Lipobay: vzbv fordert Einsichtsrechte in Arzneimittelunterlagen
(Berlin) - Anlässlich der Marktrücknahme eines der weltweit wirtschaftlich erfolgreichsten Medikamente (Cholesterinsenker Bacyol/Lipobay) der Bayer AG fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mehr Transparenz bei der Arzneimittelzulassung.
"Unabhängige Wissenschaftler müssen endlich Einsichtsrechte in die bei der Zulassung der Medikamente eingereichten klinischen Studien der Hersteller erhalten," fordert Thomas Isenberg, Fachbereichsleiter Gesundheit beim vzbv. Gegenwärtig ist eine unabhängige Prüfung der Zulassungsunterlagen nicht möglich, wenn beispielsweise Berichte über Nebenwirkungen auf anderen Märkten vorliegen. "Fällen wie der Marktrücknahme von Lipobay müssen wir durch eine größere Transparenz bei den Zulassungsverfahren von Arzneimitteln entgegenwirken," so Isenberg.
Um Verbraucherinteressen zusätzlich bei der Beobachtung, Sammlung und Auswertung von Arzneimittelrisiken ein größeres Gewicht zu verleihen, fordert der vzbv die Bundesregierung gleichzeitig auf, die Mitwirkung von Verbraucherorganisation im sog. Stufenplanverfahren nach § 63 Arzneimittelgesetz verbindlich einzuführen. Gegenwärtig sind Verbrauchervertreter bei der Vorbereitung von Entscheidungen außen vor, bei denen es darum geht, die Öffentlichkeit über mögliche Risiken zu informieren oder Medikamente vom Markt zu nehmen.
Bereits seit Monaten warnen unabhängige Arzneimittelinformationsdienste vor starken Nebenwirkungen des Bayer-Fettsenkers Lipobay (Wirkstoff: Cerivastatin). Allein in Deutschland registrierte das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte rund 90 Berichte über Muskelzerfall im Zusammenhang mit Lipobay. Bereits im Oktober 2000 lagen weltweit 482 Berichte über Schädigungen vor, wie das unabhängige "arznei-telegramm" berichtet. In der Kombination mit einem bestimmten anderen Mittel liege die Schädigungsrate sogar bei bis zu 10 Prozent der Anwender.
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