Pressemitteilung | ICC Germany e.V. - Internationale Handelskammer

Offizielle Jahreszahlen 2006 / Seepiraterie sinkt das dritte Jahr in Folge

(Köln) - Die Zahl der weltweiten Piratenüberfälle fällt im dritten Jahr in Folge, so der Jahresbericht für Seepiraterie. Er wird vom International Maritime Bureau (IMB) herausgegeben, einer Organisationseinheit der Internationalen Handelskammer (ICC). Das Erfolggeheimnis im Kampf gegen Piraterie ist eine umfassende Dokumentation der Vorfälle und die damit verbundene öffentliche Aufmerksamkeit. Diese bewege Regierungen dazu, ihre Bemühungen im Kampf gegen Seepiraten vor den Küsten zu verstärken.

Ingesamt wurden 239 Überfälle auf Schiffe dokumentiert. Im Vorjahr wurden noch 276 Überfälle verzeichnet und im Jahr 2004 sogar 329, so der jährliche Bericht für Seepiraterie. Dieser stützt sich auf die Zahlen, die vom IMB Piracy Reporting Centre (PRC) in Kuala Lumpur zusammengestellt wird.

Die Zahlen zeigen den ersten systematischen Rückgang seit dem Beginn der Berichterstattung des PRC im Jahr 1991. Sie können als Signal verstanden werden, dass zielgerichtete und kontinuierliche Aktionen gegen Piraterie Wirkung zeigen. Das IMB strich die Rolle der Arbeit des Pirarcy Reporting Centers heraus. Dieses identifiziert Hochrisikogebiete und drängt Regierungen dazu, auf die Problematik zu reagieren.

“Der Rückgang der Vorfälle zeigt die Bedeutung von zuverlässigen und aussagekräftigen Statistiken. Bevor es das Pirarcy Reporting Center gab, nahmen viele Staaten das Problem nicht im umfassenden Maße wahr. Durch die regelmäßige Meldung der Zahlen sind sie gezwungen, auf das Problem zu reagieren und Maßnahmen zu ergreifen,” sagt IMB Director Pottengal Mukundan.

“Wir müssen den Druck aufrechterhalten, indem wir noch mehr Schiffseigner dazu ermutigen, auch alle Vorkommnisse zu melden,” fügt er hinzu. Nur so könnten noch genauere Zahlen erhoben und die Sensibilisierung für das Thema erhalten werden.

Der IMB Report berichtet, dass sich die Situation in der Straße von Malakka verbessert habe. Dies resultiere aus den Bemühungen der Küstenwache an den Grenzen der Wasserstraße.

Hochrisikogebiete

Hochrisikogebiete hingegen sind weiterhin Indonesien, Nigeria, Somalia, der Hafen von Chittagong in Bangladesch und Santos in Brasilien.

In Indonesien fiel die Zahl der Überfälle deutlich von 79 in 2005 auf 50 im Jahr 2006. Gegenmaßnahmen erfordere die wachsende Zahl von Überfällen und Geiselnahmen von ausländischen Öl-Arbeitern in Nigeria. Die Marine müsse mit mehr Nachdruck auf die Überfälle von Öltankern reagieren, die lokale Polizei die Banden, die bekannt für solche Überfälle seien, festnehmen und die nationale Regierung mehr Unterstützung dafür liefern.

Der Rückzug der islamischen Miliz in Somalia ist nicht ohne Auswirkung auf das Problem der Seepiraterie geblieben. Innerhalb weniger Tage nachdem ihr Einfluss beseitigt wurde, gab es einen Versuch ein amerikanischen Frachtschiff zu überfallen, der erste Vorfall seit einigen Monaten. Nachdem sich nun wieder eine anerkannte Zentralregierung etabliert habe, müssten Bemühungen einsetzen, die Kontrolle zu erlangen – was in der Vergangenheit mehrmals misslungen sei. Anderenfalls sei davon auszugehen, dass Piratenüberfälle wieder ihr vorheriges Level erreichen würden.

In Bangladesch hätten sich die Vorfälle auf mehr als 47 verdoppelt. Obwohl diese Region aktuell nach Zahlen an zweiter Stelle der Hochrisikoregionen liege, ereigneten sich die Vorfälle in einem Gebiet, das geographisch wesentlich kleiner sei als Indonesien.

Auch im Hafen von Santos in Brasilien wurde eine Welle von Angriffen auf Containerschiffe dokumentiert, die dort vor Anker liegen. Die Piraten entern Schiffe, brechen Container auf und stehlen den Inhalt, wobei die lokale Polizei augenscheinlich nur wenig unternimmt, um sie bei der Rückkehr ans Ufer festzusetzen.

Die Vorfälle im Jahr 2006 können auf der IBM Pirateriekarte nach verfolgt werden bzw. als Berichtsform angefordert werden: www.icc-ccs.org.uk/prc/piracy_rep_app.php

Quelle und Kontaktadresse:
ICC Deutschland Internationale Handelskammer Pressestelle Mittelstr. 12-14, 50672 Köln Telefon: (0221) 2575571, Telefax: (0221) 2575593

(bl)

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