Nicht alles, was denkbar ist, ist eine Lösung
(Berlin) - Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, äußert sich zu der Aussage der Bundesbildungsministerin Karin Prien, wonach sie Quoten für Kinder mit Migrationshintergrund für „denkbar“ halte:
„Einer realen Situation mit unrealistischen Vorstellungen zu begegnen, wird niemandem helfen. Es entspricht nicht unserem Menschenbild, die Kinder dafür verantwortlich zu machen, mehr Unterstützung zu benötigen. Mit Blick auf die Ergebnisse unserer Befragung zur Sprachbildung in Kitas im Jahr 2024 haben wir schon damals festgestellt, dass es ein Umdenken braucht: Von der Defizitorientierung zur Verantwortungsübernahme der Politik.
Der beste Ansatz, um mit einem hohen Migrationsanteil in Schule umzugehen, ist es, die individuelle Förderung sicherzustellen. Dies gelingt nur in angemessen kleinen Klassen, mit Unterstützung durch multiprofessionelle Teams und in einer lernförderlichen Umgebung.“
Zur Frage verpflichtender Sprachstandstests hatte sich der VBE im Vorfeld der Bundestagswahlen und während der Koalitionsverhandlungen mehrmals positioniert. Brand betont dabei, dass nicht nur durch verbindliche Tests der Sprachstand festgestellt wird, sondern dies kontinuierlich getan wird:
„In jeder Kita werden von der zuständigen Fachkraft beständig Einschätzungen vorgenommen, wie gut jedes einzelne Kind Deutsch sprechen kann. Vielerorts werden, wenn nicht verpflichtend, dann freiwillig, Sprachstandstests vorgenommen. Diese werden unter viel Aufwand durchgeführt und binden Ressourcen, die an anderer Stelle fehlen. Durch den Mangel an Personal, Fortbildungen und Kooperationszeit können zudem kaum ausreichend Konsequenzen erwachsen. Im schlimmsten Fall besteht die Gefahr, dass die Tests nur dafür verwendet werden, Kinder vom Schulbesuch abzuhalten. Jede Forderung nach Sprachstandstests bleibt daher Makulatur, wenn nicht von vornherein eine auf dem Testergebnis basierende Förderung gewährleistet werden kann. Der Ansatz muss sein: Sprachstandstests müssen im Sinne der Chancengerechtigkeit die Integration von Kindern, deren bestmögliche Entwicklungsunterstützung und damit ihr Fortkommen im Bildungssystem im Fokus haben.“
Der VBE-Chef betont, dass trotz Sprachstandstests und verpflichtender Förderung nicht immer die notwendigen Ressourcen vorhanden sind: „Aufgrund des Personalmangels in Bildungseinrichtungen ist die zusätzliche Förderung von Kindern oft nicht gegeben. Das ist keineswegs die Schuld des hochengagierten Personals in Kindertageseinrichtungen, sondern einzig knappen Kassen und hohen Betreuungsrelationen geschuldet. Zudem verfügen nur wenige Kitas über entsprechend ausgebildete Personen. So gab in unserem DKLK-Meinungstrend fast ein Drittel der Kitaleitungen an, dass keine pädagogische Fachkraft speziell für den Bereich sprachliche Bildung fortgebildet ist. Hier wird Potenzial verschenkt.“
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE), Anne Roewer, Leiter(in) Kommunikation, Behrenstr. 24, 10117 Berlin, Telefon: 030 7261966-0