Pressemitteilung | Initiative Furnier + Natur e.V.

Paradigmenwechsel für eine ökologisch-nachhaltige Forstwirtschaft

(Bad Honnef) - Ein Paradigmenwechsel in der globalen Forst- und Holzwirtschaft ist überfällig / "Die Furnierwirtschaft fordert eine ökologisch-nachhaltige Forstwirtschaft und einen Schulterschluss für das Weltklima"

Axel Groh, Vorsitzender des Vorstands der Initiative Furnier + Natur (IFN) erklärt anlässlich des Nationalen Waldgipfels, der am 25. September 2019, in Berlin stattfand:

Die Ergebnisse des Nationalen Waldgipfels sind grundsätzlich erfreulich. Es steht Geld für den Wald zur Verfügung, es wurde appelliert, mehr Holz zu verwenden und es wurde auch darüber gesprochen, wie der Wald und damit die Forst- und Holzwirtschaft der größten Herausforderung der kommenden Jahrzehnte, dem Klimawandel, begegnen kann. Ein wichtiger Baustein ist dabei der Waldumbau hin zu deutlich mehr Mischwald und Laubwald. Viele Maßnahmen wurden schon im Jahr 2008 als Waldstrategie 2020 verabschiedet. Nun wird eine Waldstrategie 2050 im Konsens diskutiert. Das ist der Furnierwirtschaft zu wenig.

2014 hatten wir uns zum Themenspektrum Klimaschutz, Wald und Holz erstmalig öffentlich positioniert. Damals analysierten wir u.a. die letzte Bundeswaldinventur, kommentierten sie kritisch, blieben insgesamt verhalten optimistisch, was deren Ziele betraf. Heute, fünf Jahre später, ist die Furnierwirtschaft ernüchtert und enttäuscht. Viele Maßnahmen, damals als Ziele für 2020 festgelegt, wurden unzureichend oder gar nicht umgesetzt. Und nicht nur das: Trotz der endlich gesellschaftlich und politisch vorangetriebenen Klimadiskussion, die nun auch mit Maßnahmen verknüpft wird, fehlt der globalen Forst- und Holzwirtschaft ein Paradigmenwechsel. Es gibt nach wie vor zwei entgegengesetzte Standpunkte: Auf der einen Seite steht die traditionelle Forstwirtschaft. Sie muss ständig zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen abwägen, um den unterschiedlichen Ansprüchen an den Wald gerecht zu werden. Manchmal, so scheint es, überwiegen dabei die ökonomischen Interessen. Auf der anderen Seite formiert sich seit einigen Jahren eine immer sichtbarer werdende Gegenbewegung, die den natürlichen Wald in seiner Bedeutung für das Weltklima herausstellt und die industrielle Verarbeitung von Holz extrem kritisch sieht. Der Wald in Deutschland, Europa und der Welt soll in diesem Ansatz vorwiegend als Kohlenstoffspeicher dienen, wobei naturnahe Wälder der klassischen Forstwirtschaft gegenüber als überlegen angesehen werden. Borkenkäfer, Pilze, Brandrodung, Brände, wärmere Temperaturen etc. regulieren ökologische Waldsysteme selbst und sind daher das gesetzte Vorbild dieses Ansatzes. Zudem haben die Forstkritiker Argumente wie den zu hohen Nadelholzanteil am gesamten Wald in Deutschland und der Welt und dessen Wiederaufforstung, die Monokulturaufforstung und den in Deutschland nur 2- bis 3-prozentigen Anteil an natürlichem Wald auf ihrer Seite.

Diese beiden extremen Positionen sind gegensätzlich. Das Zusammenwirken von Waldbesitzern, Forstbehörden und Interessenverbänden ist für die Erreichung der Ziele der Waldstrategie 2050 unverzichtbare Voraussetzung. Wir meinen, dass es zu einem Paradigmenwechsel kommen muss und nicht nur zu einem kleinsten gemeinsamen Nenner. Alle Sichtweisen und Logiken müssen sachlich argumentiert werden, um im Schulterschluss global dem Klimawandel entgegenzutreten. Der Wald hat sehr viel Klimaschutzpotential. In unserer weltweiten Krise des Klimawandels sind Wälder unverzichtbar für den Klimaschutz. Sie stabilisieren das Weltklima, speichern Kohlendioxid und setzen beim Wachstum Sauerstoff frei. Die vielen verschiedenen Verantwortlichen müssen sich abstimmen und ergänzen und nicht gegenseitig behindern. Die Furnierwirtschaft fordert eine ökologisch-nachhaltige Fortwirtschaft und einen Schulterschluss für das Weltklima.

