Neue Laborgebührenordnung gefährdet Biotechnologie-Unternehmen
(Frankfurt am Main) - Die zum 1. Juli dieses Jahres in Kraft getretene Laborgebührenreform hat zu einer drastischen Einschränkung der Laboruntersuchungen geführt. Die Folge ist nicht nur eine gravierende Unterversorgung der Patienten, z. B. im Bereich der meldepflichtigen Infektionskrankheiten, sondern auch erhebliche Probleme in der aufstrebenden deutschen Biotechnologie-Branche. Die Bemühungen der Bundesregierung und der Landesregierungen, Deutschland als Standort Nummer 1 in Europa für den Bereich Biotechnologie zu etablieren, werden konterkariert.
Der Rückgang an Aufträgen für spezielle Laboratoriumsuntersuchungen auf fast die Hälfte des bisherigen Volumens hat auch die Umsätze der in diesem Bereich tätigen Diagnostica-Unternehmen um durchschnittlich 25 Prozent einbrechen lassen. Dabei ist der Umsatz der kleinen Firmen noch stärker betroffen (-26 Prozent) als der der größeren (-20 Prozent). In beiden Gruppen befinden sich viele Biotechnologie-Firmen. Zirka 1/3 des Diagnostica-Gesamtumsatzes von ca. 2,8 Milliarden DM im Jahre 1998 wurde mit Biotechnologie-Produkten erzielt. Von den derzeit ca. 400 Mitgliedern der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie geben ca. 160 an, im Geschäftsfeld Diagnostica ausschließlich oder wesentlich tätig zu sein. Viele von ihnen sind junge Unternehmen.
Die von diesen entwickelten innovativen Labordiagnostica sind zum ganz überwiegenden Teil für Speziallaboruntersuchungen gedacht. Bricht für sie dieses wichtigste Marktsegment um über ¼ ein, kann dies an die Substanz der Unternehmen gehen. Bei einigen betroffenen Firmen ist sogar noch ein deutlich höherer Einbruch als beim Durchschnitt der Gesamtbranche zu verzeichnen.
Erste Reaktionen bei den Diagnostica-Firmen sind Einstellungsstopp mehr als die Hälfte aller Mitglieder des VDGH haben dies verfügt und Stellenabbau, der von einer Reihe der VDGH-Mitgliedsfirmen schon fest vorgesehen ist, während andere dies noch prüfen und zum Teil zunächst einmal über Kurzarbeit nachdenken. Vorgesehene Investitionsentscheidungen sind zurückgestellt worden und vereinzelt wird auch schon der Standort Deutschland bei vorgesehenen Investitionen hinterfragt. Angesichts der wirtschaftlichen Situation wird der Spielraum für Innovationen geringer.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Diagnostica-Industrie e.V.
Dierk Meyer-Lüerßen
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