Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

"Lehrkräfte an Schulen und Hochschulen besser bezahlen" / Bildungsgewerkschaft zur Ländertarifrunde öffentlicher Dienst Entgeltordnung

(Berlin) - Eine bessere und einheitliche Bezahlung für alle angestellten Lehrkräfte an Schulen und Hochschulen fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Sie wird sich in der jetzt beginnenden Ländertarifrunde im öffentlichen Dienst zur Entgeltgeltordnung (EGO) für eine Eingruppierung in die Entgeltgruppe (EG) 14 für Lehrkräfte an Schulen stark machen. "Eine Schule für alle Kinder, eine Ausbildung für alle Lehrkräfte und eine einheitliche Bezahlung der Lehrenden lautet das Gebot der Stunde. Dieser Dreiklang spiegelt die aktuellen Anforderungen an ein modernes Schulwesen, eine Pädagogik, die alle Kinder bestmöglich individuell fördert, und ein zukunftsfähiges Gehaltssystem adäquat wider", sagte GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne am Freitag (25. September 2009) während einer Pressekonferenz seiner Organisation in Berlin.

"Die Ausbildung der Lehrkräfte nach Schulformen und -stufen entspricht nicht mehr den geänderten Anforderungen an die Schulen. Die der Ausbildung folgende Bezahlung widerspricht den Forschungserkenntnissen, den europäischen Regelungen und den pädagogischen Anforderungen in der Praxis", sagte Thöne. "Lehrkräfte leisten zwar unterschiedliche, aber gleichwertige Arbeit, die einheitlich entlohnt werden muss." Die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge würden zu einer einheitlichen Struktur der Lehrerausbildung führen. Als erste Bundesländer setzten Sachsen, Nordrhein-Westfalen und in Kürze auch Niedersachsen die europäischen Vorgaben mit einem sechssemestrigen Bachelor und einem anschließenden viersemestrigen Masterstudium für Lehrkräfte aller Schulstufen um. "Die GEW fordert alle Länder auf, für alle Lehrkräfte das Studium einheitlich zu organisieren (= 300 Credit Points). Eine Schule, in der alle Lehrkräfte für die Lernprozesse aller Kinder gleich verantwortlich sind, ist kaum vorstellbar, wenn ein Wirrwarr unterschiedlichster Eingruppierungen herrscht", betonte der GEW-Vorsitzende.

"Die Bundesrepublik muss mehr junge Menschen für den Lehrberuf gewinnen. Alle Bundesländer steuern direkt auf einen massiven Pädagogen- und Wissenschaftlermangel zu. Gute Arbeitsbedingungen - und dazu gehört insbesondere eine attraktive Bezahlung - leisten einen entscheidenden Beitrag, dass auch künftig die motiviertesten und qualifiziertesten jungen Menschen an Schulen und Hochschulen lehren", unterstrich Thöne.

"In dieser Tarifrunde gibt es in der deutschen Geschichte zum ersten Mal die Chance, die Bezahlung der Lehrkräfte zu tarifieren. Das ist ein wichtiger Schritt, die jahrzehntelange Arbeitgeberwillkür bei der Eingruppierung zu durchbrechen", sagte GEW-Tarifexpertin und -Verhandlungsführerin Ilse Schaad.

Sie betonte, dass die Einkommensverluste, die Lehrkräfte bei der Umstellung vom Bundesangestelltentarifvertrages (BAT) auf den Tarifvertrag der Länder (TV-L) 2005 hinnehmen mussten, in dieser Tarifrunde mindestens ausgeglichen werden müssten. Das Jahresgehalt einer neu eingestellten Lehrkraft liege inzwischen rund 7.000 Euro niedriger als im alten BAT "Die von den Lehrkräften als Abwertung empfundenen Verluste sind ein falsches Signal und eine gesellschaftliche Fehlsteuerung für die notwendige Weiterentwicklung des Schulsystems, die korrigiert werden müssen. Wir wollen in der Tarifrunde der alten Parole `kleine Kinder - kleines Gehalt, größere Kinder - größeres Gehalt´ endlich ein Ende setzen. Das schafft nur Gewinner: Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern", unterstrich Schaad.

Die Regel-Eingruppierung für vollausgebildete Lehrkräfte an Schulen in EG 14 ergebe sich aus dem Zusammenspiel aus Hochschulabschluss und anschließendem Referendariat. Akademiker, die ein abgeschlossenes Hochschulstudium vorzuweisen hätten, würden im öffentlichen Dienst nach TV-L-Systematik in EG 13 eingestellt.

Info: Die Ländertarifrunde im öffentlichen Dienst Entgeltordnung, in der es auch um die Eingruppierung der Lehrkräfte an Schulen und Hochschulen geht, hat am 15./16. September begonnen. Die Verhandlungen zwischen der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) und den Gewerkschaften ver.di und GEW sowie der dbb-Tarifunion werden am 28./29. September in Berlin fortgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt sollen zum ersten Mal auch Lehrereingruppierungsfragen eine Rolle spielen. Die Verhandlungen sind auf sechs Runden angesetzt und sollen am 17. Dezember beendet werden. Anders als bei den regulären Tarifrunden liegt die Verhandlungsführerschaft für die Lehrkräfte bei der GEW.

Angestellte Grundschullehrkräfte (West) beginnen zurzeit mit einem Gehalt von 2.564 Euro und können in der Endstufe 3.841 Euro erreichen (TV-L, EG 11). Lehrkräfte an Gymnasien (West) werden in TV-L EG 13 eingestuft und verdienen als Einstiegsgehalt 3.028 Euro. Sie können in der Endstufe 4.378 Euro erreichen. Die EG 14 (West) beginnt mit einem Einstiegsgehalt von 3.286 Euro, in der Endstufe können 4.666 Euro erreicht werden.

In der Bundesrepublik gibt es fast 205.000 angestellte Lehrkräfte an Schulen und rund 118.000 Lehrende an Hochschulen, für die der TV-L gilt.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

NEWS TEILEN: