Pressemitteilung | AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V.

Lage und Perspektiven im norddeutschen Groß- und Außenhandel: Binnenkonjunktur gewinnt an Breite / Außenhandel entwickelt sich weiter dynamisch / Nur geringes Beschäftigungsplus für 2006 erwartet / Exporthandel erweitert Kapazitäten

(Hamburg) - Im norddeutschen Groß- und Außenhandel hat sich die konjunkturelle Erholung zum Jahresbeginn fortgesetzt. In allen Sparten des Binnengroßhandels hat sich das Geschäftsklima weiter aufgehellt. Der Exporthandel konnte dank anhaltend starker Nachfrage aus dem Ausland und der günstigen Entwicklung des Euro-Dollar-Kurses weiter zulegen. Auch der Importhandel hat wieder an Schwung gewonnen. Die Geschäftserwartungen bis zum Sommer sind überwiegend optimistisch. Die Personalpläne der Unternehmen für 2006 sind jedoch zurückhaltend. „Einen Aufschwung, der auch den Arbeitsmarkt erfasst, wird es in diesem Jahr nicht geben.“ Dies erklärte Helly Bruhn-Braas, Präsidentin des AGA Unternehmensverbandes, auf der Basis der jüngsten Konjunkturumfrage ihrer Organisation am 30. Januar 2006 vor Journalisten in Hamburg. Dem AGA gehören über 3.000 Unternehmen in den fünf Küstenländern an.

Die realen Umsätze des norddeutschen Groß- und Außenhandels lagen im abgelaufenen Quartal um 1,3 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Gewinnsituation hat sich nach einer langen Phase unbefriedigender Erträge weiter leicht verbessert. 23 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre Gewinnsituation als gut. 19 Prozent berichten über eine Verschlechterung, im Herbst waren es noch 25 Prozent. Der AGA-Indikator, der die Einschätzung der gegenwärtigen und erwarteten Absatz- und Ertragslage zusammenfasst, ist um sechs Punkte gestiegen. Er weist jetzt einen Stand von 119 Punkten auf. Dies ist der höchste Wert seit dem Frühjahr 2001. Werte über 100 sind Ausdruck einer relativ guten, Werte unter 100 Ausdruck einer relativ schlechten Geschäftslage.

Der Binnengroßhandel verzeichnete im abgelaufenen Quartal ein reales Umsatzplus von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem der Handel mit Investitionsgütern und Industriebedarf hat an Dynamik gewonnen. Die Umsatzerwartungen bis zum Sommer sind optimistisch. „Der Investitionsstau beginnt sich aufzulösen, es wird wieder verstärkt in die Modernisierung und Ausweitung von Ausrüstung investiert“, erklärte Bruhn-Braas. „Nach einigen Fehlzündungen ist der Investitionsmotor jetzt endlich angesprungen.“ Von einer niedrigen Ausgangsbasis kommend, melden auch die konsumnahen Handelsbereiche Umsatzzuwächse gegenüber dem Vorjahr. Das Gros der Händler mit Ge- und Verbrauchsgütern sowie mit Nahrungs- und Genussmitteln geht davon aus, dass sich der Konsum im Laufe der nächsten sechs Monate verbessern wird. Impulse werden vor allem von der Fußball-Weltmeisterschaft erwartet. „Dies wird aber nur ein temporärer Effekt sein, ebenso wie die zu erwartenden Vorzieheffekte aufgrund der für 2007 avisierten Mehrwertsteuererhöhung,“ erklärte Bruhn-Braas. „Voraussetzung für eine nachhaltige Verbesserung des Konsumklimas ist und bleibt eine Belebung am Arbeitsmarkt. Und die ist nicht in Sicht.“ Unsicherheit über die Entwicklung der verfügbaren Einkommen und hohe Energiepreise dämpften nach wie vor das Ausgabeverhalten der privaten Haushalte.

In den baunahen Handelsbereichen, die im Herbst die Talsohle durchschritten haben, stabilisiert sich jetzt die Geschäftslage auf niedrigem Niveau. Aufgrund des starken Beschäftigungsabbaus sind die Personalkosten im abgelaufenen Quartal nur noch um 0,4 Prozent gestiegen. Der Lagerdruck hat spürbar abgenommen. Die Umsatzerwartungen bis zum Sommer sind optimistisch. Die Diskussion über die Abschaffung der Eigenheimzulage habe zu leichten Impulsen beim Eigenheimbau geführt, wenn auch die Grundstimmung infolge von Arbeitsplatzunsicherheit und schwacher Entwicklung der Realeinkommen nach wie vor negativ sei, sagte Bruhn-Braas.

