„Niedergang des Kombinierten Verkehrs wird Realität“
(Berlin) - Laut Branchenverband VDV sind die Zeiten, in denen der klima- und ressourcenschonende Kombinierte Verkehr (KV) mit Schiene, Lkw und Binnenschiff schrittweise Marktanteile gewinnen konnte und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland stärkte, vorbei. Politische und ökonomische Zwänge führen dazu, dass der KV nach Jahren des Erfolges im Niedergang ist. Gründe hierfür sind unter anderem rückläufiges Wirtschaftsgeschehen, das zu einem Laderaumüberhang auf der Straße führt, sowie die US-Zollpolitik. Doch auch hausgemachte Probleme der deutschen Verkehrspolitik bremsen den KV aus: „Die infrastrukturellen Unwägbarkeiten auf der Schiene sind derzeit zu groß und haben Kipppunkte überschritten. Vor allem wirken zusätzliche Kosten bei Umleiterverkehren der Großbaustellen und zu hohe Trassenpreise wie Hemmschuhe. Sie sorgen dafür, dass Güter auf der Straße statt auf der Schiene transportiert werden“, so VDV-Vizepräsident Joachim Berends.
Laut Eisenbahn-Branchenverband VDV verzeichnete der KV über Jahre Wachstumsraten von rund vier Prozent und einen Anstieg des Transportvolumens von 80 auf fast 124 Millionen Tonnen von 2009 bis 2022, sogar durch die Covid-Krise hindurch. „Dass 2023 ein deutlicher Rückgang auf 113 Millionen Tonnen zu verzeichnen war, ist folgerichtig – umso unverständlicher ist es, dass der Koalitionsvertrag den KV mit keinem Wort erwähnt. Dabei wurden Möglichkeiten der Förderung des KV bereits seitens des BMV identifiziert. Eine Sofortmaßnahme wäre beispielsweise die Lkw-Mautbefreiung für den Vor- und Nachlauf des Kombinierten Verkehrs“ so Berends, anknüpfend an eine Empfehlung des vom Bundesverkehrsministerium eingesetzten Expertengremium klimafreundliche Mobilität und Infrastruktur (EKMI). Langfristig helfe laut Berends jedoch nur die deutliche Modernisierung der Schieneninfrastruktur mit ausreichender Kapazität – und ein klares Bekenntnis des Bundes zum Schienengüterverkehr.
Trassenpreise und Investitionen
Die Branche sieht sich auch selbst in der Pflicht, ihren Beitrag zu leisten – etwa durch Investitionen in moderne Fahrzeuge, Digitalisierung und Betriebsoptimierung. Doch viele Maßnahmen lassen sich nur umsetzen, wenn die politischen Rahmenbedingungen diese zulassen. Besonders dringlich ist eine grundlegende Reform des Trassenpreissystems mit dem Ziel einer nutzerfreundlichen Grenzkostenorientierung. Für den Übergangszeitraum fordert der VDV eine vollständige Kompensation der aktuell stark gestiegenen Schienenmaut. „Ohne wettbewerbsfähige Trassenpreise droht dem Schienengüterverkehr ein Rückfall bei Marktanteilen – das wäre wirtschaftspolitisch ein herber Rückschlag“, so VDV-Vizepräsident Joachim Berends. „Darüber hinaus braucht es unter anderem eine faire Entschädigung für Umleiterverkehre infolge von Korridorsanierungen, eine Aussetzung der Stornoentgelte ab 2026 sowie eine vollständige Entlastung des Schienengüterverkehrs von Energieabgaben und -steuern.“ Für den KV fordert der VDV erneut die Entbürokratisierung der Terminalförderung, die gesetzliche Verankerung der Kranbarkeit von Sattelaufliegern sowie ein neues Prämienmodell für Verlagerer.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) - Hauptstadtbüro Berlin, Lars Wagner, Pressesprecher(in), Leipziger Platz 8, 10117 Berlin, Telefon: 030 399932-0