Pressemitteilung | Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB) - Bundesgeschäftsstelle und Landesverband Nordrhein-Westfalen

Mehrheit der Pflegekräfte in Rheinland-Pfalz will Pflegekammer nicht

(Essen) - Das Ergebnis des Befragungsverfahrens Ende März lässt keine zwei Meinungen zu: Nur 20 Prozent aller Pflegekräfte wollen die Pflegekammer in Rheinland-Pfalz. Trotzdem bemühen sich ihre Befürworter um Ergebniskorrektur. So spricht das Rheinland-Pfälzische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, vertreten durch Minister Alexander Schweitzer, irritierenderweise von einer "Mehrheit für die Pflegekammer".

Dabei zeigt ein nüchterner Blick auf die Zahlen, dass die Pflegekammer in Rheinland-Pfalz gescheitert ist. Zirka 40.000 Arbeitnehmer gibt es im Land, die in der Pflege beschäftigt sind und somit als Pflichtmitglied einer Pflegekammer in Frage kommen. Nur etwa 5.000 von ihnen gaben in der Befragung an, für deren Einrichtung zu sein. Zudem ist zu vermuten, dass das aufwendige Registrierungsverfahren, das Voraussetzung für die Teilnahme am Votum war, viele abgeschreckt haben, die sich gegen die Kammer ausgesprochen hätten. Damit kann von einer Mehrheit keine Rede sein. Dass sich das Ministerium trotzdem darauf versteift, von einer Mehrheit für die Pflegekammer zu sprechen, zeigt, wie entschlossen man dort ist, die Kammer auch ohne Mehrheitsvotum durchzusetzen.

Dabei brauche "das Gros der Pflegenden im Land die Pflegekammer nicht", so Monika Pauli, Mitglied des Vorstandes im VDAB-Landesverband Rheinland-Pfalz und Pflegefachkraft. "Die Pflege leidet jetzt schon an einer überbordenden Bürokratielast. Ich weiß nicht, wie die Politik die versprochene Entbürokratisierung umsetzen will, wenn sie den bürokratischen Aufwand durch die Einrichtung von Pflegekammern noch erhöht", so Pauli weiter. Die Argumente pro Pflegekammer seien zudem sehr theoretisch. "Die Pflegenden werden in ihrem Arbeitsalltag kaum etwas von der versprochenen Stärkung des Berufsbildes und Weiterentwicklung der Pflege durch die Kammer mitbekommen", meint Pauli weiter. Denn die Kammer sei nicht die Institution, die entsprechenden Hebel zu bedienen: die wesentlichen Rahmenbedingungen sind durch Bundesgesetze und Verträge zwischen den Krankenkassen und den Einrichtungen geregelt. Der Gestaltungsspielraum für Pflegekammern halte sich somit in übersichtlichen Grenzen. "Für die Pflegenden ist die Kammer nur eine Institution mehr, die ihnen bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen will", so Pauli.

Die Vorteile einer Pflegekammer seien daher überschaubar, ihre Nachteile für die Pflegekräfte indes immens: Die Mitgliedschaft wird bei Einführung der Pflegekammer verbindlich, die Mitglieder sind zu Zwangsbeiträgen verpflichtet. Angebotene Fortbildungen müssten selbst bezahlt werden. Die Aufwertung des Berufsbildes Pflege werde durch die Pflegekammer eher behindert, als gefördert. "Die Kammer kann den Verantwortlichen in der Politik als Alibi dienen, indem sie immer dann auf sie verweisen, wenn es darum ginge, tatsächlich Bedingungen für gute Pflege zu verbessern", so Pauli abschließend.
Der VDAB ist einer der größten privaten Trägerverbände Deutschlands. Er versteht sich als bundesweiter Interessenverband für private, professionelle Pflegeeinrichtungen.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB), Bundesgeschäftsstelle Pressestelle Im Teelbruch 132, 45219 Essen Telefon: (02054) 9578-0, Telefax: (02054) 9578-40

(tr)

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