Pressemitteilung | Bund der Selbständigen (BdS) Baden-Württemberg e.V. - Hauptgeschäftsstelle

Konjunkturumfrage "Mittelstand 2008" / Aufschwung hat Höhepunkt überschritten / Je kleiner die Unternehmen, desto schlechter die Aussichten

(Stuttgart) - Der Aufschwung im baden-württembergischen Mittelstand hat seinen Höhepunkt bereits wieder überschritten, nach dem er vor allem die kleineren Unternehmen erst im Sommer richtig erreicht hatte. Besonders die Kleinstunternehmen mit einem bis vier Mitarbeiter und der Einzelhandel hinken nun wieder deutlich hinterher. Während sich oftmals die derzeitige Geschäftslage noch sehr zufrieden stellend gestaltet, haben sich die Geschäftserwartungen für das erste Halbjahr 2008 wieder deutlich eingetrübt. Auch bei den Investitionen wollen sich die Mittelständler weiter zurückhalten. Lediglich die Zahl der Arbeitsplätzen wird der Mittelstand im kommenden Jahr weitgehend stabil halten. Dies sind die Kernaussagen der aktuellen Konjunkturumfrage unter 1.221 Unternehmern, die der Bund der Selbständigen Baden-Württemberg (BDS) traditionell im Dezember durchführt.

Fazit: Viele Mittelständler hat die Konjunkturerholung nur kurz gestreift. Mit zunehmender Unternehmensgröße bleibt die Konjunkturentwicklung weiterhin stabil.

„Es ist sehr bedenklich, dass viele kleinere und mittlere Unternehmen vom Wirtschaftsaufschwung nur so kurz profitiert haben. Die kleinen Unternehmen sind der Samen unserer Wirtschaft. Wir brauchen hier ein Signal der Politik und der Gesellschaft, das Risiko der unternehmerischen Selbständigkeit besser anzuerkennen. Mit Entscheidungen wie dem Mindestlohn, der Unternehmenssteuerreform, der Erbschaftssteuerreform oder auch zum Arbeitslosengeld I erreicht die Politik genau das Gegenteil“, kommentiert BDS-Präsidentin Dorothea Störr-Ritter die aktuelle Lage. Erfreulich bleibe jedoch, dass der größere Mittelstand weiterhin eine gute bis sehr gute Konjunkturprognose abgebe.

Das BDS-Mittelstandsbarometer, das die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftserwartungen der Mittelständler zusammenfasst, ist deutlich um 7,4 Punkte gefallen, erreicht aber insgesamt im fünften Halbjahr hintereinander mit „6,8“ einen positiven Wert. Zur Jahresmitte lag der Wert noch bei „14,2“, im vergangenen Winter 2006/2007 bei „13,6“.


Geschäftserwartungen schlechter als die aktuelle Geschäftslage

Die aktuelle persönliche Geschäftslage wird weiterhin positiv betrachtet, allerdings wird sie nach fast fünf Jahren der kontinuierlichen Aufwärtsentwicklung bis zum Jahreswechsel 2006/2007 von den Befragten nun ein weiteres Mal schlechter bewertet als in der vorhergehenden Befragung. Während rund 19 Prozent die eigene Lage als „schlecht“ bezeichneten (Sommer 18 Prozent), betrachten sie immerhin 29 Prozent als „gut“ (Sommer: 30 Prozent). Die Mehrheit der Selbstständigen bewertet die persönliche Geschäftslage mit „befriedigend“ (52 Prozent). Bedenklich ist jedoch, dass die Erwartungen an das kommende Halbjahr nun wieder deutlich schlechter als die aktuelle Geschäftslage beurteilt werden. Der 2. Barometerwert für die Geschäftserwartungen ist von 16,2 im Sommer um fast 13 Punkte auf 3,6 gefallen. Das lässt auf eine weitere Eintrübung im ersten Halbjahr 2008 schließen.

Ungleiche Branchenentwicklung: Industrie boomt, Handel bleibt Sorgenkind

Insgesamt ist die Entwicklung in den Branchen wie in den vergangenen Jahren uneinheitlich. Während die Konjunktur in der Industrie weiterhin boomt und Dienstleister und freie Berufe eine stetige Entwicklung auf hohem Niveau vermelden, bleibt der Einzelhandel das konjunkturelle Sorgenkind. Auch das schlechte Abschneiden der Hotel- und Gaststättenbetriebe zeigt, dass der Konsum immer noch nicht richtig angelaufen ist. Die Mehrwertsteuererhöhung, gestiegene Energiepreise und die hohe Inflation führen zu einer zurückgehenden Binnennachfrage. Die Erwartungen fürs kommende Halbjahr sind dabei noch deutlich pessimistischer. Diesen Pessimismus für 2008 hat auch viel Handwerksbetriebe im Land erreicht. 21 Prozent der Handwerker benennen die Geschäftserwartungen als „gut“ (Sommer: 35 Prozent). Dem stehen 23 Prozent gegenüber, die schlechte Geschäftserwartungen haben (Sommer: 15 Prozent). Insgesamt schätzen die Industrieunternehmen die Situation für 2008 am besten ein. Allerdings sind auch hier die Zukunftserwartungen deutlich schlechter als die aktuelle Geschäftslage.

