Lehrerverband zur Forderung nach Verkürzung der Sommerferien: "Schüler brauchen sechs Wochen, um kreativ durchhängen zu können"
(Bonn) - Zur Forderung des Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Stuttgarter Landtag, Günther Oettinger, nach Verkürzung der Sommerferien auf vier Wochen und nach Einrichtung von Betreuungsangeboten der Schulen während der großen Ferien stellte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL) fest:
Schüler brauchen einmal im Jahr eine längere Phase, in der sie völlig von der Schule abschalten können; sie müssen die Möglichkeit haben, sich dann so richtig durchhängen zu lassen, um mit neuem Elan in das neue Schuljahr zu starten. Den Kindern während der Ferien gar noch schulische Angebote überstülpen zu wollen, ist pädagogisch Nonsense, ganz zu schweigen davon, dass die Schulen nicht über das dafür notwendige Personal und die dafür notwendigen Räumlichkeiten verfügen.
Die meisten der anderen europäischen Länder haben ansonsten sogar noch längere Sommerferien, darunter auch Länder wie der PISA-Sieger Finnland.
Kinder und Jugendliche sollten die Ferien im Übrigen dazu nutzen, um etwas gegen zwei gravierende und um sich greifende Defizite zu tun: gegen ihre Bewegungsarmut und gegen ihre Lesearmut. Sport zu treiben und zu lesen, das wäre eine hervorragende Feriengestaltung, die indirekt auch der Schullaufbahn zugute kommt.
Der Vorschlag Oettingers ist zudem touristisch Quatsch. Das Chaos auf den deutschen Autobahnen und Flughäfen würde durch eine Verdichtung der Ferien noch größer, und die Preise für Ferienreisen würden vor allem zulasten der Familien mit geringeren und mittleren Einkommen steigen.
Herr Oettinger ist ansonsten bekannt als ein erfindungsreicher Sommerlochfüller. Vor nicht allzu langer Zeit meinte er, den Schülern Schuluniformen verpassen zu müssen. Wenn solche Leute sich jetzt als Schulexperten gerieren, ist es nicht verwunderlich, dass Deutschlands Schulen bei internationalen Leistungsvergleichen nur mittelmäßig abschneiden.
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