PARITÄTISCHER hält Empfehlungen der Arbeitsgruppe "Zukunft des Zivildienstes" für unzureichend
(Bonn) - Als enttäuschend bezeichnet der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband die Empfehlungen der Arbeitsgruppe "Zukunft des Zivildienstes", die heute in Berlin der Bundesministerin für Familie, Senioren und Frauen vorgelegt wurden.
"Mit ihren Vorschlägen bleibt die Arbeitsgruppe auf der Hälfte des Weges stehen. Das vorliegende Konzept wird den Notwendigkeiten in keiner Weise gerecht", kritisiert Joachim Hagelskamp, Zivildienst-Experte des PARITÄTISCHEN. "Unsere Erwartung war, dass die Arbeitsgruppe eine
umfassendes Konzept erarbeitet, wie der Zivildienst angesichts veränderter Rahmenbedingungen in der Zukunft ausgestaltet werden kann, und wie Tätigkeiten, die künftig nicht mehr von Zivildienstleistenden übernommen werden, durch andere freiwillige Dienste oder reguläre Arbeitsverhältnisse kompensiert werden können."
Hagelskamp macht die Kritik des PARITÄTISCHEN an drei Kernpunkten fest:
1. Die Arbeitsgruppe negiert, dass Zivildienstleistende wesentliche Aufgaben im sozialen Bereich übernommen haben. Ihre Argumentation, der
Zivildienst sei arbeitsmarktneutral und nur eine ergänzende Leistung, ist falsch. Sie verschleiert, dass die Reduzierung der Zahl der
Zivildienstleistenden und die Verkürzung der Dienstzeit zu Einschnitten bei sozialen Leistungen führen.
2. Der Vorschlag, als Alternative zum zehnmonatigen Zivildienst einen zwölfmonatigen "anderen Dienst im Inland" im sozialen oder ökologischen
Bereich anzubieten, ist eine gute Idee. Die detaillierten Umsetzungspläne führen die Alternative aber gleich ad absurdum. Junge Männer werden kaum bereit sein, zwölf Monate für eine Taschengeld von maximal 510 Mark monatlich zu arbeiten, während beim zehnmonatigen Zivildienst zirka 700 Mark plus Entlassungs- und Weihnachtsgeld gezahlt werden. Soll der "andere Dienst" eine wirkliche Alternative sein, müssen die jungen Männer dort in den ersten zehn Monaten grundsätzlich die gleiche Honorierung erhalten wie im Zivildienst. Für die zusätzlichen zwei Monate sollten die Bezüge dann verdoppelt werden. Außerdem sollte sich der Bund weiterhin - wie auch im eigentlichen Zivildienst - an den Kosten für Sold, Unterkunft, Kleidung etc. beteiligen und diese nicht auf die Einrichtungen abwälzen, in denen die jungen Männer die Alternativ-Stelle antreten.
3. Die Empfehlungen der Arbeitsgruppe, durch eine gezielte Steuerung und Ausgestaltung der Heranziehungspraxis Planungssicherheit für die
Einsatzstellen zu schaffen, ist halbherzig. Die weitaus größte Zahl aller Zivildienstpflichtigen wird weiterhin in den Sommermonaten Juli bis
Oktober ihren Dienst antreten wollen. Dies führt bei einer Dienstzeit von zehn Monaten zwangsläufig im Folgejahr in den Monaten Mai bis Juni zu
Versorgungsengpässen in Einrichtungen. Zur Lösung dieses Problems - etwa durch Maßnahmen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt - legt die Arbeitsgruppe keine Empfehlungen vor.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Gesamtverband e.V. -
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