"Nur jeder zweite Beschäftigte wird bis zur Rente arbeitsfähig sein"
(Berlin) - Die IG Metall hat sich besorgt über die Ergebnisse einer Befragung unter Beschäftigten zur Arbeitsfähigkeit bis zur Rente gezeigt. Danach erwarte nur jeder zweite Beschäftigte, seine Tätigkeit bis zum Rentenalter ausüben zu können. "Die Ergebnisse belegen nicht nur einen enormen Handlungsbedarf, sondern auch, dass politisch umgesteuert werden muss. Gerade angesichts der Wirtschaftskrise und der damit einhergehenden Verunsicherung der Menschen, wird überdeutlich, dass die Rente mit 67 ein Irrweg ist", sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied der IG Metall, Hans-Jürgen Urban, am Mittwoch (18. Februar 2009) in Berlin. Eine umfassende Initiative zur Humanisierung der Arbeit sei erforderlich. Die Zermürbung der Beschäftigten durch zunehmende psychische Belastungen durch die Krise müsse gestoppt werden. "Die Arbeitgeber sind aufgerufen, mit uns gemeinsam Vorhaben zu alternsgerechter Arbeitsgestaltung und Stärkung der Prävention auf den Weg zu bringen", forderte Urban. Die IG Metall habe die Initiative "Gute Arbeit" gestartet und unter Beweis gestellt, dass Gesundheitsprävention, lernförderliche Arbeitsgestaltung und eine Abkehr von der Altersdiskriminierung realistische Ziele seien.
Bemerkenswert sei, dass ein großer Teil der jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter Bedingungen arbeiteten, die sie nicht als alternsgerecht einstuften. Mehr als die Hälfte der unter 25-Jährigen verneine oder bezweifele die Arbeitsfähigkeit bis zur Rente, ergänzte Urban.
Der wichtigste Faktor, der über die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten entscheide, sei die Qualität der Arbeitsbedingungen. Die Ergebnisse zeigen: Beschäftigte mit "Guter Arbeit" glauben dreimal häufiger als Beschäftigte mit "Schlechter Arbeit", bis zur Rente durchhalten zu können. Die Resultate des DGB-Index Gute Arbeit belegen aber auch: Nur 13 Prozent haben "Gute Arbeit", 55 Prozent "Mittelmäßige Arbeit" und 32 Prozent "Schlechte Arbeit".
Zur Gruppe der "Schlechten Arbeit" gehören vor allem prekär Beschäftigte, befristet Beschäftigte oder Leiharbeiter. Sie schätzen ihre Arbeitsfähigkeit bis zur Rente mit 13 Prozentpunkten schlechter als nicht-prekär Beschäftigte ein.
Fast jeder zweite Beschäftigte geht davon aus, von seiner Rente nicht leben zu können. Ein Großteil der Beschäftigten erwartet ein Ende des Arbeitslebens in Altersarmut. 43 Prozent der Befragten äußern die Befürchtung, dass ihre Rente nicht ausreichen werde. Und weitere 42 Prozent geben an, dass sie gerade ausreichen werde.
"Hier schlägt sich der Realismus der Beschäftigten nieder: Sie beurteilen zurecht, dass die Rente mit 67 im Kern ein Rentenkürzungsprogramm darstellt und die Wahrscheinlichkeit bis zum Renteneintrittsalter gesund zu arbeiten für viele Beschäftigte irreal ist", betonte Urban. "Gute Arbeit" sei auch unter Krisenbedingungen unverzichtbar, forderte der Gewerkschafter. "`Arbeiten bis zum Umfallen´ muss als Motto der Krisenbewältigung geächtet werden. Was die Betriebe heute beim Schutz von Gesundheit und Arbeitsvermögen kurzfristig sparen, wird die Gesellschaft in Zukunft in Form von Arbeitslosigkeit, Erwerbsminderung und Kosten durch psychische Erkrankungen zu zahlen haben", hob Urban hervor. Notwendig sei ein nachhaltigerer Umgang mit der Arbeitskraft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Nur so könne eine nachhaltige Unternehmensentwicklung und künftige Innovationsfähigkeit gesichert werden.
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