PISA setzt Schulstruktur-Debatte auf Tagesordnung / GEW zu drittem Bericht des deutschen PISA-Konsortiums
(Berlin/Frankfurt am Main) - Ein "Ende der Blockadehaltung und eine sachliche Debatte über die offenliegenden Probleme der Schulstruktur" hat die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange, von den Kultusministern gefordert. Der dritte Bericht des deutschen PISA-Konsortiums habe "schonungslos" deutlich gemacht, "dass das Prinzip der leistungsorientierten Verteilung von Schülern auf unterschiedliche Schulformen nicht funktioniert und die soziale Spaltung in der Gesellschaft verschärft", stellte Stange fest. Auf diesem "Irrglauben" aber basiere das deutsche Schulsystem.
Die PISA-Studie habe gezeigt, dass es in allen Ländern zu enormen Überlappungen bei der Leistungsstärke zwischen den Schulformen komme. So erreichten zu beachtlichen Anteilen Haupt- und Realschüler Gymnasialniveau und in Gymnasien säßen Schüler, die nur Hauptschulniveau erzielten. Gleichzeitig zeige sich aber, dass gerade große Überlappungen "positive Effekte auf das durchschnittliche Leistungsniveau" hätten, erläuterte die GEW-Vorsitzende unter Verweis auf den Leiter der PISA-Studie Prof. Jürgen Baumert.
Vor diesem Hintergrund forderte Stange die Kultusminister auf, "schrittweise landesspezifische Konzepte zum Abbau der frühen Auslese und der Verteilung der Schüler auf unterschiedliche Schulformen nach der Grundschule" zu entwickeln. Gleichzeitig müsse auch das Abschieben auf die jeweils "niedrigere" Schulform verzichtet werden. Ziel müsse "eine Schule für alle Kinder und Jugendlichen sein, die nicht aussortiert. Diese Schule muss sicher stellen, dass alle Schülerinnen und Schüler mindestens einen mittleren Bildungsabschluss erreichen, verlangte die GEW-Vorsitzende. Dazu müssen die Schulen der Sekundarstufe I so weiter entwickelt werden, dass sie den mittleren Bildungsabschluss vergeben und der Hauptschulabschluss abgeschafft werden kann.
Auf diesem Wege brauchte jede einzelne Schule professionelle Unterstützung und Hilfe bei der Schulentwicklung. Allein eine Weiterentwicklung der Kompetenzen der Lehrkräfte stoße immer wieder an institutionelle Grenzen. Die Arbeit an nationalen Bildungsstandards (Mindeststandards) müsse "zügig und gründlich" vorangebracht werden. Dabei sollten Lehrkräfte von Beginn an der Entwicklung und der Einführung beteiligt werden. Nur so seien "Akzeptanz und praktische Umsetzung ohne Reibungsverluste" gewährleistet.
Bildungspolitiker und Lehrkräfte müssten aus der PISA-Studie die Lehre ziehen, dass das System Schule und nicht schwierige Schüler das Problem sei. Anschluss an internationales Spitzenniveau ist nur durch eine grundlegende Reform des deutschen Schulsystems zu erreichen die Zeit für einzelne Reparaturmaßnahmen ist endgültig abgelaufen, betonte Stange.
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