Pressemitteilung | Deutscher Imkerbund e.V. (D.I.B.)

"More than honey" - mehr als noch ein Film zum Bienensterben

(Wachtberg) - Morgen startet in den deutschen Kinos der Dokumentarfilm "More Than Honey" von Markus Imhoof. Der Film ist eine Produktion von zero one film, allegro film, Thelma Film und Ormenis Film In Koproduktion mit SRF Schweizer Radio und Fernsehen, dem SRG SSR und dem Bayerischer Rundfunk.

Er zeigt in wunderschönen Bildern, insbesondere mit faszinierenden Makroaufnahmen, das Leben im Superorganismus Bienenvolk. Beginnend mit dem Schlüpfen der Königin, werden im Laufe des Films alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens der Bienen gezeigt. Z. B. kann das Eintragen von Nektar und Pollen genau beobachtet werden, ebenso wie die Begattung der Königin in der Luft. Wissenschaftliche Experimente u. a. von Prof. Dr. Randolf Menzel, FU Berlin, werden gezeigt, um die komplizierten Zusammenhänge in der Bienenbiologie und die enge Verknüpfung mit äußeren Wirkfaktoren zu verdeutlichen.

Der Kommentator, ein Schweizer Imker, führt, ausgehend von seinen persönlichen Erlebnissen mit der Bienenhaltung und der seines Großvaters, sehr leise durch den Film.

Das zentrale Thema "das weltweite Bienensterben" wird dabei dem Zuschauer nicht massiv vermittelt. Vielmehr vergleicht der Film immer wieder die industrielle Bienenhaltung ("moderne") in den USA mit der Imkerei in den Schweizer Bergen ("ursprünglich") zum einen in Bildern, zum anderen berichten die Imker über ihre Arbeit und ihre Situation. Diese Aussagen werden aber nicht kommentiert, sondern der Zuschauer kann sich selbst sein Urteil bilden. Problemfelder wie Monokulturen, Spritzen in die Blüte, Bienenkrankheiten, die Varroamilbe, Überzüchtung und Eingriffe des Menschen werden im Laufe des Films gezeigt und jeweils mit Bildern unterstrichen.

Der Umgang mit den Bienen in den USA nimmt einen sehr breiten Raum ein. Es beginnt mit der Mandelblüte in Kalifornien. Der starke Bienenflug in der Mandelplantage wird mit "fresh printed money" verglichen. Dabei wird auch das Spritzen in die Blüte und die damit verbundene Belastung für Bienen und Honig gezeigt. Der Stress für die Bienen bei den LKW-Transporten (20 Prozent Völkerverluste) quer durch die USA wird ausführlich dargestellt. In diesem Zusammenhang werden auch die Verbreitung von Bienenkrankheiten, Varroa und Sekundärinfektionen, sowie der Einsatz von Medikamenten (Antibiotika), um die Bienen für ihre Arbeit wieder fit zu machen, einmalig thematisiert. In teilweise krassen emotionalen Bildern wird an mehreren Stellen gezeigt, dass es bei der industriellen Bienenhaltung nur wenig Schutz für das einzelne Bienenleben gibt.

Aber auch bei der "ursprünglicheren" Bienenhaltung in den Schweizer Bergen kann es zu Problemen kommen. Der Imker schaut darauf, dass seine Bienen reinrassig bleiben, dabei schreckt er auch nicht vor dem Abtöten der Königin zurück. Das gezeigte Abschwefeln eines Volkes aufgrund von Sauerbrut hinterlässt nicht nur beim Zuschauer ein mulmiges Gefühl, sondern auch der Imker trauert um "sein Volk".

Ausführlich werden das Umlarven und die Zucht von Königinnen gezeigt. Dabei erhält der Zuschauer den Eindruck, dass hier ein gezieltes Manipulieren der Völker erfolgt: es entsteht "eine Königin von Imker Gnaden" und man hinterfragt automatisch Sinn und Unsinn der Züchtung. Beim Versand von Königinnen und Völkern auf dem Postweg wird das Thema Tierschutz gezeigt, aber ebenfalls nicht kommentiert.

Wenn es die Biene nicht mehr gibt, wer bestäubt dann? Diese Frage wird anhand von Aufnahmen beantwortet, die in China gedreht wurden. Dort, wo es in vielen Gegenden keine Bienen oder zu wenig Bienen zur Bestäubung der landwirtschaftlichen Kulturen gibt - Folge des starken Pestizid-Einsatzes, erledigen diese Arbeit Wanderarbeiter, die per Hand die Blüten bestäuben. Hinweis des Kommentators: Wissenschaftler haben die Leistung von Menschen und Bienen bei der Bestäubung untersucht. Das Ergebnis ist nicht zugunsten der Menschen ausgefallen.

Das Thema "Killerbienen" wird im Film ebenfalls angesprochen. Diese Rasse wird aber von einer anderen Seite beleuchtet als sonst üblich. Ein amerikanischer Imker, der diese afrikanisierten Bienen hält, berichtet zwar über die größere Aggressivität, aber auch über ihre Vorteile, ohne Medikamente mit der Varroa zurechtzukommen und höhere Honigerträge zu erzielen. Aber: Diese Bienen lassen sich nicht wie europäische Bienen "domestizieren" und können heute noch ohne den Menschen überleben.

Zum Schluss wird auf Australien verwiesen, wo durch strenge Einfuhrbestimmungen die Varroa bisher nicht vorkommt.
Insgesamt ein sehr sachlicher, informativer Film ohne ideologische Ausrichtung mit teilweise emotionalen Elementen, der die Zuschauer zum Nachdenken über den Umgang mit Tieren anregt, auch wenn die Bienenhaltung in Deutschland und in Mitteleuropa nicht widergespiegelt wird.

Der Film vermittelt: Wir haben kein großes Bienensterben, wenn wir mit Achtung vor der Bienenleistung imkern, nicht zu sehr in ihr ursprüngliches Leben eingreifen und ihnen gute Umweltbedingungen bieten.
Resümee des Kommentators: Ursache des Bienensterbens ist ein Zusammenwirken einer Vielzahl von Faktoren. Aber in erster Linie sterben die Bienen an den Folgen der Zivilisation, an den Menschen.

Weitere Informationen und der Trailer zum Film unter www.morethanhoney.de. Dort ist auch Schulmaterial verfügbar.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Imkerbund e.V. Petra Friedrich, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Villiper Hauptstr. 3, 53343 Wachtberg Telefon: (0228) 932920, Telefax: (0228) 321009

(tr)

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