Medien dürfen Zuschauer nicht zu Voyeuren machen"
(Bonn) - Bestimmte Entgrenzungsverfahren, die den Beruf des Journalisten und die damit verbundene Produktion von Nachrichten unter Druck setzen, müssen intensiv gerade mit jungen Journalistinnen und Journalisten diskutiert werden, sagte der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) Prof. Siegfried Weischenberg zum Auftakt des DJV-Kongresses 24 Stunden Zunkunft Journalismus zwischen Kompetenz und Kompromissen am 17./18. März in Leipzig. Rund 200 junge Journalistinnen und Journalisten nahmen an dem DJV-Kongress teil. Weischenberg rief die Teilnehmer zu ehrenamtlichem Engagement auf. Die Mitarbeit im DJV und die Reflektion über den eigenen Beruf und seine Entwicklung seien drängende Aufgaben für die Zukunft.
Die Entwicklung der Gesellschaft und des Journalismus als Zukunfts-Szenario beschrieb der Journalist und Trendberater Michael A. Konitzer bei seinem Vortrag Web-Society verändert das Web die Gesellschaft oder die Gesellschaft das Web? und gab damit den Impuls für den weiteren Austausch auf dem Kongress.
Praxisnah diskutierten die jungen Journalisten in sieben Foren über die Zukunft der Tageszeitung, die Chancen und Risiken des Online-Journalismus, die Positionierung im Markt als freier Journalist und die Entwicklung der Wirtschaftsmagazine in Deutschland. Dazu stellten sich erfahrene Kollegen wie Sibylle Fleischmann, Online-Managerin bei Microsoft, Prof. Dr. Michael Haller, Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Leipzig, Iris Röthig, Ressortleiterin Business DM Magazin und Wolfgang Kiesel, freier Journalist und Trainer, dem Austausch. In einem weiteren Forum konnten sich junge Journalisten über die Digitalisierung des Rundfunks und die Auswirkungen auf die Anforderungen des Berufes bei Michael Klehm, DJV-Fachreferent für Neue Medien, informieren. Christiane Hach, freie PR-Beraterin, zeigte die Perspektiven für junge Journalisten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit.
Höhepunkt der Veranstaltung war die Pro- & Contra-Diskussion am 18. März zum Thema Weg von der klassischen Nachricht hin zum Infotainment drohen uns amerikanische Verhältnisse? Das Gefühl öffnet das Tor zur Information, fasste Martina Sagurna, freie Journalistin und Moderatorin beim WDR, die Chancen der Boulevardisierung in deutschen Fernsehsendungen zusammen. Sie diskutierte unter der Moderation von Siegfried Weischenberg mit Friedrich Küppersbusch, Produzent von Maischberger (n-tv). Die Medien sollten ihre Zuschauer nicht zu Voyeuren machen. Sie sollten sich fragen, wo der mitteilenswerte Kern der Information ist, forderte Küppersbusch. Denn Journalismus sei, was auf einem öffentlichen Platz stattfindet und die Aufgabe des Journalisten sei es, herauszufinden, welche Themen von öffentlichem Interesse seien.
Der Kongress hat jungen Journalisten neue Wege für die Beantwortung von Zukunftsfragen geboten und den medienübergreifenden Dialog im Journalismus gefördert, sagte Ulf Buschmann, Sprecher des Bundesfachausschusses Junge Journalistinnen und Journalisten zum Abschluss des Kongresses.
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