Pressemitteilung | Katholischer Krankenhausverband Deutschlands e.V. (KKVD)

Notfallversorgung: Regional und über Sektorengrenzen hinweg planen und koordinieren

(Berlin) - Die Zukunft der Notfallversorgung steht heute im Fokus einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages. Der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd) fordert eine regionale Planung der Notfallversorgung über Sektorengrenzen hinweg und eine aktive Rolle der Länder bei der Sicherstellung der ambulanten Notfallversorgung. Der kkvd warnt davor, gut funktionierende Kooperationsmodelle zwischen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie den Kliniken vor Ort durch eine von der Bundesebene übergestülpte Einheitsstruktur zu gefährden.

Bernadette Rümmelin, Geschäftsführerin des kkvd: "Die Notfallversorgung ist ein wichtiges Element der Daseinsvorsorge und muss für die Menschen nah erreichbar bleiben. Die Gegebenheiten sind von Region zu Region sehr unterschiedlich. Daher müssen die Strukturen der Notfallversorgung auch regional geplant und passgenau zugeschnitten werden. Schon heute gibt es bundesweit über 700 gut funktionierende Kooperationsmodelle zwischen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie den Kliniken. Sie dürfen nicht durch eine vom Bund übergestülpte Einheitsstruktur gefährdet werden. Was in Berlin oder München vielleicht gut funktioniert, kann im Emsland oder im Eichsfeld am Bedarf der Menschen völlig vorbeigehen. Daher ist mehr Flexibilität gefragt anstatt starrer Rahmenvorgaben von der Bundesebene."

Länder sollten aktive Rolle übernehmen

"Zudem ist eine sektorenübergreifende Koordination nötig. Dies können die Länder am besten gewährleisten. Daher sollten sie sich bereit erklären, künftig eine aktive Rolle bei der Steuerung der ambulanten Notfallversorgung zu übernehmen. Den Sicherstellungsauftrag für die ambulante Notfallversorgung haben derzeit die Kassenärztlichen Vereinigungen. Die Sicherung der stationären Versorgung liegt bereits in der Planungsverantwortung der Länder", so die kkvd Geschäftsführerin.

Grundlage der Beratungen im Gesundheitsausschuss sind Anträge der Fraktionen von FDP und Bündnis 90/Die Grünen. Beide Fraktionen sprechen sich darin auch für den Ausbau integrierter Leitstellen aus.

Bei Unterversorgung können Kliniken einspringen

Rümmelin weiter: "Der Ausbau Gemeinsamer Notfall-Leitstellen (GNL) ist ein wichtiger Schlüssel für die Reform der ambulanten Notfallversorgung. Bei Anruf erhalten Patientinnen und Patienten sofort eine qualifizierte Ersteinschätzung und werden zur passenden Behandlung weitervermittelt. Wenn ein solches Angebot gut funktioniert, entlastet das auch die Notaufnahmen der Kliniken. Darüber hinaus braucht es dringend verlässliche Rahmenbedingungen für Regionen, in denen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte die ambulante Notfallversorgung nicht mehr sicherstellen können. Diese Aufgabe kann auf qualifizierte Krankenhäuser vor Ort übertragen werden."

Für das Jahr 2035 sagte die Robert Bosch Stiftung im Mai 2021 voraus, dass 11.000 Hausarztstellen unbesetzt und dann fast 40 Prozent der Landkreise unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht sein werden.

Notfallversorgung sektorenübergreifend neu justieren

"Mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) will der Bundestag in dieser Woche die Entwicklung eines standardisierten Ersteinschätzungsverfahrens für die ambulante Notfallversorgung auf den Weg bringen. Nun mit einem solchen Einzelprojekt vorzupreschen, das sowohl von Ärzte- als auch Klinikverbänden abgelehnt wird, ist völlig unverständlich. Sinnvoller wäre, nach der Bundestagswahl die Notfallversorgung über die Sektorengrenzen hinweg in den Blick zu nehmen und dann in Ruhe neu zu justieren", so Bernadette Rümmelin abschließend.

Quelle und Kontaktadresse:
Katholischer Krankenhausverband Deutschlands e.V. (KKVD) Pressestelle Große Hamburger Str. 5, 10115 Berlin Telefon: (030) 2408368 11, Fax: (030) 2408368 22

(mj)

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