Pressemitteilung | Hans-Böckler-Stiftung

Paare sind die großen Verlierer der Hartz-IV-Reform

(Düsseldorf) - Die Hartz-IV-Reform belastet Paare überdurchschnittlich stark. Kinderlose Haushalte, die sich bislang auf Arbeitslosenhilfe und eine weitere Einkommensquelle stützen konnten, erhalten in rund 80 Prozent der Fälle weniger oder gar keine Unterstützung vom Staat mehr, berichtet "Böckler Impuls", der neue Informationsdienst der Hans-Böckler-Stiftung, auf Grundlage einer Studie der FU Berlin. Grund ist die weitgehende Anrechnung des Partnereinkommens auf das Arbeitslosengeld II. Aber auch bei Paaren mit Kindern schlägt die Anrechnung des Partnereinkommens durch: Mehr als 50 Prozent müssen jetzt mit weniger Geld auskommen – im Schnitt verlieren sie 250 Euro. Insgesamt verlieren Kinder damit häufiger als die Beispielrechnungen des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit nahe legen, analysiert Jan Schulte, Wissenschaftler an der FU Berlin.

Kindern, die mit nur einem Elternteil leben, geht es dagegen mehrheitlich besser. Über 70 Prozent der Alleinerziehenden bekommen mehr Arbeitslosengeld. In Ostdeutschland bringt die Partner-Regelung überdurchschnittlich hohe Einbußen. Hier sind fast immer (zu 95 Prozent) beide Partner erwerbstätig oder arbeitssuchend –entsprechend mehr verlieren. Im Westen dagegen ist die „Ein-Ernährer-Familie" verbreitet, 36 Prozent sind Paare mit einem Verdiener und mindestens einem Kind. Sie profitieren – auf bescheidenem Niveau - deutlich von Hartz IV – bis zu 239 Euro mehr bekommen sie monatlich.

Insbesondere Frauen könnten sich durch diese Situation nun resigniert vom Arbeitsmarkt zurückziehen, gibt der Autor der Studie zu bedenken. In Ostdeutschland könnte die hohe Erwerbsbeteiligung dadurch deutlich zurückgehen: „Bei einer Bewertung zukünftiger Arbeitslosenzahlen wird zu beachten sein, ob dieser Effekt nicht zu einer nur scheinbaren Verringerung der Arbeitslosigkeit führt“, so Schulte. Bemerkenswert ist, dass sehr viele allein lebende Langzeitarbeitslose gar keine Einkommenseinbußen erleiden. Verlierer und Gewinner halten sich die Waage.

Quelle und Kontaktadresse:
Hans-Böckler-Stiftung Hans-Böckler-Str. 39, 40476 Düsseldorf Telefon: 0211/77780, Telefax: 0211/7778120

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