Pressemitteilung | Verband deutscher Pfandbriefbanken e.V. (vdp)

Pfandbriefbanken nach erfolgreichem Jahr 2019 für Bewältigung der COVID-19-Krise gerüstet

(Berlin) - Die deutschen Pfandbriefbanken konzentrieren sich nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 derzeit darauf, die Auswirkungen der COVID-19-Krise gemeinsam mit ihren Kunden zu bewältigen. "Den Pfandbriefbanken geht es um pragmatische Lösungen im Einzelfall und eine stabile Kreditversorgung in der Volkswirtschaft. Der Fokus liegt zugleich auf der Sicherung der eigenen Liquidität und Handlungsfähigkeit", erklärte der Präsident des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp), Dr. Louis Hagen, auf der Jahrespressekonferenz des vdp. Die Pfandbriefbanken bleiben grundsätzlich finanzierungsbereit und leisten darüber hinaus einen wichtigen Beitrag für die rasche Wirksamkeit der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen. Der Pfandbrief erweist sich dabei einmal mehr als Stabilitätsanker in turbulenter Zeit und als verlässliche Refinanzierungsquelle für seine Emittenten.

Angesichts der COVID-19-Pandemie sei von erheblichen Auswirkungen auf alle Wirtschaftsbereiche auszugehen, so Hagen. In welchem Ausmaß die für die Pfandbriefbanken besonders relevanten Sektoren und insbesondere die Immobilienmärkte betroffen sein werden, sei derzeit noch nicht seriös abschätzbar. Für die Zukunft des Pfandbriefs, der 2019 sein 250-jähriges Jubiläum gefeiert hat, zeigte sich Hagen zuversichtlich: "Der Pfandbrief hat sich in der Vergangenheit stets als stabil und krisenfest erwiesen und wird sich auch in dieser Krise bewähren."

- Auswirkungen der COVID-19-Krise
Pfandbriefmarkt ist funktionsfähig
Immobilienfinanzierende Banken präsentieren sich mit ihrem spezifischen Geschäft auch in der COVID-19-Krise robust. "Die aktuelle Liquiditätssituation der Institute ist trotz zunehmender Stundungen von Schuldendienst auf kurze und mittlere Sicht auskömmlich. Überdies ist die Beschaffung auch langfristiger Liquidität über den Pfandbrief jederzeit möglich", sagte Hagen. "Der Pfandbriefmarkt ist und bleibt für seine Emittenten funktionsfähig."

Auswirkungen auf Immobilienmarkt und -finanzierung noch unklar
Die Unsicherheit über die mittelbaren und unmittelbaren Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Immobilienmärkte ist spürbar. Aus Sicht des vdp ist aufgrund der sich aus der Krise ergebenden Einkommens- und Vermögenseffekte auf Seiten der Haushalte und Investoren eine temporäre Dämpfung der Immobiliennachfrage möglich. Zudem dürfte die betriebswirtschaftliche Tragfähigkeit von Immobilienprojekten zukünftig stärker überprüft werden. Preisrückgänge sind derzeit noch nicht zu beobachten, können aber für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden.

Für die immobilienfinanzierenden Banken wirken sich Mietausfälle und Stundungen von Schuldendienst belastend aus. In der gewerblichen Immobilienfinanzierung läuft Neugeschäft derzeit vornehmlich über das bereits vor der Krise angebahnte Geschäft, wobei es selektiv auch weiterhin echtes Neugeschäft gibt. Neugeschäft in der privaten Immobilienfinanzierung wird aktuell auf etwas geringerer Basis abgeschlossen.

Weitere entlastende aufsichtliche Maßnahmen für Bankensektor erforderlich
Die Pfandbriefbanken werten die bisher eingeleiteten Maßnahmen der Politik und der Aufsichtsbehörden zur Krisenbewältigung als grundsätzlich positiv, wobei Bedenken bezüglich der Wirkung einzelner Maßnahmen auf das Bestandsgeschäft der Institute bestehen. Die COVID-19-Krise ist eine Sondersituation, die aus Sicht des vdp nun weitere entlastende aufsichtliche Maßnahmen erfordert, um Banken die Erfüllung ihrer volkswirtschaftlichen Aufgaben zu ermöglichen. So befürwortet der vdp die dreimonatige Stundung von Verbraucherdarlehen, plädiert aber nachdrücklich dafür, Darlehen im Stundungszeitraum nicht zinsfrei zur Verfügung zu stellen. Zudem wendet sich der Verband entschieden gegen eine Verlängerung des Stundungszeitraums und eine Ausweitung der Stundungsmöglichkeit auf Unternehmen.

