Konjunkturbericht Oktober 2000 Überblick
(Berlin) - In den letzten Wochen haben sich die Konjunkturperspektiven im Euro-Raum etwas eingetrübt. Die bis zuletzt kräftig gestiegenen Rohölpreise haben den Preisauftrieb im gemeinsamen Währungsraum spürbar beschleunigt. Das mindert die Kaufkraft der Einkommen und dürfte - zumindest kurzfristig - die Unsicherheit der Investoren erhöhen.
In den kommenden Monaten ist mit einer leichten Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zu rechnen. Für übertriebenen Konjunkturpessimismus besteht dennoch kein Anlass: Steuersenkungen in einigen großen Euro-Staaten und die Fortsetzung des Beschäftigungsaufbaus werden die ölpreisinduzierte Kaufkraftbelastung im nächsten Jahr erheblich mindern.
Für das gesamte Jahr 2000 wird im Euro-Raum weiterhin ein Wirtschaftswachstum von 3 ¼ bis 3 ½ % erwartet. Zu Beginn des nächsten Jahres dürfte die Wachstumsrate im Vorjahresvergleich dann bei rund 3 % liegen. Gelingt es der Wirtschaftspolitik durch weitere Strukturreformen die Binnennachfrage zu stärken, ist im Laufe des nächsten Jahres sogar wieder ein etwas höheres Wachstumstempo möglich.
Befürchtungen, die Geldpolitik im Euro-Raum würde inzwischen die Konjunktur übermäßig dämpfen, sind überzogen. Alles in allem ist die Geldpolitik zurzeit als konjunkturneutral einzustufen. Außerdem haben die jüngsten Leitzinserhöhungen geholfen, die Kapitalmarktzinsen niedrig zu halten.
Die Absicht der Europäischen Zentralbank, mit der Veröffentlichung ihrer Inflationsprognose die Transparenz der Geldpolitik zu erhöhen, erscheint fragwürdig. Im Zusammenhang mit der ohnehin teilweise als widersprüchlich kritisierten "Zwei-Säulen-Strategie" kann die Veröffentlichung einer Preisprognose sogar zu erheblichen Marktirritationen führen.
Analog zur konjunkturellen Entwicklung im Euro-Raum wird die Wirtschaftsdynamik auch in Deutschland in den kommenden Monaten etwas nachlassen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum könnte die Wachstumsrate in der zweiten Jahreshälfte geringfügig unter die 3 %-Marke sinken. Der wirtschaftliche Aufwärtstrend bleibt allerdings grundsätzlich intakt.
Nach einigen viel versprechenden Ansätzen in der ersten Hälfte der laufenden Legislaturperiode drohen die wirtschaftspolitischen Reformbemühungen der Bundesregierung in der zweiten Hälfte ihrer Amtszeit nicht nur nachzulassen, die geplanten Änderungen beim Betriebsverfassungsgesetz, die Einschränkung befristeter Arbeitsverhältnisse sowie der vorgesehene Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit weisen sogar in die falsche Richtung.
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