Nachfolgend hat die IFN zur aktuellen Klimadebatte die Kernpunkte und Forderungen zum Thema Klima, Wald und Holz zusammengefasst, die zu einem Paradigmenwechsel führen könnten:

Forstwirtschaft

- Die Furnierindustrie unterstützt die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt als Beitrag Deutschlands zum Erhalt seiner natürlichen Artenvielfalt. Ein Minimum an natürlichem Wald der komplett aus der Nutzung genommen wird von 5 Prozent der Waldfläche Deutschlands muss dringend eingehalten werden.

- Der Wald ist maßgebend für das Klima und sollte daher auch mit der richtigen Bewirtschaftung genutzt und geschont werden. Die Furnierwirtschaft begrüßt die Erhaltung und systematische Förderung von heimischen Buntlaubhölzern in den natürlichen Waldgesellschaften. Nur gesunde und stabile Wälder können langfristig gutes und wertvolles Holz hervorbringen.

- In einem Großteil der deutschen Wälder beobachtet die Furnierindustrie eine Verschlechterung der Holzqualitäten und dadurch einen Rückgang der Nutzung von heimischem Holz in der Verarbeitung. Gründe dafür sind unter anderem das Absenken der Umtriebszeiten und Schäden bei der Holzernte, zum Beispiel durch die hohe Zunahme von Großmaschinen.

- Durch die Umstellung auf eine ökologischere Waldbewirtschaftung und die Anreicherung der Baumvorräte in unseren Wäldern kann langfristig deutlich mehr Wertholz produziert werden, aus dem langlebige Holzprodukte hergestellt werden können. Gleichzeitig können vorratsreichere Wälder mehr CO2 binden und langfristig den Fortbestand von Bäumen der Altersklassen ab 120 Jahren sichern. Durch die Umstellung auf eine ökologisch nachhaltige Forstwirtschaft kann Deutschland weltweit eine Vorbildrolle einnehmen.

- Die Furnierwirtschaft spricht sich gegen jede Art inakzeptabler Praktiken zur Rodung von Wäldern und Gewinnung von Holz aus. Sie lehnt ausdrücklich den illegalen Einschlag, Holz aus geschützten und schützenswerten Waldgebieten und natürlich Menschenrechtsverletzungen in der Forst- und Holzwirtschaft ab.

Holzverwendung

- Bei ökologisch nachhaltiger Nutzung der Wälder stellt die Verwendung von Holz in langlebigen Produkten und als Substitut von energie- und ressourcenintensiven Materialien wie Plastik, Beton oder Aluminium einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz dar. Die nachwachsende Ressource Holz muss genutzt werden - aber besser und bewusster als bisher. Furnier ist das dünnste Massivholz der Welt und daher das ergiebigste Holzprodukt überhaupt.

- Furnierstämme erzielen die höchsten Preise für den Waldbesitzer und können idealerweise sehr bestandsschonend in Einzelbaumnutzung geerntet werden.

- Auch die mehrfache Verwendung von Holz, die sogenannte Kaskadennutzung, verbessert den Klimaschutzeffekt der Holzverwendung. Furnier zum Beispiel kann nach seiner Nutzung zerkleinert und als Holzwerkstoff in der Span- oder Faserplattenindustrie eingesetzt werden. Bei einer sofortigen thermischen Nutzung bleibt eine längerfristige CO2-Bindung im Produkt aus, denn das Holz speichert das CO2 nur bis zur Verbrennung.

Quelle und Kontaktadresse:
Initiative Furnier + Natur e.V. Pressestelle Flutgraben 2, 53604 Bad Honnef Telefon: (02224) 9377-0, Fax: (02224) 9377-77

(sf)

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