Pressemitteilung | AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V.

Norddeutscher Groß- und Außenhandel: Schlechtreden der Konjunktur bremst Zuversicht / Jedes dritte Unternehmen plant weitere Neueinstellungen / Volksentscheid in Griechenland sollte mit größerer Gelassenheit bewertet werden

(Hamburg) - Das Geschäftsklima im norddeutschen Groß- und Außenhandel hat sich im Herbst weiter beruhigt. Ursachen sind neben einer leichten Verschlechterung der Gewinn¬situation vor allem die deutlich nach unten korrigierten Erwartungen bis zum Frühjahr. "Das permanente Schlechtreden der Konjunktur in Folge der Schulden-Krisen bremst die Zuversicht." Das erklärte AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse heute bei der Bekanntgabe der aktuellen Ergebnisse der Konjunkturumfrage seines Verbandes in Hamburg.

"Die jetzt getroffenen Entscheidungen zur Eindämmung der Schuldenkrise sind richtig und dokumentieren die Handlungs¬fähigkeit der Politik. Schärfere Eigenkapitalregelungen für Banken reichen jedoch nicht aus, um die Systemrisiken des Finanzsektors in den Griff zu bekommen," hieß es weiter. Notwendig sei vor allem eine Regulierung des Schattenbankensystems und beim Handel mit Derivaten.

Wenn jetzt die Griechen per Volksentscheid über das Rettungspaket abstimmen, ist eine Ablehnung des Sparkurses durch die Bevölkerung wahrscheinlich und ein Plan B erforderlich, sagte Kruse. Bei der Bewertung der Abstimmung "empfehle ich eine größere Gelassenheit", hieß es weiter. "Der Austritt Griechenlands aus dem Euro böte dem Land die Chance, durch Abwertung der nationalen Währung wieder wettbewerbsfähig zu werden. Auf die Solidarität der EU können sich die Griechen auch dann verlassen", erklärte der AGA-Präsident.

Die nominalen Umsätze im norddeutschen Groß- und Außenhandel lagen im dritten Quartal 2011 bei deutlich gestiegenen Preisen um 5,6 Prozent über dem Vorjahresniveau, real waren es 1,4 Prozent. 30 Prozent bewerten ihre Gewinnentwicklung als gut, 14 Prozent als schlecht, im Vorquartal waren es 10 Prozent. Innerhalb des Binnengroßhandels konnten sich vor allem die baunahen Handelsbereiche gut behaupten. Beim Exporthandel laufen die Geschäfte mit Investitionsgütern und Ersatzteilen sowie mit chemischen und pharmazeutischen Vorprodukten nach wie vor gut.

Der AGA-Indikator, der die Einschätzung der gegenwärtigen und der erwarteten Ertragslage zusammenfasst, ist um 10 Punkte gesunken und weist damit einen Stand von 128 Punkten auf. Werte über 100 sind Ausdruck einer relativ guten, Werte unter 100 einer relativ schlechten Geschäftslage.

"Ungeachtet der aktuellen Turbulenzen stocken unsere Handelsunternehmen ihr Personal konsequent auf", erklärte Volker Tschirch, Hauptgeschäfts¬führer des AGA. In den ersten zehn Monaten des Jahres erhöhten die Unternehmen des norddeutschen Groß- und Außenhandels per Saldo ihre Belegschaften um durchschnittlich 1,8 Prozent. Konkret sind das mehr als 3.600 Stellen in Norddeutschland, davon fast 900 allein in Hamburg. 40 Prozent aller befragten Unternehmen haben zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels will jedes dritte Unternehmen bis zum Frühjahr weitere Mitarbeiter einstellen. "Durch eine vorausschauende Personalpolitik sichert der Handel seine Wettbewerbsfähigkeit", sagte Tschirch.

Auch der Ausbildungs¬motor läuft im norddeutschen Groß- und Außenhandel auf Hochtouren. Allerdings können zunehmend offene Ausbildungsplätze nicht passgenau besetzt werden. Während in Hamburg mehr als jedes vierte Handelsunternehmen nicht alle Ausbildungsplätze besetzen kann, sind es in Niedersachsen nur 10 Prozent, in Schleswig-Holstein sogar nur 7 Prozent. Extrem gestaltet sich die Suche nach Auszubildenden in Mecklenburg-Vorpommern. Dort konnte nur jedes zweite Unternehmen alle Ausbildungsplätze besetzen.

"Die Forderung nach Einführung eines Mindestlohns entzaubert mutwillig das deutsche Beschäftigungswunder. Mindestlöhne gefährden die heute besseren Beschäftigungschancen von Langzeitarbeitslosen und gering qualifizierten Jugendlichen", erklärte der AGA zu seiner Ablehnung der von der CDU geforderten Lohnuntergrenzen, die ein unzulässiger Eingriff in die Tarifautonomie wären.



Strukturdaten für den norddeutschen Groß- und Außenhandel

Im norddeutschen Groß- und Außenhandel, der die Länder Bremen, Hamburg,
Niedersachen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern umfasst, gibt es rund
19.100 Unternehmen, die mit ihren 202.300 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 211 Mrd. Euro erwirtschaften. Damit haben 21 Prozent der Mitarbeiter im bundesdeutschen Groß- und Außenhandel ihren Arbeitsplatz in Norddeutschland. Der Anteil Norddeutschlands am Gesamtumsatz beträgt 26 Prozent.


Beschäftigtenzahlen in den Regionen:

Hamburg: 47.500
Schleswig-Holstein: 39.100
Bremen: 11.300
Mecklenburg-Vorpommern: 12.300
Niedersachsen: 92.100


Im AGA Unternehmensverband sind mehr als 3.500 Unternehmen aus dem Groß- und Außenhandel sowie dem unternehmensnahen Dienstleistungssektor mit rund 150.000 Mitarbeitern in den fünf Küstenländern organisiert.

Quelle und Kontaktadresse:
AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V. Dr. Holger Eisold, Leiter, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Kurze Mühren 2, 20095 Hamburg Telefon: (040) 308010, Telefax: (040) 30801107

(cl)

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