Eine bedeutende Rolle kommt zudem der Europäischen Zentralbank (EZB) als Liquiditätsquelle für die Institute zu, die wie die nationalen Notenbanken des Euroraumes nun die Anforderungen an Sicherheiten weiter reduzieren sollte, um den europäischen Kreditinstituten so einen leichteren Zugang zu EZB-Liquidität zu ermöglichen.

- Entwicklung Pfandbriefgeschäft 2019
Anteil des Hypothekenpfandbriefs am Gesamtumlauf nimmt weiter zu
Im Jahr 2019 wurden Pfandbriefe im Volumen von 55,0 Mrd. Euro emittiert, ein Zuwachs von 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2018: 50,4). Dabei stellten Hypothekenpfandbriefe mit 42,0 Mrd. Euro (2018: 43,2) weiterhin die mit Abstand bedeutendste Pfandbriefgattung dar, gefolgt von Öffentlichen Pfandbriefen mit 11,2 Mrd. Euro (2018: 7,2) und Schiffspfandbriefen mit 1,8 Mrd. Euro (2018: 0,0). Mit einer Gesamtanzahl von 46 Benchmark-Emissionen konnte das hohe Niveau des Vorjahres gehalten werden (2018: 46). Damit ist der deutsche Pfandbriefmarkt weiterhin führend in Europa.

Die weiter zunehmende Bedeutung des Hypothekenpfandbriefs zeigt sich in der Entwicklung des Pfandbriefumlaufs: Mit 239,6 Mrd. Euro (2018: 233,7) stieg 2019 das Volumen umlaufender Hypothekenpfandbriefe erneut. Ihr Anteil am Gesamtumlauf ausstehender Pfandbriefe erhöhte sich auf 65,8 Prozent (2018: 63,3). Aufgrund des weiter rückläufigen Volumens Öffentlicher Pfandbriefe reduzierte sich der Pfandbriefumlauf im Jahr 2019 leicht auf insgesamt 364,1 Mrd. Euro (2018: 369,1).

- Entwicklung Immobilienfinanzierungsgeschäft 2019
Immobilienfinanzierungsgeschäft profitiert von positiven Rahmenbedingungen
Im Jahr 2019 setzte sich die gute Wirtschaftsentwicklung fort. Hiervon profitierte die Immobilienwirtschaft genauso wie vom anhaltenden Niedrigzinsumfeld. Diese Rahmenbedingungen wirkten sich auch auf das Immobilienfinanzierungsgeschäft positiv aus: Die vdp-Mitgliedsinstitute sagten im vergangenen Jahr Immobilienkredite in Höhe von 167,1 Mrd. Euro zu und erreichten damit nahezu punktgenau das Vorjahresergebnis (2018: 167,4). Dabei entwickelten sich die beiden Assetklassen durchaus unterschiedlich: Während das Neugeschäft bei Gewerbeimmobilienfinanzierungen um 5,8 Prozent auf 69,3 Mrd. Euro zurückging (2018: 73,6), steigerten die Pfandbriefbanken die Zusagen für Wohnimmobilienfinanzierungen um 4,3 Prozent auf 97,8 Mrd. Euro (2018: 93,8).

Das rückläufige Neugeschäft von Gewerbeimmobiliendarlehen ist im Wesentlichen auf die abgeschwächte Entwicklung bei den Handelsimmobilien zurückzuführen. Deren Finanzierungsvolumen reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 25,4 Prozent auf 15,0 Mrd. Euro (2018: 20,0). Demgegenüber weiteten die Pfandbriefbanken, mit einem Marktanteil von 55,2 Prozent die wichtigste Anbietergruppe für die Finanzierung von Gewerbeimmobilien in Deutschland, ihr Engagement insbesondere bei zwei Objektarten aus: bei Büroimmobilien um 5,9 Prozent auf 38,7 Mrd. Euro (2018: 36,6) und bei Industriegebäuden um 19,9 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro (2018: 1,9). Mit dem Anstieg der Darlehenszusagen für Büroimmobilien erhöhte sich 2019 auch deren Anteil am gesamten gewerblichen Darlehensvolumen nochmals deutlich auf 56 Prozent (2018: 50%).

