Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

Kombiklassen dürfen kein Sparmodell sein / Bei der Einführung kombinierter Grundschulklassen verlangt BLLV-Präsident Albin Dannhäuser günstigere Rahmenbedingungen: „Ohne mehr Lehrerstunden kein pädagogischer Fortschritt“

(Garmisch-Partenkirchen) - Der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Albin Dannhäuser, hat bei einer BLLV-Veranstaltung in Garmisch-Partenkirchen davor gewarnt, mit der Einführung so genannter Kombiklassen „Finanz- und Lehrermangel als pädagogischen Fortschritt zu verbrämen“. Er stimmte Kultusminister Siegfried Schneider zu, dass jahrgangsgemischte Klassen pädagogisch wertvoll sein können und die wohnortnahe Grundschule ein hohes pädagogisches Gut sei. Aber ein Zurück zur Zwergschule dürfe es nicht geben. Wer jahrgangskombinierte Klassen will, muss auch mehr Lehrerstunden bereitstellen, damit Schülerinnen und Schüler entsprechend betreut und individuell gefördert werden können. Die extrem kurze Grundschulzeit darf nicht zum Sparmodell verkommen.

Dannhäuser bewertet die Kombination von Grundschulklassen ebenso wie Kultusminister Schneider als pädagogisch positiv. Allerdings dürften mit der Einführung von Kombiklassen an Grundschulen Personalmängel nicht kaschiert werden. Die Einführung von Kombiklassen bei gleich bleibend dünner Personaldecke würde zu einer weiteren Verschlechterung der Lern- und Arbeitsbedingungen an Bayerns Grundschulen führen. Deshalb forderte der BLLV-Präsident pro kombinierter Klasse mindestens fünf zusätzliche Lehrerstunden, wie diese in den Modellversuchen zur Verfügung gestellt wurden. Ferner dürften diese Klassen nicht mehr als 20 Schüler umfassen.

Momentan fehlten allerdings die Lehrerinnen und Lehrer, um den besonderen Anforderungen, die kombinierte Klassen stellen, pädagogisch gerecht werden zu können. Dannhäuser: „Es kann nicht akzeptiert werden, dass auf dem Rücken von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern an der Grundschule gespart werden soll und diese Vorgehensweise auch noch als pädagogischer Fortschritt verkauft wird.“

Dannhäuser gibt ferner zu bedenken, dass die Einführung von Kombiklassen durch die neue flexible Eingangsstufe erschwert werden kann. Dadurch ist es möglich, dass eine kombinierte Grundschulklasse der Jahrgangsstufen eins und zwei von fünf- bis fast achtjährigen Kindern besucht wird; Altersgruppen, die verschiedene Anforderungen an die jeweilige Lehrkraft stellen, je jünger die Kinder sind, desto größer ist deren Bedürfnis nach persönlicher Zuwendung.

„An sich ist jahrgangsübergreifender Unterricht unter lernpsychologischen und pädagogischen Gesichtspunkten zu begrüßen“, betonte Dannhäuser. In dieser Auffassung treffe sich der BLLV durchaus mit Kultusminister Schneider. Jahrgangsgemischter Unterricht bietet im erzieherischen und sozialen Bereich viele Vorteile, das Lernen in heterogenen Klassen ist effektiver als in homogenen. „Um diese positiven Effekte zu erzielen, müssten aber auch die Rahmenbedingungen stimmen“, erklärte er, „denn der Unterricht in Kombiklassen ist für Lehrer mit deutlich mehr Arbeitsaufwand und Einsatz verbunden.“ Um individuell auf die Bedürfnisse einzelner Kinder eingehen zu können, ist nach Auffassung des BLLV mehr statt weniger Personal erforderlich. „Wird an Lehrern gespart, gehen die vielen lernpsychologischen und pädagogischen Vorteile verloren. Als pädagogischer Fortschritt wären Kombiklassen dann sicher nicht zu bewerten.“

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Annemarie Detsch, Pressesekretariat Bavariaring 37, 80336 München Telefon: 089/7210010, Telefax: 089/7250324

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