Unternehmensgröße entscheidet: Je kleiner um so schlechter

Die großen Mittelständler über 50 Mitarbeiter haben den konjunkturellen Zenit bereits im Sommer überschritten, allerdings auf hohem Niveau. Jedoch erwarten die Unternehmen nicht, diese weiterhin hohe Ausgangslage auch im kommenden Halbjahr halten zu können. Die Zukunftserwartungen liegen deutlich hinter der derzeitigen Geschäftslage. Insgesamt zeigt sich eine deutliche Tendenz: Je kleiner die Unternehmen sind, umso schlechter bewerten sie insgesamt ihre Geschäftserwartungen für 2008. Besonders negativ ist die Situation bei den Kleinstunternehmen mit einem bis vier Mitarbeiter.

Überraschende Ausnahmen bilden dabei die Einzelunternehmen ohne Mitarbeiter. Sie bewerten zwar ihre derzeitige Geschäftslage im Vergleich zu den größeren Unternehmen nur mittelmäßig, sind jedoch für 2008 sehr optimistisch. 33 Prozent bewerten ihre Erwartungen fürs erste Halbjahr 2008 als „gut“. Dem stehen nur rund 17 Prozent mit schlechten Geschäftserwartungen gegenüber.

Beschäftigung: Mittelstand hält Arbeitsplätze stabil

Im zurückliegenden Halbjahr haben die Mittelständler die Zahl ihrer Mitarbeiter leicht ausgebaut. Für das kommende Halbjahr wird die Beschäftigungssituation im Mittelstand weiter stabil bleiben. Rund drei Viertel aller Betriebe wollen ihre Mitarbeiterzahl konstant halten. 11 Prozent wollen weiter einstellen, während rund 12 Prozent eine abnehmende Mitarbeiterzahl ankündigen. Das BDS-Beschäftigungsbarometer fällt nur minimal von „plus 1,4 Punkte“ im Sommer auf „minus 1,2“. Auffällig ist, dass viele Einzelunternehmen planen, Mitarbeiter einzustellen. Demgegenüber stehen vor allem die großen Mittelständler über 50 Mitarbeiter, die ihre Beschäftigtenzahl reduzieren wollen.

Dennoch haben weiterhin über 65 Prozent der Unternehmen Schwierigkeiten, gute Mitarbeiter zu finden. Der Fachkräftemangel trifft dabei alle Branchen, im Mittelstand vor allem das Handwerk.

Große Mehrheit rechnet nicht mit Betriebsschließungen

Im kommenden ersten Halbjahr 2008 rechnen wieder etwas mehr Unternehmen mit einer Betriebsschließung oder haben dies bereits entschieden. Betroffen ist vor allem der Einzelhandel und Betriebe aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe.

Insgesamt gehört der Umfrage zufolge die große Zahl an Unternehmensinsolvenzen vorerst der Vergangenheit an.


Investitionen steigen bei größeren Mittelständlern und in der Industrie

In der Vergangenheit hielten sich viele Mittelständler bei den Investitionen deutlich zurück. Das wird insgesamt auch im kommenden Halbjahr so bleiben. Nur noch 16 Prozent der Unternehmen wollen ihr Investitionsniveau halten. Dem stehen 32 Prozent gegenüber, die ihre Investitionen weiter senken wollen. 57 Prozent der Unternehmen wollen weiter so investieren wie bisher. Dies führt zu einem Indexwert von „minus 16,1“, nach „minus 9,5“ zur Jahresmitte. Ein Investitionsschub ist vom Mittelstand daher insgesamt nicht zu erwarten. Je nach Größe der Unternehmen zeigen sich auch hier deutliche Unterschiede. Mit zunehmender Unternehmensgröße steigen die Investitionen. Während 43 Prozent der Unternehmen zwischen einem und vier Mitarbeitern die Investitionen senken werden, planen dies nur 23 Prozent der größeren Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern. Von den großen Betrieben planen 32 Prozent mehr zu investieren. Analog sind die Investitionsplanungen der Industriebetriebe. 34 Prozent planen steigende Investitionen, nur 19 Prozent werden ihre Investitionen senken. Fazit: Nur die größere Mittelständler und Industrieunternehmen werden für nachhaltige Investitionsimpulse sorgen.

Hintergrund

Der BDS Baden-Württemberg führt seit 2001 halbjährlich eine Konjunkturumfrage unter seinen Mitgliedsbetrieben durch. An der Umfrage im Winter 2007 haben sich 1.221 Unternehmen vom 30. November bis 16. Dezember 2007 beteiligt, von denen knapp die Hälfte weniger als 5 Mitarbeiter hatte. Mit dem BDS-Mittelstandsbarometer, das je zur Hälfte aus den Daten zur aktuellen Geschäftslage und den Geschäftserwartungen besteht, können die verschiedenen Jahre verglichen werden. Die ausführliche Studie zum BDS-Mittelstandsbarometer mit zahlreichen Graphiken und den statistischen Daten finden Sie zum Download hier: http://www.bds-bw.de/konjunktur/.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Selbständigen - Deutscher Gewerbeverband (BDS-DGV), Landesverband Baden-Württemberg e.V. Wolfgang Becker, Geschäftsführer, Mittelstandspolitik und Kommunikation Taubenheimstr. 24, 70372 Stuttgart Telefon: (0711) 954668-0, Telefax: (0711) 954668-33

(el)

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