Immobilienkreditbestand um 4,9 Prozent ausgebaut
Treiber für den Anstieg in der Wohnimmobilienfinanzierung ist die positive Entwicklung in allen Objektarten. So erhöhte sich das Finanzierungsneugeschäft bei Ein- und Zweifamilienhäusern um 2,1 Prozent auf 48,1 Mrd. Euro (2018: 47,2), bei Eigentumswohnungen um 6,2 Prozent auf 20,2 Mrd. Euro (2018: 19,0), bei Mehrfamilienhäusern um 6,0 Prozent auf 26,5 Mrd. Euro (2018: 25,0) und bei sonstigen wohnwirtschaftlichen Gebäuden um 13,6 Prozent auf 3,0 Mrd. Euro (2018: 2,6).

Der Immobiliendarlehensbestand der vdp-Mitgliedsbanken nahm im Jahr 2019 auf 877,8 Mrd. Euro zu (2018: 836,5). Zu dem Anstieg um 4,9 Prozent bzw. 41,3 Mrd. Euro trugen dabei sowohl die Wohn- als auch die Gewerbeimmobilienfinanzierung mit Wachstumsraten von 5,1 Prozent bzw. 4,7 Prozent bei.

- Aktuelle Regulierungsthemen
Basel III: vdp begrüßt Verschiebung und plädiert weiterhin für Anpassungen beim Output-Floor
Bedingt durch die COVID-19-Pandemie ändern sich die regulatorischen Prioritäten derzeit. Das gilt sowohl in zeitlicher als auch in inhaltlicher Hinsicht. Während und nach der Krise ist zunächst der Finanzierung der Realwirtschaft der Vorrang zu geben - alle anderen Projekte müssen konsequent auf dieses Ziel hin überprüft und ausgerichtet werden. Vor diesem Hintergrund begrüßt der vdp die kürzlich bekanntgegebene Verschiebung der Umsetzung von Basel III um ein Jahr sowie die Überlegungen der EU-Kommission, aufgrund der COVID-19-Pandemie einzelne, besonders advers wirkende Elemente von Basel III wie den Output-Floor nochmals zu hinterfragen. "Wenn die EU-Kommission richtigerweise die Auffassung vertritt, dass die Kreditversorgung der Realwirtschaft auch nach Abklingen der COVID-19-Pandemie Vorrang haben muss, verbieten sich regulatorische Eingriffe, die das genaue Gegenteil erreichen", erklärte vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt.

Offizielle Berechnungen der EBA zeigen, dass die Umsetzung von Basel III zu stark steigenden Kapitalanforderungen für europäische und insbesondere für deutsche Banken führen würde. Dies wäre eine unverhältnismäßig hohe Belastung, insbesondere für das risikoarme Geschäft der Immobilienfinanzierer. Die damit einhergehende Verteuerung und Verknappung des Kreditangebots könne ebenso wenig gewollt sein wie die Verlagerung klassischen Bankgeschäfts in weniger regulierte Bereiche der Finanzindustrie, betonte Tolckmitt. "Bislang ist Basel III genau das Gegenteil von einer risikosensitiven Regulierung mit Augenmaß, für die wir plädieren."

Unabhängig von etwaigen COVID-19-bedingten Anpassungen werden sich die Pfandbriefbanken weiter für eine angemessene Umsetzung insbesondere des besonders belastenden Output-Floors einsetzen, um den Besonderheiten und der Stabilität des deutschen Immobilienmarkts gerecht zu werden. Die von der EBA empfohlene Übererfüllung der Basel III-Vorgaben ("Goldplating") stelle in jedem Szenario eine ungerechtfertigte Verschärfung der Eigenkapitalanforderungen dar, die unweigerlich eine Schwächung des europäischen Bankenmarkts hervorriefe, wie Tolckmitt sagte.

So führe der Output-Floor zu einer massiven Verteuerung von Krediten und fördere Fehlanreize wie beispielsweise den Eingang höherer Risiken, die Herausnahme von Finanzierungen aus der Bilanz ("off-balance") bis zur Abkehr vom bewährten, bankbasierten Finanzierungsmodell in Europa. "Eine Amerikanisierung der europäischen Finanzierungskultur darf es nicht geben", warnte Tolckmitt. Der vdp macht sich bei der Umsetzung des Output-Floors daher für den von der EBA als "Parallel Stacks Approach" bezeichneten Ansatz stark, der mit den Baseler Vorgaben vereinbar ist, dabei aber die Belastungen für Immobilienfinanzierer auf ein erträgliches Maß begrenzt. Unterstützt wird der vdp dabei von der gesamten Deutschen Kreditwirtschaft und europäischen Bankenverbänden. Auf staatlicher Ebene haben bereits die französische Nationalversammlung und das französische Finanzministerium, das dänische Finanz- und Wirtschaftsministerium und das dänische Parlament Unterstützung für den "Parallel Stacks Approach" signalisiert. Ein von der Banque de France veröffentlichtes Rechtsgutachten bestätigt ebenfalls dessen Vereinbarkeit mit der Baseler Eigenkapitalvereinbarung.

