Pressemitteilung | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Konjunkturprognose des DIW Berlin 2006/2007: Zwischenhoch in 2006 / DIW Berlin rechnet mit 1,7 Prozent Wachstum in diesem Jahr und mit 1,2 Prozent im nächsten Jahr

(Berlin) - Die neue Bundesregierung hat die Prognose des DIW Berlin aus dem Sommer 2005 nur geringfügig beeinflusst. Damals hatte das Institut für 2005 ein BIP-Wachstum von 0,9 Prozent prognostiziert, das jetzt auf 1,1 Prozent angehoben wird. Für 2006 wird die Prognose im Einklang mit anderen Konjunkturforschern von 1,5 auf 1,7 Prozent erhöht. Zu Beginn des Jahres ist das internationale Umfeld günstig: Die Ölpreise sind gesunken, der Euro-Wechselkurs ist günstiger für den Außenhandel als noch vor einem Jahr, der Welthandel wird auch 2006 kräftig wachsen, und die Konjunktur im Euroraum verbessert sich. Die Maßnahmen der neuen Bundesregierung zur Belebung der Konjunktur (Investitionsprogramm, kurzfristig günstigere Abschreibungsbedingungen, Vorzieheffekte für die Anschaffung langfristiger Konsumgüter durch die erst ab 1.1.2007 wirksame Erhöhung der Mehrwertsteuer) wirken sich 2006 positiv auf Konsum und Investitionen aus. So tragen 2006 die Konsumausgaben der privaten Haushalte positiv zum Wachstum bei, wie auch der Konsum des Staates. Die Anlageinvestitionen erhöhen sich um 2,5 Prozent. Fast die Hälfte des BIP-Wachstums von 1,7 Prozent wird daher von der inländischen Nachfrage getragen.

Durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer im Jahre 2007 wird Kaufkraft entzogen und darüber hinaus durch die Vorzieheffekte der Konsum geschwächt. Nach einem Anstieg von 0,3 Prozent in diesem Jahr wird der Konsum der privaten Haushalte 2007 um 0,1 Prozent sinken. Die Ausrüstungsinvestitionen werden im nächsten Jahr weiter zulegen, aber die Bauinvestitionen nach einem schwachen Wachstum in diesem Jahr wieder fallen. Der Außenbeitrag wird weiterhin die Gesamtnachfrage stützen, und das BIP wird um 1,2 Prozent steigen. Einen deutlichen Schub um fast 2 Prozentpunkte bekommt die Inflationsrate von der Mehrwertsteuererhöhung. Sollten die Rohstoffpreise wie schon im vergangenen Jahr wieder kräftig steigen, wird das Inflationsrisiko nicht mehr ignoriert werden können. Die bisherigen Maßnahmen der neuen Bundesregierung führen daher trotz günstiger internationaler Rahmenbedingungen nur zu einer leichten Belebung der Konjunktur im Jahre 2006, die aber ab dem nächsten Jahr wieder in Lethargie zu versinken droht. Die konjunkturelle Entwicklung bleibt weiterhin fragil und nicht gewappnet für Rückschläge aus dem internationalen Umfeld. Ein schlüssiges, kräftiges Strukturprogramm ist daher gefordert, das im Laufe dieses Jahres umgesetzt werden kann.

So bescheiden diese Erwartungen auch sind, das internationale Umfeld wird nicht auf Dauer so günstig bleiben. Erneute Ölpreiserhöhungen, eine Aufwertung des Euro-Wechselkurses, weiter Zinssteigerungen, eine Korrektur, vielleicht sogar ein Crash der Immobilienpreise in den Vereinigten Staaten oder auch in einzelnen europäischen Ländern, sind die großen Risiken für die vorgelegten Prognosen. Der Bericht evaluiert diese Risiken, die in ihren Auswirkungen das bisherige Programm der neuen Bundesregierung relativieren. Bereits für 2006 wird das Staatsdefizit auf 3 Prozent sinken und 2007 aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung auf 1,9 Prozent zurückgehen. Die Konsolidierungsstrategie ist somit erfolgreich zu bewerten. Die Kosten schlagen sich im unveränderten Wachstum und damit in einem unverändert desolaten Zustand des Arbeitsmarktes nieder.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Pressestelle Königin-Luise-Str. 5, 14195 Berlin Telefon: (030) 89789-0, Telefax: (030) 89789-200

(sk)

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