Pressemitteilung | Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)

Krise wird weltweiten Trend zum Einsatz intelligenter Automatisierungstechnik verstärken / Branchenumsatz erreichte 2008 Rekordwert von 9,3 Milliarden Euro

(Frankfurt am Main) - "Unsere Branche hat in den letzten zwölf Monaten ein Wechselbad der Gefühle durchlebt - mit dem absoluten Rekordjahr 2008, aber auch mit einer durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelösten beispiellosen Abwärtsspirale im Auftragseingang im ersten Quartal 2009", erklärte Dr. Norbert Stein, Vorsitzender des Vorstandes von VDMA Robotik + Automation, anlässlich der Jahrespressekonferenz des Verbandes am Dienstag (19. Mai 2009) in Frankfurt/Main.

Branchenumsatz stieg 2008 um 13 Prozent

Die Hersteller von Robotik und Automation, also von Industrieller Bildverarbeitung, Montage- und Handhabungstechnik sowie Robotik, konnten 2008 mit einem Umsatzwachstum von 13 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro im dritten Jahr in Folge deutlich zulegen. Insgesamt blickt Robotik und Automation auf eine ganz außergewöhnliche Erfolgsgeschichte zurück, berichtete der Fachverbandsvorsitzende: "Das dritte Wachstumsjahr in Folge - die letzten beiden Jahre sogar mit zweistelligen Wachstumsraten, und ein seit der Jahrtausendwende von 5,6 auf jetzt 9,3 Milliarden Euro gestiegener Branchenumsatz!"

Insbesondere die Robotik habe mit einem Wachstum von 15 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu dieser erfreulichen Entwicklung beigetragen. "Hintergrund für das hohe Wachstum war ein fortgesetzter weltweiter Trend zur Automatisierung", betonte Stein. Auch die Hersteller von Montage- und Handhabungstechnik, die mit einem Wachstum von 14 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro ihr bislang erfolgreichstes Geschäftsjahr verzeichneten, profitierten davon. Die Industrielle Bildverarbeitung, die über viele Jahre die am dynamischsten wachsende Teilbranche war, legte nochmals um fünf Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu.

Prognose 2009: Umsatz könnte um 20 Prozent zurückgehen

Große Ernüchterung brachte die Auftragseingangsentwicklung seit der Jahreswende 2008/2009: Im ersten Quartal 2009 war der Auftragseingang gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 48 Prozent rückläufig. "Dies macht es leider erforderlich, unsere im Februar abgegebene Prognose von minus sechs Prozent deutlich nach unten zu revidieren", sagte Stein.

Unter der Prämisse, dass sich das Finanzsystem in den kommenden Wochen und Monaten schrittweise wieder etwas normalisiere, geht VDMA Robotik + Automation davon aus, "dass die aktuelle Auftragseingangsentwicklung nicht bestimmend sein wird für den Branchenumsatz. Wir halten es für möglich, dass der Umsatz von Robotik und Automation 2009 um gut 20 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro und damit auf das Niveau von 2006 zurückgeht", teilte Stein mit.

Robotik rechnet 2009 mit Umsatzrückgang von 20 Prozent

In der Robotik sind mit Beginn der Finanzkrise die Auftragseingänge eingebrochen. Bei einer Lösung der gegenwärtigen Investitionszurückhaltung der Automobilindustrie und der General Industry noch im Laufe des Jahres rechnen die Hersteller von Robotern und Robotiksystemen 2009 mit einem Umsatzrückgang in Höhe von 20 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro.

"In den letzten Jahren beobachten wir eine stetige Zunahme von Handhabungsoperationen. Besonders stark gewachsen sind Verpacken und Pick and Place bei Nahrungsmitteln, sowie in der Pharma- und Elektronikindustrie. Die automatisierte Handhabung und Bereitstellung von Teilen und Material gewinnt wesentlich an Bedeutung in allen produzierenden Bereichen", teilte Stein mit. Hersteller, die Werkzeugmaschinen einsetzen, erhöhen die Einsatzdauer in ihren Fabriken durch Automatisierung mit Robotern. Roboter bedienen dabei die Werkzeugmaschinen durch Bereitstellung von Werkzeugen, Material und Teilen vom Lager nahe an der Werkzeugmaschine. Dadurch können Bearbeitungszentren bei Bedarf 24 Stunden an sieben Tagen der Woche laufen.