Novellierung des Pfandbriefgesetzes: enge Begleitung durch den vdp
Die Ende 2019 beschlossene und Anfang 2020 in Kraft getretene Harmonisierung von Covered Bonds auf europäischer Ebene begrüßt der vdp ausdrücklich. Das vom Europäischen Parlament und Europäischen Rat verabschiedete Gesetzespaket entspricht der Forderung des vdp, die regulatorische Privilegierung von Covered Bonds sicherzustellen und ausreichend Raum für den Erhalt und die Weiterentwicklung von bewährten und erfolgreichen nationalen Produkten wie dem Pfandbrief zu bieten. Begrüßt wird darüber hinaus, dass das europäische Covered Bond-Regelwerk stark an das Pfandbriefgesetz angelehnt ist. Die nationalen Gesetzgeber haben nun bis Juli 2021 Zeit, um die europäischen Vorschriften in nationales Recht umzusetzen. In Deutschland bedeutet dies eine Novellierung des Pfandbriefgesetzes. Der vdp setzt sich dabei für eine sachgerechte, d.h. nicht über die Vorgaben hinausgehende Übertragung der europäischen Regelungen ein.

Sustainable Finance: "Übermäßige Regulierung darf Banken jetzt nicht an der Finanzierung der Realwirtschaft hindern"
Ein weiteres Regulierungsvorhaben, das die Arbeit der Pfandbriefbanken derzeit stark prägt, sind die geplanten Maßnahmen unter dem Stichwort "Sustainable Finance". Die auf europäischer Ebene erzielte politische Einigung von Kommission, Rat und Parlament zur Taxonomieverordnung sowie die Vorschläge der von der EU-Kommission eingesetzten Technical Expert Group on Sustainable Finance werden die Transparenz erhöhen und die von vielen Marktteilnehmern geforderte Definition liefern, was mit Blick auf den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel als grün bezeichnet werden kann. Gleichzeitig weisen aber insbesondere die Vorschläge für technische Kriterien eine hohe Komplexität auf, so dass sich die Praktikabilität erst noch erweisen muss. Dagegen leisten die Pfandbriefbanken mit dem Grünen Pfandbrief bereits seit einigen Jahren einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Begrenzung der Erderwärmung.

"Die Pfandbriefbanken stehen bereit, den Wandel zu einer klimaverträglichen, ressourceneffizienten und nachhaltigen Wirtschaft weiter voranzutreiben", erklärte Tolckmitt. Wie bei anderen regulatorischen Vorhaben komme es auch bei Sustainable Finance darauf an, die bestehende Marktdynamik nicht durch überbordende Regulierung zu bremsen. Zudem plädiert der vdp eindringlich für eine Zusammenführung der diversen Nachhaltigkeitsinitiativen, um den Markterfolg sicherzustellen. Abschließend betonte Tolckmitt: "Jetzt muss aber zunächst die unmittelbare Krisenbewältigung in den Vordergrund treten: Übermäßige Sustainable Finance-Maßnahmen dürfen die Banken nicht an der Finanzierung der Realwirtschaft hindern."

- vdp-Mitgliederentwicklung
vdp begrüßt erstes internationales Mitgliedsinstitut
Dem vdp gehören aktuell 49 Mitgliedsinstitute an, die insgesamt einen Marktanteil von knapp 97 Prozent am gesamten Pfandbriefumlauf repräsentieren. Als Neuzugänge sind zuletzt die Bausparkasse Mainz, die Alte Leipziger Bauspar AG und die HYPO TIROL BANK AG, das erste Mitgliedsinstitut mit Hauptsitz außerhalb Deutschlands, hinzugekommen. Eine Übersicht über alle Mitgliedsinstitute ist hier zu finden: https://www.pfandbrief.de/site/de/vdp/verband/mitgliedschaft/mitglieder.html

Quelle und Kontaktadresse:
Verband deutscher Pfandbriefbanken e.V. (vdp) Pressestelle Georgenstr. 21, 10117 Berlin Telefon: (030) 20915100, Fax: (030) 20915101

(ds)

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