Dank der dynamischen Weltkonjunktur und des wieder günstigeren Euro-Dollar-Kurses, der die preisliche Wettbewerbsfähigkeit deutscher Ausfuhren in den Dollarraum verbessert hat, konnte der norddeutsche Exporthandel weiter kräftig zulegen. Der Teilindikator für den Exporthandel ist um sechs Punkte gestiegen und weist jetzt einen Stand von 120 Punkten auf. Überdurchschnittlich gute Geschäfte verzeichnen derzeit die Ausfuhrhändler von chemischen und pharmazeutischen Rohprodukten sowie von Investitionsgütern und Ersatzteilen. Vor allem die Nachfrage aus Südostasien, Mittel- und Osteuropa sowie aus den OPEC-Ländern hat kräftig angezogen. Die Aussichten bis zum Sommer sind zuversichtlich.

Auch der Importhandel verzeichnete eine gute Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Quartal. Kräftige Umsätze erzielten vor allem Unternehmen, die Rohstoffe sowie Ge- und Verbrauchsgüter einführen. Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate sind optimistisch. Die Teilindikator für den Importhandel ist um vier Punkte auf nunmehr 123 Punkte gestiegen.

„Nach einer langen Phase der Konsolidierung ist der Beschäftigungsabbau im norddeutschen Groß- und Außenhandel jetzt zum Stillstand gekommen“, erklärte Volker Tschirch, Vorstandssprecher des AGA. „Für 2006 erwarten wir ein geringfügiges Plus in der Beschäftigungsbilanz.“ Die Unternehmen wollen im Laufe des Jahres ihre Belegschaften per Saldo um 0,4 Prozent aufstocken; konkret bedeutet dies die Schaffung rund 450 neuen Arbeitsplätzen im norddeutschen Groß- und Außenhandel. Vor allem Außenhändler wollen zusätzliche Mitarbeiter einstellen, beim Großhandel stehen die Zeichen hingegen weiter auf Personalabbau. Seit Mitte der neunziger Jahre wurden im norddeutschen Groß- und Außenhandel fast zehn Prozent der Stellen abgebaut. „Das ist ein Verlust von über 12.000 Arbeitsplätzen innerhalb von zehn Jahren.“

Ein aussagekräftiger Indikator für die konjunkturelle Entwicklung sind die Investitionspläne der Unternehmen. 2006 wollen die Unternehmen des norddeutschen Groß- und Außenhandels 1,1 Prozent mehr investieren als im Vorjahr. Das ist der höchste Zuwachs seit 1998. Hauptinvestitionsmotiv ist naturgemäß die Ersatzbeschaffung. 28 Prozent der Investitionen dienen 2006 der Geschäftsausweitung, 27 Prozent der Rationalisierung. „Vor allem Exporthändler, die aus Kostengründen in den Vorjahren kräftig rationalisiert haben, wollen in diesem Jahr ihre Kapazitäten erweitern, um der dynamischen Entwicklung des Welthandels Rechnung zu tragen,“ erläutert Tschirch.

Strukturdaten für den norddeutschen Groß- und Außenhandel:

Im norddeutschen Groß- und Außenhandel, der die Länder Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und das nördliche Niedersachsen umfasst, gibt es rund 11.000 Unternehmen, die mit ihren 119.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 120 Mrd. Euro erwirtschaften. Damit haben 12 Prozent der Mitarbeiter im deutschen Groß- und Außenhandel ihren Arbeitsplatz in Norddeutschland. Der Anteil Norddeutschlands am Gesamtumsatz beträgt fast 18 Prozent.

Beschäftigtenzahlen in den Regionen:
Hamburg: 50.200, Schleswig-Holstein: 39.900, Bremen:11.600, Nord-Niedersachsen: 4. 500, Mecklenburg-Vorpommern: 12.800

Quelle und Kontaktadresse:
AGA Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e. V. Dr. Holger Eisold, Leiter, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Kurze Mühren 2, 20095 Hamburg Telefon: (040) 308010, Telefax: (040) 30801107

(sk)

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