Pressemitteilung | Milchindustrie-Verband e.V. (MIV)

Molkereien weiter unter hohem Kostendruck

(Berlin) - Angekündigte Werbeverbote, ein Rückgang der Verbrauchernachfrage für Molkereiprodukte und gleichzeitig steigende Milchanlieferungen beschäftigen die Milchwirtschaft im ersten Quartal 2023. Das berichtet der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes, Peter Stahl in seiner Marktanalyse anlässlich des 13. Berliner Milchforums: "Die Verbraucher haben im vergangenen Jahr auf die inflationsbedingten Preissteigerungen reagiert und weniger Milch, Käse und Butter eingekauft. Gleichzeitig sind die Produktionskosten für die Molkereien weiter hoch. Nach Rekordpreisen zum Jahreswechsel haben wir in den vergangenen Wochen vereinzelt einen regelrechten Preissturz bei der Rohmilch erlebt. Wir erwarten, dass der Milchmarkt im laufenden Jahr weiter volatil bleibt."

Molkereiwirtschaft geht bei Zuckerreduktion voran

Kontrovers diskutierte die Branche den Vorschlag der Bundesregierung, Werbeverbote für Kinderprodukte einzuführen. "Um es ganz klar zu sagen, natürlich tragen Unternehmen Verantwortung, gute und gesunde Produkte für Kinder herzustellen. Die Molkereiwirtschaft hat bereits vor Jahren freiwillig damit begonnen und den Zuckergehalt in Kinderprodukten um rund 20 Prozent reduziert", führt der MIV-Vorsitzende weiter aus. Das jetzt vorgelegte Papier des BMEL geht aber weit darüber hinaus. Selbst ein Naturjoghurt mit 3,5 Prozent Fett dürfte in Zukunft gegenüber Kindern nicht mehr beworben werden, geschweige denn der Milcheisstand im Sommerfreibad eine Eisfahne tragen. Da hilft es nur wenig, dass für Trinkmilch seitens BMEL Abweichungen vom WHO-Nährwertprofil vorgesehen sind, da Milch für Kinder in der Wachstumsphase besonders wichtige Nährstoffe wie z. B. Calcium und Jod beinhaltet.

Absatz von Molkereiprodukten auf dem Stand von 2019

Die Analysen zum Kaufverhalten der Verbraucher in den drei vergangenen Jahren zeigen ein differenziertes Bild. So sind die Absatzzahlen im Lebensmitteleinzelhandel für das Jahr 2020 durch den Corona-Lockdown und die Schließung der Gastronomie segmentübergreifend exorbitant in die Höhe geschossen. Auch das Jahr 2021 war stark durch Corona beeinflusst und ist daher nicht einfach mit 2022 zu vergleichen. Richtig ist aber auch, dass die Absatzmengen von Milchprodukten im Lebensmitteleinzelhandel niedriger sind als in den Jahren zuvor und sich jetzt eher auf dem Niveau des Jahres 2019 bewegen. Die Gründe dafür sind vielfältig, das Preisargument hat jedoch viele Verbraucher veranlasst, günstige Milch, Butter und Käse, anstatt Marken- und Mehrwertprodukte zu kaufen. Nur die Weidemilch sticht hier hervor und konnte ein Wachstum von über 30 Prozent generieren. Zulegen konnten auch die pflanzlichen Alternativen, jedoch anders als in den Vorjahren nur um einen einstelligen Prozentsatz (7,3 Prozent). Dadurch wurde die Absatzmenge von Trinkmilch in Bioqualität auch in 2022 nicht erreicht.

Milchpreise sinken teils unter Vorjahresniveau

Auf der Angebotsseite wiederum haben die Rekordmilchpreise die Rohmilchproduktion der deutschen Erzeuger zu Jahresbeginn (+3,2 Prozent) angeregt. Doch auch in anderen Ländern haben die hohen Preise die Milchproduktion aktiviert, anders als in den Monaten zuvor sind aber auf dem Weltmarkt nicht mehr Höchstpreise zu erzielen. Die Milchpreise erreichen daher je nach Molkerei nicht mehr das Niveau aus 2022. "Die Molkereien haben die veränderten Kosten- und Rahmenbedingungen bei Molkereien und Erzeugern sehr wohl im Blick. Bereits jetzt aber von einer Preiskrise zu sprechen, dafür gibt es bei einem mittleren Preisniveau von über 50 Cent/ kg Rohmilch keine Veranlassung", sagt der MIV-Vorsitzende.

Quelle und Kontaktadresse:
Milchindustrie-Verband e.V. (MIV) Pressestelle Jägerstr. 51, 10117 Berlin Telefon: (030) 4030445-31, Fax: (0228) 371535

(jg)

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