Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V.

„Ohne Stiftungen geht bald gar nichts mehr“ Soziale Kälte können Stiftungen aber nur beschränkt mildern

(München/Berlin) - Stiftungen werden die neuen Lücken im Sozialgefüge nicht schließen können, sie verstehen sich jedoch als Partner des Staates sowie als Ideen- und Impulsgeber für die Menschen in unserem Lande. Das ist das Fazit einer Tagung von Stiftungsvertretern in der Münchner Stiftung Pfennigparade. Voraussetzung für die Partnerschaft sind funktionierende staatliche Bezugssysteme und die Anerkennung der Stiftungsleistungen durch die Gesellschaft.

Unter dem Titel: „Stiftungen im Spannungsfeld zwischen staatlichen Kürzungen und sozialen Zielsetzungen“ diskutierte der Arbeitskreis „Soziales“ des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen unter der Leitung von Landrat Matthias Wilkes, der sich ehrenamtlich als Vorsitzender des Stiftungsrates der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie in Bensheim engagiert. Die 50 Tagungsteilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet vertreten ca. 220 Stiftungen, die in Kinder-, Jugend-, Behinderten- und Altenhilfe operativ und/oder fördernd tätig sind und Menschen in sozialen Notlagen unterstützen.
Insgesamt widmen sich in Deutschland etwa 3.880 der rund 14.000 rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts sozialen Zwecken, in Bayern, mehr als 860 Stiftungen, davon ca. 268 mit Sitz in München.

90 Prozent der Anträge an das Münchner Sozialreferat werden von den Sozialgesetzbüchern nicht mehr gedeckt, berichtete Sozialreferent Friedrich Graffe den Stiftungsvertretern. So können beispielsweise Stromschulden oder der Mittagstisch für Kinder von der Landeshauptstadt nicht mehr übernommen werden. Bis 2015 werden auf Grund der demographischen Entwicklung schätzungsweise 80.000 mehr alte Menschen in München leben, 1.200 voraussichtlich mit hohem Pflegebedarf. Dazu würden theoretisch etwa 8 bis 12 neue Heime gebraucht.

Die Hoffnung fällt auf Stiftungen, wie die Jacob und Marie Rothenfußer Gedächtnisstiftung, die Wohngemeinschaften für demente ältere Menschen in München errichtet hat. Ein weiteres Beispiel innovativer Stiftungsarbeit ist die Stiftung Pfennigparade in München-Schwabing, die sich auf allen Ebenen für die Rehabilitation, Integration und damit für die Erhöhung der Lebensqualität von körperbehinderten Menschen einsetzt. Auf dem Gelände der Stiftung arbeiten über 1.800 Behinderte und Nichtbehinderte in verschiedenen Firmen, über 500 behinderte und nichtbehinderte Kinder lernen in vier Schulen oder besuchen den Kindergarten. Die 1952 als Bürgerinitiative errichtete und ab 1979 in eine Stiftung umgewandelte Pfennigparade hilft auch atemgelähmten und hirnverletzten Patienten, die von den Krankenkassen keine Hilfe mehr erwarten können.

Die Folgen von Hartz IV & Co. schlagen sich noch nicht bei allen Stiftungen in der Anzahl der Förderanträge nieder. Dennoch haben sich schon heute einige Stiftungen der Menschen angenommen, die von den Kürzungen betroffen sind. Es zeichnet sich der Trend ab, dass immer mehr Stiftungen mit sozialstaatlichen Aufgaben konfrontiert werden. Zudem stellt sich die Frage, aus welchen bisherigen operativen Bereichen die Stiftungen sich zurückziehen werden. Denn das Fördervolumen der Stiftungen reicht bei weitem nicht aus, um das Sozialamt nachzubilden. Die Rolle des „Anstiftens“ zu Ideen, Initiativen und Modellprojekten werden sich die gemeinnützigen Stiftungen auch künftig nicht nehmen lassen. Schließlich lautet ihr Auftrag jenseits staatlicher Aufgaben Gutes zu tun.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V., Haus Deutscher Stiftungen Kathrin Succow, Pressesprecherin Mauerstr. 93, 10117 Berlin Telefon: (030) 8979470, Telefax: (030) 89794711

(sa)

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