Neue Regelungen bei Mindestlohn in der Pflege - zwiespÀltiges Ergebnis
(Berlin) - Der Deutsche Berufsverband fĂŒr Pflegeberufe (DBfK) begrĂŒĂt einige Aspekte der gestrigen Einigung der Pflegekommission. Zu den positiven Ergebnissen gehören der schrittweise Anstieg der Pflegemindestlöhne fĂŒr HilfskrĂ€fte, die Angleichung in Ost- und Westdeutschland und erstmalig eine Differenzierung von Mindestlöhnen fĂŒr HilfskrĂ€fte, qualifizierte PflegehilfskrĂ€fte und Pflegefachpersonen. "Damit wird endlich das verbreitete MissverstĂ€ndnis ausgerĂ€umt, dass der Mindestlohn reprĂ€sentativ dafĂŒr sei, was eine ausgebildete Pflegefachfrau oder Pflegefachmann verdienen. Dass in einem Mangelberuf, wie es die Pflege seit langem ist, vielfach noch immer Niedriglöhne gezahlt werden, ist ein Armutszeugnis fĂŒr die Gesellschaft und nicht lĂ€nger hinzunehmen. Beruflich Pflegende arbeiten an 365 Tagen im Jahr, Tag und Nacht, an Sonn- und Feiertagen - mit hoher Kompetenz und groĂer Verantwortung. Angesichts dessen ist der Mindestlohn zumindest fĂŒr die Pflegefachpersonen enttĂ€uschend niedrig und unzureichend", sagt DBfK-PrĂ€sidentin Prof. Christel Bienstein.
Ein Mindestlohn kann und soll keine tarifvertragliche Regelung ersetzen. Zu betonen ist dennoch, dass das vorliegende Ergebnis angesichts der dramatischen PersonalengpĂ€sse in der Pflege und dem anstehenden zusĂ€tzlichen Personalbedarf ein eindeutig zu schwaches und damit falsches Signal an alle beruflich Pflegenden im Land sendet. Ein Lohn von 15 Euro pro Stunde setzt auf keinen Fall die notwendigen Anreize, um den Pflegeberuf zu wĂ€hlen und einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben. Wer gute Pflegefachpersonen rekrutieren und binden will, muss hier noch deutlich drauflegen. Wichtig wird es zudem sein, dass die Differenz zwischen Mindestlohn fĂŒr Pflegehelfer/innen und dem fĂŒr Pflegefachpersonen dazu motiviert, die Fachausbildung zu absolvieren, und die groĂe Verantwortung professionell Pflegender in ihrem Beruf honoriert. Ein Unterschied von 2,50 Euro reicht da keineswegs!
Was Pflegende zunehmend von ihren Arbeitgebern weg und oft auch aus ihrem Beruf treibt, sind vor allem die unverĂ€ndert schlechten Bedingungen am Arbeitsplatz: Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, Arbeit im Dauerlauf ohne Pause, schlechte FĂŒhrung, Konflikte mit anderen Gesundheitsberufen, wenig Autonomie, geringe WertschĂ€tzung. Dass sie nach dem Willen der Mindestlohnkommission kĂŒnftig mehr Lohn zahlen sollen, entbindet Arbeitgeber deshalb in keinem Fall davon, die realen Bedingungen am Arbeitsplatz Pflege erheblich, spĂŒrbar und nachhaltig zu verbessern. Nur so kann Mitarbeiterbindung ĂŒberhaupt gelingen.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Berufsverband fĂŒr Pflegeberufe - Bundesverband e.V. (DBfK)
Johanna KnĂŒppel, Pressereferentin
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Telefon: (030) 219157-0, Fax: (030) 219157-77