Künstliche Verteuerung des Strompreises durch Missbrauch des CO2-Zertifikathandels / Umweltminister Trittin soll für Aufklärung sorgen
(Berlin) - Mit großer Sorge verfolgt der vzbv Berichte über eine künstlichen Verteuerung des Strompreises an der Leipziger Strombörse EEX durch den Missbrauch des CO2-Zertifikathandels. Demnach sollen die großen Stromkonzerne Kosten für Emissionsrechte auf Strom aufgeschlagen haben, obwohl sie ausreichend mit kostenlosen CO2-Zertifikaten ausgestattet wurden. "Wenn sich der Vorwurf erhärtet, dass die Erzeuger das umweltpolitische Instrument des Zertifikathandels missbrauchen , um Mitnahmeeffekte auf Kosten der Verbraucher zu erzielen, besteht dringender politischer Handlungsbedarf", so vzbv-Vorstand Prof. Dr. Edda Müller.
Der vzbv hatte bereits Anfang Juli die Aufsichtsbehörde des Leipziger Börsenplatzes aufgefordert, dem Verdacht von Preissteigerungen durch künstlich erhöhte Strompreise nachzugehen, ohne dass von dort bis heute eine Reaktion erfolgte. "Die Zeche für die künstliche Verteuerung des Strompreises zahlt der Haushaltskunde", so Edda Müller. Da bei Einführung des CO2-Zertifikathandels die Erzeuger kostenlos mit ausreichenden Zertifikatmengen bis 2007 ausgestattet wurden und zudem derzeit noch kein nennenswerter Handel stattfindet (laut Umweltbundesamt wurden bis Juni lediglich 1,6 Prozent der Emissionsberechtigungen gehandelt) dürfe der Emissionshandel keine Auswirkungen auf die Kosten der Stromproduktion haben. "Wir haben deshalb Bundesumweltminister Trittin um Aufklärung gebeten", so vzbv Vorstand Prof. Dr. Edda Müller.
Das Prinzip scheint einfach, wie ein zu Beginn der Woche von der Frankfurter Rundschau veröffentlichtes Rechenexempel zeigt: Ein Stromerzeuger handelt über die Strombörse beispielsweise 1000 Kilowattstunden Strom, für den kostenlos zugeteilte Emissionsrechte vorliegen, zu einem Preis von drei Cent. Vertreibt der Erzeuger darüber hinaus eine weitere Kilowattstunde, für die er ein zusätzliches Emissionszertifikat für einen Cent erworben hat, erhöhen sich die Kosten für diese Kilowattstunde auf vier Cent. In der Gesamtkalkulation würde dies jedoch kaum ins Gewicht fallen. Anders die Kalkulation der Stromkonzerne: Anscheinend berechnen sie den "Emissions-Aufschlag" von einem Cent auch für die übrigen 1000 Kilowattstunden und verkaufen den gesamten Strom für vier Cent je Kilowattstunde. Durch diesen Trick treiben sie den Strompreis weiter in die Höhe und erzielen Mitnahmeeffekte auf Kosten der Verbraucher.
Quelle und Kontaktadresse:
vzbv Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.
Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin
Telefon: 030/258000, Telefax: 030/25800218