Pflege braucht gute Rahmenbedingungen und mehr Vertrauen
(Berlin) - „Die professionelle Pflege will gestalten.“ Mit diesen Worten zieht Vera Lux, Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), ihre Bilanz des diesjährigen Hauptstadtkongresses in Berlin. Beim Pflegemanagementkongress, dessen wissenschaftliche Leitung Lux erneut übernommen hat, wurde deutlich: Pflegefachpersonen bringen das Potenzial und die Bereitschaft mit, mehr Verantwortung zu übernehmen und die Versorgung der Zukunft aktiv mitzugestalten – vorausgesetzt, die politischen und strukturellen Rahmenbedingungen stimmen.
Auch aus Sicht der Politik ist eine flächendeckend gute Versorgung ein zentrales Ziel, was Bundesgesundheitsministerin Nina Warken in Ihrer Rede zum Auftakt des Hauptstadtkongresses betonte: „Unser Ziel ist eine gute bedarfsgerechte und bezahlbare Gesundheitsversorgung und Pflege für alle, und zwar flächendeckend in der Stadt wie auf dem Land, unabhängig von der Postleitzahl.“
Das Programm des Pflegemanagementkongresses beleuchtete zentrale Herausforderungen für die Profession: den Umbau der Versorgung, den Fachkräftemangel, neue Rollen in der Pflegepraxis sowie Fragen der Finanzierung, Digitalisierung und Personalbemessung. Diskutiert wurden auch die Integration internationaler Fachkräfte, der Schutz vor Gewalt sowie gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen, vor allem aber die ausstehenden Pflegegesetzte und der Reformbedarf bei Krankenhausversorgung und Pflegeversicherung.
Ein Schwerpunkt lag auf der Akademisierung und Qualifikationsentwicklung: Ein grundständiges Pflegestudium auf Bachelorniveau, spezialisierte Rollenprofile wie Advanced Practice Nurse (APN) oder Community Health Nurse (CHN) und klar definierte erweiterte Kompetenzen gelten aus Sicht vieler Beteiligter als Voraussetzung für eine zukunftsfähige Versorgung.
„Pflege kann eine Schlüsselrolle in einem reformierten Gesundheitssystem übernehmen. Insbesondere, wenn Pflege eine höhere Autonomie zugestanden und es zu einer Umverteilung von Aufgaben zwischen den Professionen kommt. Themen sind Gesundheitsförderung, Prävention, Beratung und Patient:innensteuerung“, so Lux. „Dafür braucht es aber endlich verlässliche Strukturen, berufs- und leistungsrechtliche Regelungen und vor allem den politischen Willen.“
Lux formuliert in ihrem Fazit sechs zentrale Botschaften aus Sicht der professionellen Pflege:
1. Gute Pflege braucht gute Rahmenbedingungen: Attraktive Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung, Wertschätzung, Karrierewege und familienfreundliche Arbeitszeiten sind unerlässlich – hier sind die Arbeitgeber gefordert.
2. Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg. Qualifizierung statt Deprofessionalisierung: Die Pflege der Zukunft braucht akademische Ausbildung, neue Rollenprofile sowie erweiterte und spezialisierte Kompetenzen – nicht abgesenkte Standards.
3. Pflege will Verantwortung – und ist bereit dazu: Damit Pflege mehr steuern kann, muss der Gesetzgeber endlich den rechtlichen Rahmen schaffen.
4. Pflege fordert eine ehrliche Versorgungsdebatte: Was ist möglich, was sinnvoll, was finanzierbar? Pflegende erleben bereits heute eine stille Rationierung – und wollen, dass offen darüber gesprochen wird.
5. Die Sektorengrenzen müssen fallen: Nur mit mehr Kooperation und der Überwindung der Sektorengrenzen gelingt die Transformation im Gesundheitssystem.
6. Weniger Bürokratie, mehr Vertrauen: Pflegende brauchen Freiräume statt Kontrollwut – damit sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können: gute Versorgung.
„Der Hauptstadtkongress hat gezeigt: Die Profession Pflege hat enormes Potenzial und ist bereit, dieses für eine bessere Versorgung einzubringen und mehr Verantwortung zu übernehmen. Jetzt ist es an der Politik, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen“, so Lux abschließend.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V. (DBfK), Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: 030 219157-0