Neue Dimension in der Zusammenarbeit zwischen Transportunternehmen und Kunden durch die EU-Erweiterung? Danzas/DHL geht mit schlechtem Beispiel voran.
(Frankfurt/Main) Wie vor 1,5 Jahren schon die Siemens AG versucht erneut ein (deutscher) Großkunde beim deutschen Transportgewerbes eine neue Preisrunde natürlich nach unten einzuläuten. So fordert Danzas/DHL bislang eingesetzte Transportunternehmen kategorisch dazu auf, die Frachtpreise ab sofort um mindestens 5 Prozent und ab dem 02.05.2004 um bis zu weitere 15 Prozent (also insgesamt um rund 20 Prozent) zu reduzieren! Im Gegensatz zum Fall Siemens/ICN sind allerdings zwei gravierende Unterschiede festzustellen.
Erstens: Der Kunde schreibt nicht um den heißen Brei herum und spricht nicht über gemeinsame Zukunftssicherung. Im Gegenteil: Angesichts zahlreicher Veränderungen durch die EU-Erweiterung werden von den Transportunternehmen deutliche Kostenreduzierungen für die Beitrittsländer erwartet. Anders ausgedrückt: das Fell des Bären, genannt EU-Erweiterung, der noch gar nicht erlegt ist, wird nicht verteilt, sondern ganz und gar beansprucht. Gemeint sind damit vermutete Kostensenkungspotentiale, die sich u.a. aus schnelleren Lkw-Umlaufzeiten und freizügigerem Marktzugang ergäben. Ob sich diese Profits für das deutsche Transportgewerbe allerdings einstellen, ist noch völlig unklar. Werden sich die Lkw-Umlaufzeiten angesichts absehbar steigender Verkehrsbelastungen im Ost-West-Verkehr tatsächlich drastisch verringern? Danzas/DHL weiß nur zu gut, dass es durch die Beschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit trotz EU-Erweiterung deutschen Unternehmen in den nächsten Jahren noch verwehrt bleibt, Fahrpersonal aus Osteuropa einzusetzen. Sollte gar mit der kategorisch verlangten Preissenkung der Einsatz illegalen Personals angeschoben werden, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen?
Zweitens: Bei Danzas/DHL handelt es sich um einen Spediteur, der die Probleme der Marktteilnehmer als Insider sehr wohl kennt. Man weiß in der Manageretage wie schlecht die Auftragslage, wie groß die durch Wettbewerbsverzerrungen geprägte Konkurrenz auf dem Transportmarkt und wie dünn die Eigenkapitaldecke deutscher Transportunternehmer ist. Einem Unternehmen, das nach wie vor zu großen Teilen dem Staat gehört, sollte die Frage nach Legalität und Fairness schon noch etwas wert sein, wenn auch der Ruf eines ordentlichen Kaufmanns in der heutigen Zeit nichts mehr zählt. Lippenbekenntnisse pro Mittelstand vom Staat als Gesellschafter des brutalen Manchester-Kapitalismus könnte man dann jedenfalls der Öffentlichkeit und den Wählern ersparen, ebenso wie den Vorwurf unpatriotischen oder vaterlandslosen Verhaltens.
Deutschen Transportunternehmen bleibt nach Ansicht des Bundesverbandes Güterkraftverkehr und Entsorgung (BGL) e.V. nur eine mögliche Reaktion auf solche gegen die guten Kaufmannssitten verstoßenden Forderungen: genaue Überprüfung der Kalkulation, ob die geforderten Preise kaufmännisch zu vertreten sind, gegebenenfalls müssen Transportaufträge abgelehnt und Fahrzeuge stillgelegt werden. Auf die Zusammenarbeit auch mit Großkunden, die unweigerlich zur Insolvenz führt, sollte sich kein vernünftiges mittelständisches Unternehmen mehr einlassen. Das deutsche Verkehrsgewerbe hat die Möglichkeit Nein zu sagen. Schließlich können die Marktmächtigen ihre Waren nicht selber tragen wollen, was sie müssten, wenn das Gewerbe einig zusammensteht und sich nicht kollektiv über den Tisch ziehen lässt.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e.V. (BGL)
Breitenbachstr. 1, 60487 Frankfurt
Telefon: 069/79190, Telefax: 069/7919227
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