"`Modell Toronto´ Vorbild für Integration von Migranten" / Bildungsgewerkschaft zum Carl-Bertelsmann-Preis
(Frankfurt am Main) - Als "eine sehr gute Wahl" und "hilfreich für die schulpolitische Diskussion in Deutschland" hat Marianne Demmer, Leiterin des Vorstandsbereichs Schule der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Verleihung des Carl-Bertelsmann-Preises 2008 an die Schulbehörde von Toronto (Kanada) bezeichnet. Die Stiftung hat die Auszeichnung für die vorbildliche Integration der Migrantenbevölkerung vergeben.
Demmer, die Mitglied einer Arbeitsgruppe zur Auswahl der Preisträger war, hofft, dass sich die deutsche Schulpolitik intensiv mit dem "Modell Toronto" auseinandersetzt. Toronto eigne sich auch deshalb sehr gut als Vorbild, weil zahlreiche der dort lebenden Migranten mittellose Flüchtlinge ohne Sprachkenntnisse seien. "Der Hinweis, Kanada sei mit Deutschland nicht zu vergleichen, da dort nur gut situierte und gebildete Einwanderer lebten, trifft für Toronto mit Sicherheit nicht zu", sagte die GEW-Sprecherin.
Besonders überzeugend, unterstrich Demmer, sei das "ganzheitliche Konzept" der Schulbehörde: "Die Kinder werden hervorragend gefördert, nicht sortiert und ausgesondert. Die Eltern werden hervorragend beteiligt, die Herkunftskultur wird hervorragend respektiert. Sprachliche und kulturelle Vielfalt gelten als Bereicherung, nicht als Belastung." Wer so angenommen und willkommen geheißen werde, lerne auch gerne eine weitere Sprache und integriere sich in die neue Gesellschaft. Demmer forderte von den deutschen Politikern, vor allem die Hürden im Schulsystem zu beseitigen, mit individueller Förderung konsequent für Chancengleichheit zu sorgen, die Sprachen der Migranten als gleichberechtigte Fremdsprachen anzuerkennen sowie vermehrt Pädagoginnen und Pädagogen mit Migrationshintergrund einzustellen.
Mit Blick auf die Bertelsmann-Stiftung sagte die Gewerkschafterin: "Ich betrachte manche Aktivität der Stiftung und vor allem des Konzerns sehr kritisch. Das gilt jedoch nicht für den Schulbereich und die frühkindliche Bildung. Hier sehe ich viel Übereinstimmung mit den Forderungen und Überzeugungen der GEW."
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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
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(el)
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