Mit Milliardeneinnahmen alle Schulen stärken / BLLV-Präsident Klaus Wenzel: Bildungswesen in Bayern braucht einen kräftigen Schub / Lehrer und Schüler müssen von den Geldern profitieren
(München) - Ein großer Teil der Milliardeneinnahmen, die der Freistaat Bayern in diesem und im kommenden Jahr zusätzlich erwartet, müssen den Schulen zugute kommen. Das Bildungswesen in Bayern braucht einen kräftigen Schub. Nicht Unterrichtsausfälle und chronischer Lehrermangel sollten den Alltag an den Schulen beherrschen, sondern Bildungsgerechtigkeit und Berufszufriedenheit, stellte der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel, anlässlich der heutigen (22. Mai 2007) Debatte im Bayerischen Landtag um die erwarteten Steuermehreinnahmen von rund 3,3 Milliarden Euro klar. Er betonte: Alle Schulen brauchen genügend Personal und Geld, damit alle Kinder und Jugendlichen hohe Kompetenzen und attraktive Abschlüsse erwerben können.
Lehrerinnen und Lehrer brauchen beste Arbeitsbedingungen. Die Staatsregierung sollte auch endlich damit beginnen, die Gelder neu zu verteilen: Es ist höchste Zeit, für ein stabiles Fundament zu sorgen. Investitionen in Kindergärten und Grundschulen sorgen dafür, dass später auf Rehabilitations- und Resozialisierungsausgaben weitgehend verzichtet werden kann.
Bislang ist von dem gut gefüllten Staatssäckel an den Schulen wenig bis nichts zu spüren. Nach wie vor fällt zu viel Unterricht aus, in vielen Klassenzimmern herrscht drangvolle Enge - zu viele Schüler und zu wenig Lehrer. Das Angebot an Ganztagsschulen hinkt der Nachfrage hinterher. Auch in den Genuss einer individuellen und gezielten Förderung kommen noch viel zu wenig Schüler.
Nötig sind mehr Planstellen, zumal nach Berechnungen des BLLV in den nächsten drei Jahren rund 17.700 Lehrkräfte die Altersgrenze überschreiten. Bis zu diesem Zeitpunkt beenden jedoch voraussichtlich nur knapp 15.700 Studierende ihre Lehrerausbildung. Rein rechnerisch fehlen demnach bereits 2010 ca. 2000 Lehrerkräfte. Werden diese Stellen nicht besetzt, droht eine massive Verschärfung des Lehrermangels, erklärte Wenzel, weitere Unterrichtsausfälle sind jetzt schon vorhersehbar. Er forderte: Wenn die Staatskassen voll sind, müssen davon auch und vor allem Schüler und Lehrer profitieren. Wer Bildung stärken will und zum Megathema erklärt, muss mit den milliardenschweren Mehreinnahmen grundlegende und umfassende Reformen einleiten, zumal die Bildungsfinanzierung im internationalen Vergleich unterhalb des Durchschnitts liegt.
Die Bildungsausgaben müssen nicht nur drastisch erhöht, sondern auch neu verteilt werden. Immer noch investiert Bayern überproportional in den dritten und vierten Stock des Bildungshauses anstatt für ein stabiles Fundament zu sorgen. Wenzel forderte, mit der pädagogisch wie ökonomisch unsinnigen Ungleichverteilung zwischen verschiedenen Bildungseinrichtungen, Schulstufen und Schularten endlich aufzuhören.
Es ist ein Armutszeugnis für den Kulturstaat Bayern, dass die Ausgaben für Bildung zwischen 1987 und 2000 deutlich langsamer gewachsen sind als der gesellschaftliche Reichtum. Der relative Rückgang des Anteils beträgt sogar 21,8 Prozent. Die Milliardeneinnahmen, die der Freistaat erwartet, sollten Impuls genug sein, endlich richtig Geld für die Schulen in die Hand zu nehmen.
Stärkung der Schule bedeutet für den BLLV auch, Lehrerinnen und Lehrer nicht länger unterschiedlich zu behandeln, was ihre Arbeitszeit und Besoldung betrifft. Das Ziel muss die Gleichwertigkeit der Lehrämter sein, Gleichwertigkeit ist erst erreicht, wenn alle Pädagogen gleiche Eingangsbesoldung auf höchstem Niveau erhalten.
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