Pressemitteilung | Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)

NABU zum Tag der Meere

(Berlin) - Zum Tag der Ozeane der Vereinten Nationen am 8. Juni warnt der NABU davor, alte Fehler zu wiederholen und die Meere vorrangig als Müllkippe, Verkehrsweg und Ressourcenquelle zu begreifen. Vielmehr verpflichtet der Koalitionsvertrag die Bundesregierung, den Schutz der Meere und ihrer überlebenswichtigen Funktionen für Arten, Klima und Menschen als Staatsziel festzuschreiben. Der NABU fordert, die Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes für eine Stärkung des Biodiversitäts- und des Meeresschutzes zu nutzen.

Neue Öl- und Gasförderung, fast ein Dutzend LNG-Terminals, Verklappungsstellen für den Hamburger Hafenschlick, Kohlendioxidspeicherung (CCS), 20 Prozent der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Nord- und Ostsee reserviert für die Offshore Windenergie: Die Liste zusätzlicher Belastungen für die Meere wird immer länger. "Unseren Meeren geht es schlecht, ökologische Kipppunkte sind erreicht. Wir verlieren die marine Vielfalt, ihre Funktionen als Kohlenstoffsenke, für den Küstenschutz und unsere Ernährungssicherheit, wenn wir diesen Rollback ins letzte Jahrhundert nicht verhindern. Die Bundesregierung muss den Schutz der Meeresnatur als vorrangiges Staatsziel entschlossen angehen", sagt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

Rückenwind erhält die Forderung des NABU aus der EU-Biodiversitätsstrategie, der UN-Ozeandekade und dem jüngst verabschiedeten "Ocean Deal" der G7. Der Beschluss stellt erneut die Bedeutung gesunder Meere heraus und fordert mehr Anstrengungen bei der Umsetzung von Schutzgebieten und der Wiederherstellung wertvoller Biotope. Der NABU schlägt vor, den Biodiversitätsschutz als überwiegendes öffentliches Interesse in den Paragrafen 2 des Bundesnaturschutzgesetzes aufzunehmen und den Paragraphen 57 zu überarbeiten. "Seit Jahren blockieren überzogene Privilegien der Schifffahrt, des Rohstoffabbaus sowie der Fischerei wirksame Maßnahmen in Schutzgebieten und Programme zum Erreichen des guten Umweltzustands. Der Paragraph 57 hebelt den Habitatschutz aus und hat die Nutzerinteressen viel zu einseitig aus dem Internationalen Seerechtsübereinkommen übernommen. Das muss korrigiert werden, um endlich Meeresschutzgebiete zu schaffen, die auch schützen. 50 Prozent der Fläche müssen der Natur vorbehalten sein", ergänzt NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff.

Deutschland hat in den vergangenen Jahren sämtliche Umweltziele gerissen. Der gute Umweltzustand nach EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie wurde 2020 verfehlt, seit dem letzten Jahr läuft ein Vertragsverletzungsverfahren der EU gegen Deutschland, weil die Schutzgebiete des Natura-2000-Netzwerks nicht ausreichend geschützt werden.

"Die Politik zeigt gerade beim Klimaschutz, was möglich ist, wenn Ziele ambitioniert angegangen werden. Das braucht es auch beim Schutz der Meere. Meeresschutz ist Klimaschutz. Gesunde und widerstandsfähige Meere sind unersetzbar für die zukünftigen Generationen. Die anstehende Novelle des Bundenaturschutzgesetzes muss - wie im Koalionsvertrag festgelegt - der Startschuss einer deutschen Meeresoffensive sein", fordert Krüger.

Quelle und Kontaktadresse:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) Pressestelle Charitéstr. 3, 10117 Berlin Telefon: (030) 284 984-0, Fax: (030) 284 984 - 20 00

(ss)

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