Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Konjunkturbericht Mai 2005

(Berlin) - Der jüngste Rückgang der Kapitalmarktzinsen in den USA und in Europa ist Ausdruck der wieder zunehmenden Konjunktursorgen. Vor allem der unerwartet lange über der Marke von 50 US-$ verharrende Ölpreis scheint die Dynamik der Weltwirtschaft zu bremsen. Mit dem unverändert kräftigen Wirtschaftswachstum vieler asiatischer Staaten besteht aber eine gute Chance, dass sich die Weltwirtschaft in den kommenden Monaten auf einem weiterhin robusten Wachstumsniveau stabilisiert. Unterstützung sollte auch vom Beschäftigungsaufbau in den USA kommen. Die an den Finanzmärkten noch vorherrschende Konjunkturskepsis könnte daher in den kommenden Wochen wieder nachlassen.

Die etwas abflauende Weltkonjunktur wird auch im Euro-Raum Bremsspuren hinterlassen. Wichtige Konjunkturindikatoren, wie zum Beispiel der Einkaufsmanagerindex für den Euro-Raum, haben sich bereits eingetrübt. Wegen der für die kommenden Monate prognostizierten Stabilisierung der Weltwirtschaft ist ein Abdriften des Euro-Raums in eine Stagnation oder Rezession aber nicht zu befürchten. Vielmehr ist 2005 für den gemeinsamen Währungsraum noch ein Wirtschaftswachstum von 1 1/2 Prozent möglich. Für eine Zinsstraffung der Europaeischen Zentralbank besteht vor diesem Hintergrund allerdings kein akuter Handlungsbedarf, zumal die Preisperspektiven für den Euro-Raum unverändert günstig sind.

Die deutsche Wirtschaft ist mit einem kräftigen Wachstumsschub in das neue Jahr gestartet, wenn auch der vom Statistischen Bundesamt vermeldete Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,0 Prozent im ersten Quartal die tatsächliche Konjunkturentwicklung aufgrund statistischer Sondereffekte überzeichnet. Im Einklang mit zuletzt nachgebenden Frühindikatoren ist im zweiten Quartal mit einer merklich schwächeren Entwicklung zu rechnen. Gleichwohl ist die Wachstumsprognose von rund 1 Prozent für das Gesamtjahr inzwischen nach unten gut abgesichert. Dies stützt die Hoffnung, dass sich die Lage am deutschen Arbeitsmarkt in den kommenden Monten allmählich stabilisiert.

Vor den Forderungen, die schwache Binnennachfrage in Deutschland mit großzügigeren Lohnabschlüssen und höheren Staatsausgaben zu beleben, muss nachdrücklich gewarnt werden. So würden höhere Lohnabschlüsse dem Arbeitsplatzabbau weiter Vorschub leisten. Alles andere als hilfreich ist aber auch der Versuch, den deutschen Arbeitsmarkt durch eine Ausweitung der Entsenderichtlinie oder die Einführung von Mindestlöhnen abzuschotten. Vor allem für Geringqualifizierte würden sich die Beschäftigungsprobleme dadurch weiter zuspitzen.

Die diffuse Debatte über die Wirtschaftsordnung, wie sie zurzeit in Deutschland geführt wird, verunsichert Konsumenten und Investoren und droht selbst die ersten Erfolge der Reformpolitik – wie die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen – zu konterkarieren. Man kann es drehen und wenden wie man will: Die hartnäckigen Wachstums- und Beschäftigungsprobleme hier zu Lande lassen sich nur durch grundlegende Wirtschaftsreformen beheben. Je zögerlicher diese Reformen angegangen werden, desto mehr Zeit vergeht, bis sie wirken. Ein umfassendes Gesamtkonzept würde daher helfen, die Verunsicherung von Bürgern und Unternehmen abzubauen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB) Burgstr. 28, 10178 Berlin Telefon: 030/16630, Telefax: 030/16631399

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