Industrielle Bildverarbeitung rechnet 2009 mit Umsatzminus von 30 Prozent

Die schwierige Lage in den wichtigsten Abnehmerbranchen der Industriellen Bildverarbeitung, wie zum Beispiel der Automobil- und Automobilzulieferindustrie oder der Elektronikfertigung führte zu einem massiven Rückgang bei den Bestellungen. Im ersten Quartal 2009 lag der Branchenumsatz bereits um 20 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Die sehr schwachen Auftragseingänge in den vergangenen sechs Monaten lassen nur den Schluss zu, dass sich der Umsatz im Jahresverlauf noch deutlich abschwächen wird. "Vor diesem Hintergrund gehen wir aktuell von einem Umsatzrückgang in Höhe von 30 Prozent für die deutsche Bildverarbeitungsbranche im Jahr 2009 aus. Der dann erreichte Branchenumsatz wird somit voraussichtlich auf gut 845 Millionen Euro - und damit auf das Niveau von 2003 - zurückfallen", sagte Stein.

Montage- und Handhabungstechnik erwartet Umsatzrückgang von 20 Prozent

Für den Jahresverlauf rechnen die Hersteller von Montage- und Handhabungstechnik mit einem drastischen Umsatzrückgang in Höhe von 20 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Noch zehren einige Systemhersteller von Auftragsbeständen, aber seit Ende des Jahres 2008 sind die Auftragsbestände regelrecht weggebrochen. Anwenderbranchen wie die Pharmaindustrie, die Medizintechnik, die Gesundheitspflege und die Kosmetik haben zwar ein zyklisches Tief, mittelfristig aber wieder hohes Wachstumspotenzial.

In den vergangenen Monaten hat sich - insbesondere für die Hersteller von Komponenten der Montage- und Handhabungstechnik - der Lagerzyklus negativ ausgewirkt. In der "Überhitzungsphase" 2007/2008 haben viele Kunden Komponenten eingelagert, um die rasche Verfügbarkeit zu sichern. "Es gibt klare Anzeichen, dass sich dieser Lagereffekt nun seinem Ende zuneigt und die Hersteller von Komponenten für die Montage- und Handhabungstechnik bald wieder mit einem besseren Auftragseingang rechnen können", so Stein.

Insgesamt sind und bleiben die deutschen Hersteller von Montage- und Handhabungstechnik aber gut aufgestellt, da sie mit ihrer Engineering-Kompetenz eine Schlüsselrolle im produzierenden Gewerbe einnehmen. Die Montage als letzte Stufe im Produktionsprozess kann wie kein anderer Bereich die gestiegenen Anforderungen hinsichtlich Variantenmanagement, Time-to-Market und Produktionskosten positiv beeinflussen.

AUTOMATICA 2010

Bereits 13 Monate vor Beginn der nächsten AUTOMATICA, die vom 8. bis 10. Juni 2010 in München stattfindet, sind über 21.000 m2 Netto-Ausstellungsfläche gebucht. Das sind rund Zweidrittel der gesamten Ausstellungsfläche von 2008. Rund 300 namhafte Aussteller haben ihre Teilnahme an der internationalen Fachmesse für Automation und Mechatronik bereits zugesagt. Mit von der Partie sind schon jetzt alle führenden Hersteller von Industrierobotern. "Das bedeutet ein klares Bekenntnis der Branchen zu ihrer Leitmesse AUTOMATICA", betonte Stein.

Die Krise führe natürlich auch dazu, dass sich Branchen, die heute noch unterdurchschnittlich von Automation profitieren, mit der Frage konfrontiert sehen, wie sie ihre Prozesse effizienter machen, wie sie die Produktqualität erhöhen können und wie sie insgesamt ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit steigern können. "Krisenzeiten sind Zeiten, in denen die Hausaufgaben nachgeholt werden müssen, die in der Phase der Überhitzung liegen bleiben. Antworten auf die aufgeworfenen Fragen werden immer auch den vermehrten Einsatz intelligenter Automatisierungstechnik enthalten", erklärte der Fachverbandsvorsitzende.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) Marlies Schäfer, Pressesprecherin Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt am Main Telefon: (069) 66030, Telefax: (069) 66031511

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