Lieferproblem Heparin: Festbetragsabsenkung ist kontraproduktiv
(Berlin) - Mit Blick auf die aktuell bestehenden globalen Lieferengpässe beim Blutgerinnungshemmer Heparin aufgrund der afrikanischen Schweinepest sagt BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen:
"Dass die Heparinproduktion insbesondere in China stockt, hat auch Auswirkungen auf die Situation in Deutschland und Europa. Die europäischen Quellen können den Engpass nur schwerlich abfedern. Und während die Rohstoffpreise steigen, bereitet der G-BA in Deutschland eine Absenkung der Festbeträge im Heparinsegment vor. Solche ordnungspolitischen Fehlregulierungen sind kontraproduktiv und müssen dringend unterbleiben. Sie vergrößern das Ausmaß der Lieferschwierigkeiten ohne Not und gefährden damit die Versorgung unzähliger Patientinnen und Patienten.
Eines ist klar: Die pharmazeutischen Hersteller wollen immer liefern und haben auch eine ethische Verpflichtung, eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Dafür tun sie alles, was in ihrer Macht steht. Problematisch wird es aber in dem Moment, in dem ihnen steigende Produktionskosten und zusätzliche staatliche Belastungen die Luft zum Atmen nehmen. Aufzahlungen über Festbeträge verschärfen die ohnehin angespannte Situation noch, denn nicht jeder Anbieter kann sie wirtschaftlich verkraften. Mögliche Folge ist eine Reduzierung der Anbietervielfalt zulasten der systemrelevanten Versorgung mit Heparinen. Der medizinische Stellenwert der niedermolekularen Heparine ist unverändert hoch. Eine kontinuierliche Versorgung wird im stationären wie im ambulanten Sektor benötigt, einerseits um Operationen gemäß medizinischen Standards durchführen zu können und andererseits, um lebensbedrohliche kardio-vaskuläre Erkrankungen zu behandeln. Wenn Hersteller aber ausfallen, lässt sich die komplexe Produktion nicht einfach über Nacht hochfahren. Die Wirkstoffe werden biologisch aus Schweinen gewonnen, die erst einmal wieder aufgezüchtet werden müssen.
Die Politik täte gut daran, Lieferschwierigkeiten nicht mit weiteren Regulierungen zu begegnen, sondern die Produktion in Europa zu stärken. Versorgungssicherheit ist keine rein gesundheitspolitische sondern auch eine geo- und sicherheitspolitische Frage."
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI)
Andreas Aumann, Leitung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
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