offenbar für dumm verkaufen" / Bildungsgewerkschaft zu Bildungsstandards

(Frankfurt am Main/Berlin) - "Als Armutszeugnis und Versuch, die Öffentlichkeit für dumm zu verkaufen", hat Marianne Demmer, Leiterin des Vorstandsbereichs Schule der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), den Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) zu den Bildungsstandards bezeichnet.

Nach dem "Desaster um die Standards für den Hauptschulabschluss" habe die KMK mit ihrem gestrigen (4. Dezember 2008) Beschluss "Nebelkerzen geworfen". Damit wolle die KMK verschleiern, dass sie sich von der Überprüfung der Hauptschulstandards verabschiedet hat. "Die Kultusminister wollten sich offenbar die Blamage ersparen, bestätigt zu bekommen, dass in manchen Bundesländern weit mehr als 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler an Hauptschulen an den KMK-Anforderungen scheitern. Damit wird jedoch kein Problem gelöst", unterstrich Demmer.

Die Beteuerungen der KMK, die Hauptschulen verstärkt unterstützen zu wollen, sieht die GEW-Schulexpertin mit größter Skepsis. "Seit 30 Jahren werden immer neue Programme zur Rettung von Hauptschulen verkündet. Seit 30 Jahren verschlechtert sich die Situation der Hauptschulen jedoch dramatisch", sagte Demmer. Statt die Schülerinnen und Schüler "unsinnig früh in Hauptschulen zu schicken" sollten alle Kinder bis zum Ende des neunten oder zehnten Schuljahres gemeinsam unterrichtet werden. Die schwächeren Schülerinnen und Schüler müssten individuell gefördert und unterstützt werden. "Es geht um die Rettung dieser Schüler, nicht um die Rettung eines überholten Schulsystems", betonte die Gewerkschafterin.

Sie lehnte den von den Kultusministern geplanten Bundesländervergleich auf der Grundlage der KMK-Leistungsstandards ab. "Der PISA-Länder-Vergleich war schon ziemlich unsinnig, weil Äpfel mit Birnen verglichen worden sind. Wenn demnächst jedoch nur noch die Mittelwerte der KMK-Leistungsstandards verglichen werden, ist der Unfug perfekt. Die Ländervergleiche fielen dann noch holzschnittartiger aus, als dies bereits bei PISA-E der Fall war", sagte Demmer. Fragen zur sozialen Gerechtigkeit, etwa dem Zugang zum Gymnasium, würden voraussichtlich entfallen. Nach Ansicht Demmers können nur regionale Vergleiche, z.B. von Großstädten mit ähnlicher Sozial- und Bevölkerungsstruktur, einen gewissen Aufschluss über die Wirkung schulpolitischer Konzepte und Maßnahmen geben.

Info: Nach der jüngsten PISA-E-Studie erreichen in Deutschland im Schnitt rund 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler den Mindeststandard für den Hauptschulabschluss nicht (s.u.: Tabelle). Die Kompetenzstufe II gilt als Mindeststandard für den Hauptschulabschluss.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

(el)

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